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Fidelity-Manager Andrew Wells
 
18.11.2011

Fidelity-Manager Andrew Wells "Wir treten in eine Schlussphase der Krise ein"

Von Erwin J. Frasl
So wie sich der Fokus der Anleihenmärkte von Italien auf Spanien verlagert, und noch besorgniserregender, auf die Kernmärkte Belgiens, Österreichs und Frankreichs, breitet sich die steigende Flut der Staatsverschuldung in der Eurozone alarmierend schnell aus. Andrew Wells, CIO für Anleihen bei Fidelity, meint, dass sich eine vernünftige Lösung nur über einen Weg erzielen lässt: über eine von der EZB durchgeführte quantitative Lockerung der Geldpolitik.
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Andrew Wells, CIO für Anleihen bei Fidelity meint, dass sich eine vernünftige Lösung nur über einen Weg erzielen lässt: über eine von der EZB durchgeführte quantitative Lockerung der Geldpolitik.

Das alarmierende Tempo, in dem sich die Staatsanleihenkrise ausbreitet, wird leider zu einem ihrer zentralen Merkmale. Naturgemäß testen die Märkte jede empfundene Schwäche. Nun, da die Europäische Zentralbank (EZB) italienische Anleihen kauft, testen die Märkte die Bereitschaft der EZB, dies auch in Spanien zu tun, so Andrew Wells, CIO für Anleihen bei Fidelity.

Die Fixierung auf Italien erreichte vor allem durch die politische Schwäche der Regierung Berlusconi den Höhepunkt. Die Lage in Spanien ist anders. Aus fundamentaler Sicht ist die Haushaltslage tatsächlich schlechter, daher ist der Fokus der Märkte auf Spanien keine Überraschung.

Eine der Maßnahmen, die die EZB ergreifen könnte, um die Masse der Angriffe auf diese Staatsanleihen abzuwehren, besteht darin, öffentlich ein Renditeniveau zu diskutieren, ab dem sie italienische und spanische Staatsanleihen unterstützen würde, so Andrew Wells, . Dies ist allerdings schon aus politischen Gründen wenig wahrscheinlich. Die Schwierigkeit besteht darin, dass eine öffentliche Unterstützung einen Vermögenstransfer aus Deutschland in die Peripherieländer bedeuten würde. „Ich gehe nicht davon aus, dass Deutschland bereit ist, für die Peripherieländer der Eurozone Blankoschecks auszustellen“ ist Wells überzeugt.

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Die Aussichten für den Euro

Angesichts der Ereignisse in Europa in den letzten Wochen hat sich der Euro tatsächlich unerwartet gut geschlagen, meint Wells. Es gibt an den Währungsmärkten zahlreiche Spekulanten, die gerne gegen den Euro wetten. „Aber jedes Mal, wenn wir erfreuliche Nachrichten erhalten – über die Arbeitslosenzahlen in Deutschland oder über Anzeichen für eine konzertierte politische Maßnahme – werden diese Short-Positionen glatt gestellt und der Euro erholt sich wieder“ erläutert Wells.

Es wird sich zeigen, wie lange dies noch durchzuhalten ist, wenn sich die Nachrichtenlage verschlechtert. Der negative Druck gegen den Euro steuert auf einen Wendepunkt zu, der eine erhebliche Schwäche verursacht, so Wells. Wir erleben bereits, dass Investoren aus Asien ihr Vertrauen in die Eurozone und in den Euro als Währung verlieren. Allerdings würde durch eine massive Korrektur eine Kaufgelegenheit für die angeschlagenen europäischen Vermögenswerte mit dennoch hoher Qualität entstehen, vor allem in Deutschland und Frankreich.

Kommt jetzt die Schlussphase der Krise ?

„Ich gehe davon aus, dass wir in eine "Schlussphase" der Krise eintreten“, so Wells. Die Lösung besteht darin, Deutschland dazu zu bewegen, eine gewisse Inflation in Kauf zu nehmen, und zwar durch eine quantitative Lockerung mit entsprechender Ausweitung der Geldmenge.  Dies steht allerdings völlig im Widerspruch zur nationalen Überzeugung der Deutschen. Sie haben in den 1920-er Jahren eine vernichtende Hyperinflation erlebt, die noch heute das kollektive Bewusstsein der Politiker und Zentralbanker bestimmt. Leider sind die Alternativen zur quantitativen Lockerung erschöpft.

„Ich kann mir gut vorstellen, dass hinter verschlossenen Türen bereits versucht wird, die Deutschen zu überreden. Die quantitative Lockerung mit ihrer entsprechenden Erhöhung der Geldmenge wird den Wert der Schulden in der Eurozone schmälern und der Eurozone eine Atempause verschaffen, damit sie sich erholen kann“, meint Wells.

Welche Aussichten Anleihen angesichts anhaltenden Verschuldung haben

Wir befinden uns nun in einer Reflationierungsphase des Konjunkturzyklus in den entwickelten Volkswirtschaften, die bisher immer mit einer starken Wertentwicklung der Anleihen verbunden war, ortet Wells.  Das Wirtschaftswachstum schwächt sich ab und die Inflation sinkt - in bestimmten Bereichen ziemlich stark. Es spricht viel für Unternehmensanleihen hoher Qualität und für inflationsindexierte Anleihen. Auch High Yield Unternehmensanleihen bieten sich an. Sie bergen zwar ein höheres Risiko, aber die Renditen entsprechen bereits den notleidenden Niveaus, die dank der relativ robusten Fundamentaldaten der Unternehmen derzeit nicht erreicht werden.

Vviele Unternehmen befinden sich heute in einer besseren Verfassung als die Staaten. Wir erleben eine Neubewertung der Risiken an den Anleihenmärkten. Mit Ausnahme der Finanztitel können Unternehmensanleihen ein attraktives Risiko-/Ertragsverhältnis bieten, skizziert Wells.

Druck auf Deutschland wächst, Inflation zum Schuldenabbau zuzulassen

„Ich gehe davon aus, dass die quantitative Lockerung und eine damit verbundene Erhöhung der Geldmenge das wahrscheinliche Ergebnis sein werden, wenn Deutschland erst einmal seine Einwände im weiteren Verlauf dieser Krise nicht mehr durchsetzen kann. In einem derartigen Fall müsste man die Inflation als ein beträchtliches Sonderrisiko ansehen“, so Wells
Jetzt sind die Inflations-Gewinnschwellen (die Renditedifferenz aus nominalen Staatsanleihen und inflationsindexierten Staatsanleihen - ein Anzeichen für die von den Anleihenmärkten eingepreiste Inflation) sehr preiswert, da wir diese Phase der quantitativen Lockerung noch nicht erreicht haben.
Das Problem besteht darin: wenn Anleger warten, bis diese Phase erreicht ist, sind sie zu spät, da das Wort Inflation dann in aller Munde sein wird. Die Märkte werden dann schnell handeln und diese neuen Erwartungen einpreisen. „Ich würde den Anlegern raten, über den Aufbau eines Inflationsschutzes in ihren Portfolios gerade jetzt nachzudenken. Der Schutz ist jetzt noch zu attraktiven Preisen zu haben“, so Wells.
 

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