Russland hat schnell auf die Ereignisse reagiert. Zu Beginn der Nahost-Krise bezog zum Beispiel Italien rund die Hälfte seiner Gasimporte aus Libyen. Als diese aufgrund der Proteste stark reduziert wurden, hob Russland die täglichen Gaslieferungen stark an, so Silvia Pecha von der Gutmann Kapitalanlageaktiengesellschaft.
Auch Japan muss nach der Nuklearkatastrophe verstärkt Gas importieren, denn der Verlust an Stromerzeugungskapazität, den das Erdbeben und der Tsunami auf der Insel verursacht haben, soll vor allem mit Erdgas ausgeglichen werden. Für Länder, die weit von den Gasabnehmern entfernt sind, ist der Gastransport mittels Pipelines nicht sinnvoll.
Flüssiggas als Alternative
Alternativ kann verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, auch LNG genannt) per Tankschiff transportiert werden. Wird Erdgas bis auf minus 161 Grad Celsius abgekühlt, geht es in den flüssigen Zustand über und schrumpft auf ein Sechshundertstel seines Volumens. Am Bestimmungsort wird es wieder erwärmt und in den gasförmigen Zustand versetzt, so dass es für den Gasleitungstransport per Pipeline zur Verfügung steht.
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Bislang gibt es in Russland erst ein Erdgas-Verflüssigungswerk auf der Insel Sachalin im Nordosten. Russisches LNG konkurriert vor allem mit Flüssiggas aus dem arabischen Raum und Australien, wo die Kosten für die Förderung deutlich tiefer liegen. Trotzdem gehört die Produktion von LNG zu den aussichtsreichsten Geschäftszweigen Russlands. Der globale Markt für Flüssiggas wächst dynamisch, weltweit entfällt bereits rund ein Drittel der Gasexporte auf LNG. Japan und Südkorea decken ihre gesamten Gaseinfuhren durch Flüssiggas.
Nach der Erdbebenkatastrophe Mitte März hat der russische Ölkonzern Gazprom Japan angeboten, sich an einigen der größten Energieprojekte im Fernen Osten und in Sibirien zu beteiligen. In den kommenden 20 Jahren will Russland die Produktion von Flüssiggas versiebenfachen, so Pecha.
Flüssiggas für Europa
Auch für die Verbesserung der Versorgungssicherheit in Europa spielt LNG eine immer wichtigere Rolle. In Deutschland wurden aus Sicherheitsgründen alte Atommeiler abgeschaltet und auch in anderen europäischen Staaten stellt sich die Frage nach Alternativen zum Atomstrom. Gas ist klimaschonender als Kohle und die Produktion kann kurzfristiger als bei alternativen Energiequellen erhöht werden.
Diese Ereignisse werden einen positiven Effekt auf alle großen Gasproduzenten haben, Russland dürfte aber der Hauptprofiteur sein. Im Gutmann CEE Portfolio wurde bereits im Dezember begonnen, das Exposure in Russland und in den Bereich Energie zu erhöhen.