Der KSV1870 hat Daten über nahezu jeden Österreicher. Denn sobald man um einen Kredit auch nur anfragt, wird dies vermerkt. Wie genau der KSV arbeitet, weiß allerdings kaum jemand. Wir haben für Sie nachgefragt.
„Wir haben Daten von mehr als 95 Prozent der volljährigen Österreicher“, sagt Gerhard Wagner, Prokurist der KSV1870 Information GmbH. Die Tochter des „Kreditschutzverband von 1870“ führt Buch über die Bonität von Unternehmen sowie von Privatpersonen. Der Grund für die hohe Zahl an gespeicherten Daten: „In aller Regel werden bei Girokontoeröffnungen Abfragen durchgeführt, was bedeutet, dass eben diese Anzahl von Personen gespeichert ist.“
Einen Kredit haben davon laut Wagner rund die Hälfte, also etwa 3,5 Millionen. Denn Banken melden jeden gewährten Kredit in die sogenannte Konsumentenkreditevidenz (KKE) beim KSV ein. Aufgezeichnet werden die Höhe des Kredits, Laufzeit, ob es Bürgen gibt, etc. Aber auch, wenn das Zahlungsverhalten zu wünschen übrig lässt, vermerkt dies der KSV. Zweck der Datenspeicherung ist es schließlich, Banken vor Personen, die einen Kredit möglicherweise nicht zurückzahlen können, zu warnen. Ebenso gibt es eine Warnliste (WL) über Personen, die Bankomat- oder Kreditkarten unerlaubt verwenden, oder deren Girokonto, Kredit oder Kreditkarte von der Bank fällig gestellt wurde.
Darüber hinaus führt der KSV die Warenkreditevidenz (WKE), die Unternehmen vor Zahlungsausfällen schützt. Diese Datenbank können Firmen abfragen, die auf offene Lieferung bzw. Leistung liefern und somit einen Warenkredit geben. Gespeichert sind Fälle, bei denen eine offene Forderung an ein Inkassobüro oder einen Rechtsanwalt übergeben worden ist.
Eintrag wird gelöscht, wenn Sie den Kredit ohne Probleme getilgt haben
Bei den Einträgen über Kredite handelt es sich laut Wagner in etwa 70 Prozent der Kredite um Konsumkredite, „wobei wir das Motiv dahinter nicht kennen und somit nicht wissen, ob sie für ein neues Auto, einen Fernseher oder wofür auch immer verwendet werden.“ Der Rest verteile sich auf Hypothekarkredite, Girokonten und Kreditkarten. Werden die Kredite ordnungsgemäß zurückbezahlt, dann werden die Einträge drei Monate nach Ablauf des Kredits gelöscht. Nicht so, wenn es Probleme bei der Rückzahlung gab. „Bei Krediten mit Zahlungsstörungen erfolgt die Löschung fünf bis sieben Jahre nach Rückzahlung“, sagt Wagner.
Eine Selbstauskunft zeigt Ihnen Ihre Bonität
Welche Daten der KSV über Sie in der KKE, der WL und der WKE gespeichert hat, können Sie übrigens mittels Selbstauskunft erfragen. Davon machen laut Wagner rund 120.000 Personen jährlich Gebrauch. Einmal im Jahr ist die Selbstauskunft gratis, ansonsten kostet sie 29,80 Euro. Das Formular dazu können Sie
hier online ausfüllen.
Mitunter kommt es dabei vor, dass Sie auf einen falschen Eintrag stoßen, weil Ihr Kredit zum Beispiel längst zurückbezahlt ist. In diesem Fall können Sie die Daten ändern beziehungsweise löschen lassen. Wagner: „Unser Servicecenter überprüft einen solchen Hinweis und gegebenenfalls korrigiert es die Daten.“
Mit etwas Geschick können Sie Ihre Bonität verbessern
Im KSV vermerkt wird übrigens bereits die bloße Kreditanfrage. „In diesem Fall wird von der Bank eine Abfrage gemacht“, so Wagner, „das ist aber für andere Banken nicht ersichtlich.“ Auf die Bonität können mehrmalige Abfragen von Seiten der Kreditinstitute dennoch Einfluss haben. Und bei mangelnder Bonität sinken bekanntlich die Chancen, überhaupt einen Kredit zu bekommen.
Daher unser Tipp: Stellen Sie bei Ihrer Bank oder Sparkasse klar, dass Sie lediglich einen Konditionenvergleich einholen wollen. Denn dafür fragen die Banken nicht beim KSV an und es gibt noch keinen Vermerk. Wagner: „Eben dafür ist die Regelung geschaffen worden, dass der Konditionenvergleich zu keiner Verschlechterung führt.“
Wie Sie Ihre Chancen auf einen (günstigen) Kredit noch erhöhen können, lesen Sie im Artikel „Kennen Sie Ihre Bonität?“. Außerdem erfahren Sie, wie Sie Ihre Bonität verbessern können.