Die Verschuldungsproblematik in der Eurozone bleibt ungelöst. Sowohl konjunkturell als auch aus Sicht der Finanzmärkte ist die Situation fragil. „Infolge der moderaten und vielfach noch belasteten Konjunkturentwicklungen ist weiterhin selektives Vorgehen angesagt“, rät Fritz Mostböck, Leiter des Bereichs Research der Erste Group. Chancen sieht Mostböck jedoch im zweiten Quartal bei einigen Aktienmärkten.
So rechnet Hans Engel, Senior Analyst Internationale Aktien in der Erste Group für das zweite Quartal um einen Anstieg des MSCI World Index um bis zu fünf Prozent. Gründe dafür sind die steigenden Unternehmensgewinne, die geringen Volatilitäten und ein moderates Bewertungsniveau.
Prognose für Aktienentwicklung
In den kommenden Monaten sollten wachstumsorientierte Werte aus den Bereichen Konsum, Gesundheit und Technologie weiter zu den Gewinnern zählen. Dem europäischen Aktienmarkt wird wegen der anhaltenden wirtschaftlichen Probleme in der Eurozone tendenziell ein etwas schlechteres Zeugnis ausgestellt als dem US-Aktienmarkt. Die Gründe: Höhere Rentabilität der US-Unternehmen sowie eine stärkere wirtschaftliche Erholung in den USA.
Aktien: Sell in May and go away
Der Grundsatz: „Sell in May and Go Away“ sollte jedoch auch bereits Ende April nicht unterschätzt werden. Das gilt auch für den ATX, bei dem Marktanalysten zur Vorsicht raten. Begründet wird diese Entscheidung damit, dass üblicherweise kurz vor Beginn des Mai kaum größere Marktpositionierungen erwartet werden, erklärt Günther Artner, Aktienanalyst der Erste Bank. Andererseits starteten bei einigen wichtigen österreichischen Unternehmen wie Verbund und Lenzing nächste Woche die Dividendenabschläge, die im ATX nicht bereinigt werden. Sollte sich der ATX jedoch um drei bis vier Prozent rückgängig entwickeln, so würde Artner für Titel wie Immofinanz, Lenzing, RHI oder auch voestalpine eine Kaufempfehlung abgeben.
Leitzinssenkung der EZB realistisch
Im Vergleich zur Federal Reserve Bank (Fed) agieret die EZB mit ihren Maßnahmen zurückhaltend. In den USA ist nun die Erholung am Häusermarkt und beim Arbeitsmarkt bereits spürbar, was eine langsame US-Dollar-Befestigung im Jahresverlauf erwarten lässt. In Europa werden für das gesamte Jahr 2013 weiterhin niedrige Zinsen erwartet. Eine Leitzinssenkung der EZB im zweiten Quartal auf 0,5 Prozent ist durchaus möglich.
Top-Zinsen für Tagesgeld und Festgeld
Aktuelle Top-Zinssätze für Tagesgeld bieten derzeit für 10.000 Euro etwa die Advanzia Bank mit 1,52 Prozent oder die Direktbank mit 1,50 Prozent. Beim Festgeld sind es immerhin bei der Amsterdam Trade Bank 1,70 Prozent, bei der Vakifbank International 1,63 Prozent und bei der Deniz Bank 1,60 Prozent.
Immo-Blase erwartet
Die Situation rund um die Zinspolitik macht eine Investition in Sachwerte auf den ersten Blick sinnvoll. Doch liegt hier der Teufel im Detail. Während in den vergangenen Monaten ein regelrechter Run auf hochwertige Immobilien in Wien und in anderen Zentren eingesetzt hat, droht nun sogar eine Immobilien-Blase. Die Ratingagentur Standard & Poor’s warnte zuletzt vor einer Immo-Blase. Die stark gestiegenen Immobilienpreise in Wien und anderen Teilen Österreichs bergen die Gefahr, dass dieser Boom zur Blase wird – was wiederum die Gefahr von Kreditausfällen birgt, so die Experten von Standard & Poor’s.
Gold als sicherer Hafen?
Und wie sieht es derzeit mit einer Veranlagung in Gold aus? Nach dem Rekordabsturz von mehr als 13 Prozent innerhalb von zwei Handelstagen, hat sich der Kurs des Edelmetalls wieder etwas erholt und auch die erste Panik der Anleger ist gewichen.
Charttechniker erwarten nun vorerst eine Rückkehr des Goldpreises auf rund 1.500 US-Dollar je Unze und gehen dann jedoch davon aus, dass sich der Abwärtstrend wieder fortsetzt. Eine Abwärtsspirale sollte jedoch spätestens bei einer Marke von 1.000 Dollar gestoppt werden, da sonst der Wert der Produktionskosten nicht gedeckt wäre und die Produktion verringert bzw eingestellt würde. Diese Situation würde wiederum den Preis in die Höhe treiben. Doch darf man allzu große Sprünge vorerst nicht mehr erwarten. Von einem Kursziel von 2.000 Dollar, wie es noch vor wenigen Monaten erwartet wurde, bleibt man auf jeden Fall für längere Zeit weit entfernt.