Die steigenden Inflationsängste der europäischen Verbraucher wirken sich auch auf die Einkommenserwartung aus. Der Indikator sinkt derzeit auf breiter Front. Einzig Rumänien macht hier mit einem minimalen Zuwachs eine Ausnahme, nachdem der Indikator im Juni 2010 mit -72,7 Punkten einen Negativrekord zu verzeichnen hatte. Um die Staatsfinanzen in den Griff zu bekommen, veranlasste die rumänische Regierung im vergangenen Jahr ein hartes Sparpaket mit Kürzungen bei den Sozialleistungen sowie Steuer- und Abgabenerhöhungen.
Außerdem kürzte sie den Staatsbediensteten ihre Bezüge um 25 Prozent. Infolgedessen brach die Einkommenserwartung der Bürger ein. Seit Mitte des Jahres verursachte die vorsichtige Hoffnung auf ein baldiges Ende der Rezession einen kontinuierlichen Anstieg des Indikators. Aktuell stabilisiert er sich auf sehr niedrigem Niveau bei -31,3 Punkten. Im Februar erhielten die Staatsbediensteten eine Lohnerhöhung von 15 Prozent, die die Kürzungen im Jahr zuvor zumindest teilweise kompensierte. Experten erwarten für die verbleibenden neun Monate dieses Jahres eine leichte wirtschaftliche Erholung.
Deutschland hat Wirtschaftskrise erstaunlich gut verkraftet
In Deutschland stabilisiert sich die Einkommenserwartung auf sehr hohem Niveau. Aktuell erreicht sie 40,5 Punkte. Deutschland hat die Wirtschaftskrise erstaunlich gut verkraftet. Die Unternehmen mussten auch während der Rezession aufgrund der erweiterten Möglichkeiten zur Kurzarbeit und staatlichen Konjunkturprogrammen kaum Entlassungen vornehmen. So konnten sie im letzten Jahr sofort reagieren, als die Nachfrage weltweit wieder anzog. Aufgrund der hervorragenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit kontinuierlich zurückgehender Arbeitslosigkeit, starkem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts und einer steigenden Nachfrage beim privaten Konsum rechnen die Deutschen in diesem Jahr mit spürbaren Gehaltserhöhungen, die zum Teil bereits realisiert wurden.
Frankreich zeigt schlechtesten Wert
Frankreich verzeichnet mit -39,2 Punkten den schlechtesten Wert derbetrachteten EU-Länder. Der Indikatorwert ist seit Januar 2010 um rund 30,6 Punkte gefallen. Frankreich hat die Wirtschaftskrise zwar mit weniger Blessuren überstanden als so manch anderes europäisches Land. Dies ist aber zum Teil den enormen staatlichen Konjunkturprogrammen zu verdanken. Diese hatten zur Folge, dass die Neuverschuldung im Jahr 2010 auf 7,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) gestiegen ist. In den Stabilitätskriterien für die Euro-Zone sind 3 Prozent erlaubt.
Die Staatsverschuldung liegt inzwischen bei 84 Prozent des BIP, nach 68 Prozent im Jahr 2008. Für dieses Jahr hat es sich die französische Regierung zur Hauptaufgabe gemacht, die Neuverschuldung zu senken. Dementsprechend befürchten die Verbraucher weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen, die sich direkt auf ihr verfügbares Einkommen und damit ihren Lebensstandard auswirken werden. Neben den Steuer- und Abgabenerhöhungen zur Sanierung der Staatsfinanzen stehen auch eini
ge Privilegien auf dem Prüfstand. Bereits im letzten Jahr hob die Regierung unter heftigem Protest der Bevölkerung das Renteneintrittsalter von 60 auf 62 Jahre an. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Grenze bereits bei 67 Jahren. Auch die gesetzlich festgelegte 35-Stunden-Woche dürfte mittel- und langfristig zur Disposition stehen.