Auf den zweiten Blick ist das oben genannte Urteil allerdings kaum mehr haltbar. Zunächst fällt auf, dass die Euro-Zone mittlerweile bereits stark staatlich gelenkt wird. Helmut Kohl hat einmal gesagt, dass ab einer Staatsquote (Staatsausgaben im Vergleich mit der gesamten Wirtschaftsleistung) von 50 Prozent der Sozialismus beginnt. Das ist sicherlich stark übertrieben, in der Tendenz steckt darin aber dennoch ein Körnchen Wahrheit.
Staatsquote mit Tendenz zu Sozialismus
In der Euro-Zone betrugen die Ausgaben der Staaten 2009 im Vergleich mit deren BIP 50,8 Prozent, das vergleicht sich mit einer Zahl bei den Amerikanern von 37,9 Prozent (Quelle: EZB Zahlen für 2009). Dabei muss man allerdings beachten, dass sich die USA unter Obama diesbezüglich sehr rasch nach oben entwickeln. Für das aktuelle Haushaltsjahr dürfte diese Zahl auf ca. 44 Prozent ansteigen (Quelle: www.usgovernmentspending.com).
Besorgniserregend sind jedenfalls beide Zahlenwerke. Empirische Studien haben ergeben, dass hohe Staatsausgaben, die stets mit hohen Steuern unmittelbar verbunden sind, einen starken wachstumshemmenden Faktor (und umgekehrt) darstellen. Auch beim Thema Bildung zeigt Europa strukturelle Schwächen. Das wird anhand der jüngsten PISA-Daten – besonders im Wettbewerbsvergleich mit asiatischen Staaten – überdeutlich.