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Quo vadis Rettungsschirm
 
24.11.2010

Quo vadis Rettungsschirm Griechenland, Irland, Portugal, Spanien - und dann?

Von Erwin J. Frasl
Staatspleiten erschüttern Europa. Was heute Euroland ins Wanken bringt ist anders, aber nichts grundsätzlich Neues. Auch in der Vergangenheit waren viele Staaten pleite.
Bankrott-Griechenland-Spanien-Italien-England-Irland-Portugal-Deutschland-Staatsverschuldung-Argentinien-Russland-Kriege-Militärausgaben-Euro-Währungen-Miltär-Steuern-Reichsmark-Umschuldung-Asienkrise-Zinsbelastung-Beamte-Sozialversicherung
Das Land am Peloponnes war die Nummer eins - und hat sich keinesfalls erholt. Irland steht derzeit faktisch vor der Pleite - und muss als erstes EU-Land Gelder aus dem Rettungsschirm in Anspruch nehmen. Und sind Spanien, Portugal - oder gar Italien - die Nächsten? Viele Euroländer sorgen permanent für Unruhe unter den Finanzmarktakteuren - die einst gelobte Gemeinschaftswährung wankt. Ein gigantischer Rettungsschirm soll uns Bürger für den Fall der Fälle Ruhe verordnen -  schließlichkönnten insolvenzgefährdete Länder im Bedarf darauf zurückgreifen. Doch dies beruhigt die Lage nicht wiklich. Angesichts der wirtschaftlichen Turbulenzen in Europa stellt sich die Frage, ob es sich um ein neues Phänomen in der Region handelt oder in der Historie bereits ähnliche Probleme aufgetreten sind. Dabei wird man rasch fündig, so Bernhard Spittaler, Dachfondsmanager der Schoellerbank Invest AG:

Die Gesellschaft der staatlichen Pleitiers

Bereits im 4. Jahrhundert vor Christus kam es zum ersten dokumentierten Staatsbankrott. Damals vermochten griechische Stadtstaaten Gelder, die ihnen ein Tempel geliehen hatte, nicht mehr zurückzuzahlen. In den letzten 200 Jahren hat Griechenland weitere fünf Pleiten erlebt. Russland war in dieser Zeitspanne ebenfalls ganze fünf Mal zahlungsunfähig. In der Türkei und Portugal stehen sechs, in Ungarn sieben, in Deutschland acht und in Spanien sogar dreizehn Staatspleiten zu Buche.

England verursachte Europas ersten großen Staatsbankrott

Prominente Insolvente im Mittelalter und der frühen Neuzeit: England und Spanien.
Die englische Krone sorgte für den ersten großen Staatsbankrott in Europa. 1340 konnte der englische König Edward III. nach einer gescheiterten Frankreich-Invasion seine Schulden bei diversen italienischen Bankiers nicht mehr tilgen. 1672 stellte auch Karl II. aufgrund der enormen Außenstände die Zahlungen an die Gläubiger ein. Nach der Revolution von 1688 bildete sich in England ein durchaus erfolgreicher Anleihenmarkt heraus, welcher von sogenannten „Consols“ (ewige britische Staatsanleihen) geprägt war. Wobei dieser sehr liquide Markt kriegsbedingt ebenfalls von sehr starken Schwankungen begleitet wurde.

Ein wesentlicher Faktor, warum in der Vergangenheit das Vertrauen in die Finanzkraft anderer Staaten schon des Öfteren wankte, war eine stark steigende Geldmenge. So machten die Spanier im 16. Jahrhundert erste negative Erfahrungen mit dieser Thematik. Damals war Silber, welches im ehemaligen Inkareich abgebaut und importiert wurde, ein von der Regierung häufig verwendetes Zahlungsmittel. Große Flotten von bis zu 100 Schiffen brachten das Edelmetall auf das spanische Festland. Die Könige ließen für ihre Eroberungskriege derart viel Silber fördern, dass es dramatisch an Wert verlor bzw. enorm an Kaufkraft einbüßte.

Die Finanzprobleme Spaniens

Spanien hatte im 16. und 17. Jahrhundert durchgängig ein mehr oder weniger großes Finanzproblem. Die Zahlungen an Gläubiger wurden in diesem Zeitraum neun Mal ganz oder teilweise eingestellt. Die Finanzgebarung war eine einzige Katastrophe. Von 1556 bis 1598 saß Philipp II. von Spanien am Ruder der Macht. Unter ihm waren bis zu 90 Prozent des Staatshaushaltes für Militärausgaben reserviert.

Generell ist festzuhalten, dass sich Staaten in der Neuzeit immer wieder hoch verschuldet haben. In erster Linie dienten diese Defizite als Kriegsfinanzierung oder für das aufwändige Leben des jeweiligen Herrschers.

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