Biallo.at: Hat der lange Zeit hohe Goldpreis auch die Suche nach neuen
Goldvorkommen nennenswert beflügelt?
Ronald-Peter Stöferle: Definitiv. Aufgrund des stark gestiegenen Goldpreises werden zunehmend Vorkommen in Produktion gebracht, die noch vor wenigen Jahren unrentabel gewesen wären. Gemäß dem Geologen John R. Holiday sind derzeit zwölf Prozent aller produzierenden Minen porphyrische Lagerstätten. Es handelt sich dabei um Lagerstätten mit geringen Erzgehalten, großen Volumen und relativ einfachem Abbau. Der Kapitalaufwand solcher Minen ist enorm. Es scheint, als wären Porphyr-Lagerstätten die Zukunft der Industrie. Von allen nachgewiesenen Ressourcen die größer als 7,5 Millionen Unzen sind, entfielen zuletzt 50 Prozent auf CU-AU Lagerstätten. Die stetig fallenden Mineralisierungsgrade bestätigen die wachsende Bedeutung dieser Vorkommen. Lag der durchschnittliche Goldgehalt je Tonne im Jahre 1950 noch bei mehr als 8,0 Gramm, so sind es heutzutage ca. 0,8 Gramm je Tonne.
Biallo.at: Laut Internationalem Währungsfonds hatte Libyens Ex-Diktator Gaddafi einen Goldschatz von rund 144 Tonnen Gold gesammelt. Die Frau des geflüchteten tunesischen Präsidenten Ben Ali hat eineinhalb Tonnen Gold von der tunesischen Notenbank mit ins Ausland genommen. Sind die Diktatoren dieser Welt neben den Zentralbanken die größten Aufkäufer von Gold oder doch in Summe die privaten Anleger?
Der „Love-Trade“ ist weiterhin intakt
Stöferle: China und Indien sind weiterhin die wichtigsten Faktoren auf der Nachfrageseite. Insgesamt waren beide Nationen für mehr als 60 Prozent der Nachfrage verantwortlich. Die chinesische Investmentnachfrage verdoppelte sich in den ersten drei Monaten des neuen Jahres (im Vergleich zum Vorjahresquartal) und steht nun bei 90,9 Tonnen. Dies entspricht 25 Prozent der gesamten Investmentnachfrage (versus 23 Prozent in Indien). Es scheint, als würden viele Chinesen dem überhitzten Immobilenmarkt den Rücken kehren und nun den Inflationsschutz in Form von Goldanlagen suchen. Setzt man die Goldnachfrage in Relation zum GDP (gross domestic product = Bruttoinlandsprodukt), erkennt man, dass Indien deutlich mehr (2,5 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt) als China (0,4 Prozent) kauft. Für das Gesamtjahr 2011 könnte China nun erstmals Indien als größten Gold-Konsumenten ablösen.
Bedeutung der chinesischen Mittelschicht für den Goldmarkt wird unterschätzt
Im neuen chinesischen Fünfjahresplan wird ein Anstieg des Konsumanteils am BIP von aktuell 40 Prozent auf 55 Prozent anvisiert. Der Übergang von einer Exportindustrie in Richtung Binnen-Wachstum wird weitreichende Implikationen auf die Weltwirtschaft mit sich ziehen. Dies sollte den Goldkonsum weiter stimulieren. Zwar ist die Goldaffinität in China groß, trotzdem beläuft sich der jährliche Konsum auf lediglich 0,4 Gramm pro Kopf. Bei einer Sparquote von knapp 35 Prozent, hoher Inflation und steigendem Wohlstand wird der Goldkonsum zwangsläufig mitsteigen. Die wachsende Bedeutung der chinesischen Mittelschicht auf die Goldnachfrage wird unserer Meinung nach weitgehend unterschätzt.
Edelmetall
Der Goldpreis notiert noch in homöopathischen Regionen
Energie
Ölpreis wird bis Mitte 2012 auf mindestens 146 US-Dollar pro Barrel steigen
Staatsverschuldung
Wie kommt der Staat zu Geld?
Risiko-Lebensversicherung
Versicherungsschutz für weniger als 20 Euro
Ergo-Direkt
Per Mausklick zur Lebens- oder Unfallversicherung
Biallo.at: Welche Anlageprodukte bieten Anlegern interessante Chancen, wenn
sie jetzt noch in Gold investieren wollen?
Stöferle: Ich habe stets physisches Gold sowie Goldaktien empfohlen. Mining-Aktien zeigten in den letzten Monaten eine klar negative Divergenz zum Goldpreis, die sich nun jedoch aufzulösen scheint. Einerseits waren dafür die gestiegenen Input-Kosten (in erster Linie Energie) verantwortlich, andererseits dürfte auch die wachsende Risikoaversion ein wichtiger Faktor gewesen sein. Das Kind (Goldaktien) wurde quasi mit dem Bade („Assetklasse Aktien“) ausgeschüttet.
Ich denke, dass Goldaktien auf derzeitigem Bewertungsniveau ein klarer Kauf sind. Bei den Aktien aus dem Gold Bugs Index liegt das geschätzte KGV für 2011 derzeit bei 14x. Für 2012 soll es auf 12x absinken. Dies ist im Vergleich zur eigenen Historie (durchschnittliches KGV 2000-2010: 33x) aber auch in Relation zu zahlreichen anderen Branchen eine extrem günstige Bewertung. Zudem bestätigt es die Tatsache, dass der Markt derzeit alles andere als euphorische Erwartungen einpreist.
Die Übernahmetätigkeit wird sich wohl weiter beschleunigen. So wird sich der kumulierte Free Cash Flow der 16 Unternehmen im Gold Bugs Index heuer auf 8,5 Milliarden US-Dollar belaufen, bis 2013 soll er auf 14 Milliarden US-Dollar steigen. Allein Barrick Gold wird – bei stabilem Goldpreis – in den nächsten drei Jahren mehr als 15 Milliarden US-Dollar an Free Cash Flow generieren. Die Cash&Near-Cash Bestände der Unternehmen lagen per Ende 2010 bei 14 Milliarden US-Dollar. Dies lässt das enorme Potenzial für weitere Konsolidierungen erkennen, nachdem alleine die Top-10 Produzenten in 2011 mehr als 40 Millionen Unzen an Produktion ersetzen müssen. Generell sollten Goldaktien jedoch nie als Ersatz für physische Goldinvestments gesehen werden.
Der NYSE Arca Gold BUGS Index umfasst die Aktien von Goldproduzenten, die ihre Goldproduktion nicht an Terminbörsen handeln oder verkaufen. Diese Minengesellschaften sind deshalb sehr stark von der aktuellen Entwicklung des Goldpreises abhängig. BUGS ist das Kürzel für Basket of Unhedged Gold Stocks (Aktienkorb von Goldunternehmen, die sich nicht mit Vorwärtsverkäufen abgesichert haben). Der in US-Dollar berechnete HUI ist ein Kursindex, Dividenden fließen nicht in die Berechnung ein. Der Indexstand wird ausschließlich auf Grund der Aktienkurse ermittelt und nur um Erträge aus Bezugsrechten und Sonderzahlungen bereinigt. Der HUI bildet die Wertentwicklung von an der New York Stock Exchange, NYSE Amex oder NASDAQ gelisteten Goldaktien ab.