Die Bank Austria Analyse beschäftigt sich auch mit den Möglichkeiten, die aktuelle Krise zu überwinden. Die derzeit zur Verfügung stehenden Mittel der EFSF (European Financial Stability Facility) würden dabei, falls sie flexibel eingesetzt werden, durchaus ausreichen, so die Studie. Etwas kritisch sieht die Studie den Vorschlag, Altschulden zurückzukaufen. Der Rückkauf der gesamten Altschulden Griechenlands zum derzeitigen Kurs würde zwar die Schulden Griechenlands um 25 Prozentpunkte des BIP reduzieren, wäre allerdings mit enormen politischen Problemen behaftet, denn die EFSF müsste die gesamten Schulden finanzieren. Zudem würden viele Schuldner nicht bereit sein, mit Verlust zu verkaufen.
Vorschlag zur Überwindung der Krise
Daher wird in der Studie ein neuer Vorschlag zur Überwindung der aktuellen Krise gemacht. Dabei sollte die EFSF mit ihren Mitteln am Finanzmarkt als Verkäufer von CDS (Credit Default Swaps) auftreten. Damit könnte ein Land wie Portugal weiter Anleihen zum aktuellen Preis begeben, die EFSF würde diese aber für eine Gebühr versichern. Netto würde ein Investor mit Gewinn aussteigen, ohne ein höheres Risiko als bei der Finanzierung von Deutschland zu übernehmen. Die anderen Länder würden dabei eine Gebühr erhalten, die sie wiederum an ein Land wie Portugal weitergeben könnten, um dessen Zinslast zu reduzieren. „Würde die EFSF flexibel am Markt agieren, könnte mit weniger Mitteln und geringerer Übernahme von Schulden ein deutliches Signal der Stärke gesendet werden“, meint Bruckbauer.
Lösung der Finanzierungsprobleme wichtiger als Neugestaltung der Wirtschaftspolitik
In den nächsten Wochen muss die Politik deutliche Signale der Solidarität senden. Dabei ist die Überwindung der aktuellen Finanzierungsprobleme vorläufig wichtiger als die mittelfristige Neugestaltung der Wirtschaftspolitik im Euroraum. Zwar ist verständlich, dass man die Lösung der aktuellen Probleme nutzt, um Zugeständnisse zu erhalten, man riskiert jedoch dabei einiges. Gefährlich könnte es sein, wenn beide Seiten zu überlegen beginnen, wer mehr zu verlieren hat. „Kurzfristig haben die Schuldnerländer mehr zu verlieren, mittelfristig jedoch die Kernländer“, so Bruckbauer.
So rechnet die Studie vor, dass Österreichs Export in den Jahren freier Wechselkurse vor dem Euro deutlich gelitten hat. Demnach sank der Anteil österreichischer Exporte am italienischen BIP von 1,5 Prozent in den 60er Jahren auf 0,4 Prozent in den 90er Jahren, erst seit dem Euro steigt er wieder. Bis zum Euro verlor der Wert der Lira über 80 Prozent gegenüber Österreich. „Eine einfache Rechnung zeigt, dass Österreichs Wirtschafts-leistung bis zu 5 Prozent einbrechen würde, käme es zu einer freien Wechselkursentwicklung innerhalb des heutigen Euroraums“, so Bruckbauer.