Führende Notenbanker rechnen mit steigenden Inflationsraten. Vermeintlich sichere Staatsanleihen bergen daher erhebliches Absturzpotential.
Erstklassige Staatsanleihen gelten als sicherste Anlageform überhaupt. Auch während den jüngsten Börsenturbulenzen wurden rekordhohe Umsätze mit Staatsanleihen erzielt, weil Anleger das Aktienrisiko gegen deren vermeintliche Sicherheit austauschen wollten. Allerdings ist bei dem aktuellen Kursniveau so gut wie sicher, dass es auch hier zu möglicherweise durchaus massiven Verlusten kommen wird. So erzielen zehnjährige Bundesanleihen aktuell eine Umlaufrendite von 0,665 Prozent, Österreichische Bundesanleihen schütten bei zehnjähriger Bindung 0,97 Prozent aus, britische Pfund bringen 1,9 Prozent während US-Dollar-Staatsanleihen aktuell auch nur 2,13 Prozent zahlen. Nachdem im August die jährliche Inflationsrate im Euroraum nach Zahlen von Eurostat bei 0,2 Prozent verharrt ist, ergibt sich selbst bei den deutschen Papieren - den teuersten Staatsanleihen weltweit - real, d.h. inflationsbereinigt, noch immer eine geringfügige Rendite. Das allerdings nur so lange die Inflationsrate so niedrig bleibt, wie bisher.
Damit ist freilich nicht zu rechnen. Das war jedenfalls der Tenor des weltweit wichtigsten Notenbanker-Treffens, das alljährlich in Jackson Hole stattfindet und von der Federal Reserve Bank of Kansas City veranstaltet wird. Hier diskutierten Ende August führende Notenbanker und Finanzwissenschaftler drei Tage lang über „Inflationsdynamik und Geldpolitik“, was angesichts der Erfahrungen der letzten zehn Jahre eine ziemlich anspruchsvolle Angelegenheit war. Denn angesichts der weltweiten Niedrig-Zinsen hätte die herrschende ökonomische Theorie eigentlich wesentlich höhere Inflationsraten vorausgesagt, indes war davon weltweit wenig zu bemerken. Im Gegenteil. Tatsächlich lagen die Preissteigerungen in den letzten fünf Jahren weltweit so niedrig, wie seit dem Ende des Goldstandards nicht mehr.
Inflation soll wieder steigen - schlecht für Anleihen
Und wenn die Experten auch höchst unterschiedliche Auffassungen vertraten, worauf dieser Trend zurückzuführen sei, waren sie sich weitgehend einig, dass die Inflationsraten weltweit wieder ansteigen werden. Dadurch stehen sie in starkem Kontrast zu den Finanzmärkten, wo in die Anleihenkurse ein Weitergehen des aktuellen Inflations-Trends eingepreist wird. In Jackson Hole stimmten führende Geldpolitiker wie Stanley Fischer (Federal Reserve der Vereinigten Staaten) und Mark Carney (Bank of England) die Öffentlichkeit nun auf einen allmählichen, wenn auch auf absehbare Zeit unbedenklichen Anstieg der Inflationsraten ein – was für lange laufende Anleihen düstere Aussichten bedeutet.
Steigende Inflationsraten bedeuten sinkende Anleihenpreise
Denn steigende Inflation bedeutet steigende Langfristzinsen, was wiederum sinkende Anleihenkurse mit sich bringt. Dadurch riskieren gerade Investoren in die sichersten Anleihen die höchsten Verluste. Und wer gerade aus den kriselnden Aktienmärkten in sichere Anleihen flüchtet, riskiert erneut hohe Verluste. Investoren ist folglich geraten, die freigewordenen Gelder nicht in Anleihen zu stecken, sondern etwa auf Festgeldkonten zu transferieren, wo bei längerer Bindungsdauer bei der J&T Banka, bei der Deniz Bank und der Crédit Agricole laut dem Biallo-Festgeld-Rechner auch annähernd zwei Prozent Zinsen zu erhalten sind.
Unser Tipp: Wenn Sie Aktien verkaufen, investieren Sie Ihr Geld dann nicht in Staatsanleihen, sondern parken Sie es auf Festgeld-Konten.