Biallo.at: Die Lage in Griechenland ist noch schlimmer als vor dem jüngsten Wochenende gedacht. Laut EU und Internationaler Währungsfonds (IWF) benötigt Athen bis zum Ende des Jahrzehnts mindestens 252 Milliarden Euro - möglicherweise noch mehr. Ist Griechenland mit einem Teilerlass der Schulden noch zu retten oder müssen die Gläubiger mit einem Totalverlust ihrer Forderungen rechnen?
Walter K. Eichelburg: Griechenland ist ein Totalausfall. Es kann weder die Staatsschulden bedienen, noch das laufende Staatsdefizit decken. Die Wirtschaft ist in Depression, die Regierung im Untergang. Das Land muss raus aus dem Euro. Ein 60 Prozent-Schuldenschnitt wird nicht reichen, realistisch sind 95 Prozent. Das ist ein Totalverlust. Dieser wird am Ende beim Sparer, dessen Spargeld an dieses Pleiteland weitergegeben wurde, verrechnet werden müssen.
Biallo.at: Die Europäische Union verlangt von Italiens Premier Silvio Berlusconi einen glaubwürdigen Schuldenabbau. Ist Berlusconi dazu überhaupt noch imstande oder reißt er die Eurozone mit ins Verderben?
Eichelburg: Griechenland ist schon ein Problem, aber immer noch klein im Gegensatz zu Italien, das auch gerade untergeht. In Italien hat die öffentliche Meinung jetzt total gegen Deutschland, Frankreich und die EU gedreht. Es geht jetzt um die "nationale Ehre", man will keine Sparbefehle mehr befolgen. Ausserdem ist die Berlusconi-Regierung am Zerbrechen. Die Kapitalflucht aus Italien läuft schon und wird den Euro bald umreissen
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Biallo.at: Wird der Euro-Rettungsschirm EFSF eine wirksame Waffe gegen die Schuldenkrise in der Eurozone oder verschärft er mittelfristig die bestehenden Probleme?
Eichelburg: Der EFSF ist hoffnungslos zu klein, da auch Italien gerade untergeht. Eine Aufstockung per Kredithebel funktioniert nicht. Eine Aufstockung durch die Parlamente auch nicht. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen: der Euro scheitert gerade und die Politik kann nichts dagegen tun. Ein Euro-Crash mit nachfolgender Rückkehr zu den nationalen Währungen dürfte nur mehr eine Frage von Tagen sein, maximal Wochen.
Biallo.at: Ist jetzt die Zeit reif für eine Rückkehr der Währungssysteme auf den Goldstandard?
Eichelburg: Ja, die Zeit ist reif dafür. Die Frage ist nur, haben die Zentralbanken noch Goldreserven dafür. Denn nach dem grossen Haircut bei den Gläubigern wird man wieder Gold als Geld haben wollen. Aber vermutlich werden die neuen Währungen nach dem Euro wieder Fiat-Währungen sein, und daher bald crashen, weil die Staaten nicht entsprechend sparen wollen. Das Gold fliesst dann schnell ab.
Biallo.at: Werden jetzt in der gesamten EU die Notenpressen angeworfen? Immerhin geht es nicht nur um die Stabilisierung des Euro und die Eurozone - auch der ungarische Forint ist ja schon unter Druck geraten, wenngleich aus anderen Gründen als der Euro?
Eichelburg: Die Amerikaner machen es, die Briten auch: Gelddrucken, aber elektronisch. In der Eurozone gibt es Widerstände dagegen, besonders in Deutschland. Daher versucht man in der Eurozone auch diese komischen "Rettungsschirme" wie diesen EFSF. Das Gelddrucken funktioniert nur solange, wie man den Goldpreis noch unter Kontrolle halten kann. Wenn dieser massiv ausbricht, muss das Gelddrucken eingestellt werden, denn sonst ist gleich die Hyperinflation da.
Biallo.at: Stehen uns in dieser Lage die goldenen Zeiten von Gold erst bevor?
Eichelburg: Goldener die Zukunft nicht sein kann, aber nur für jene, die Gold und Silber bereits haben. Für jene, die es nicht haben: Elend. Es gilt dann wieder: Wer Gold hat, macht die Regeln.
Diplomingenieur Eichelburg ist Informatiker und Investor in Wien. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Investment- und Geldfragen. Er ist Autor zahlreicher Artikel auf dem Finanz- und IT-Sektor. Seine Gold-Website www.hartgeld.com wurde 2006 gegründet und ist nach eigenen Angaben derzeit das meistgelesene Gold- und Krisen-Webportal im deutschsprachigen Raum. Es befasst sich umfassend mit allen Aspekten der Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2007 sowie mit der Geldanlage in Gold/Silber.