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Unternehmensanleihen
 
05.10.2010

Interview Unternehmensanleihen Erfolgsfaktoren Bonität, Liquidität und Diversifikation

Von Erwin J. Frasl
Biallo.at sprach mit Edwin Trieblnig, Leiter des Produktmanagments Private Banking der Erste Bank Österreich, worauf Anleger beim Kauf von Unternehmensanleihen ganz besonders achten sollten.
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Edwin Trieblnig, Leiter des Produktmanagments Private Banking der Erste Bank Österreich, rät dazu, das Ausfallrisiko breit zu streuen

Biallo.at: Mit Anleihen suchen Anleger Sicherheit und eine solide Verzinsung ihres Geldes. Die Krise an den Finanzmärkten beeinträchtigt aber auch sehr stark die reale Wirtschaft. Das verunsichert private Investoren, die überlegen, Unternehmensanleihen zu zeichnen. Worauf sollten Anleger beim Erwerb von Unternehmensanleihen besonders achten?

Edwin Trieblnig: Anleger sollten vor allem folgende Kriterien beachten:

  1. Bonität: Eine intensive Prüfung der Kreditwürdigkeit des Emittenten ist natürlich entscheidend. Trotz aller Beschwerden über Rating-Agenturen können diese Institute hier wertvolle Informationen liefern.
     
  2. Liquidität: Gerade die Krise 2008/2009 hat gezeigt, dass Liquidität, d.h. die Möglichkeit, das Wertpapier zu einem fairen Kurs zu verkaufen, ein ganz entscheidendes Kriterium für Anleger sein kann.
     
  3. Diversifikation: Gerade bei Investments in Unternehmensanleihen ist es wichtig, das Ausfallsrisiko gut zu streuen.

Biallo.at: Welche Vor- und Nachteile haben Neuemissionen von Unternehmensanleihen und welche Vor- und Nachteile hat der Erwerb von Anleihen, die bereits an einer Börse notieren?

Trieblnig: Hier kann man keine allgemeinen Aussagen treffen. Es ist im Einzelfall zu prüfen, ob eine Neuemission günstig oder teuer bewertet ist. Oft bieten Neuemissionen einen gewissen Renditevorteil, damit das Papier leichter zu platzieren ist. Derzeit haben Neuemissionen oft auch einen niedrigen Kupon, was sich für das Anlageergebnis nach KESt positiv auswirken kann.

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Biallo.at: Welche Unternehmensanleihen kann man privaten Anlegern derzeit empfehlen und warum?

Trieblnig: Wie immer hängt alles von der individuellen Veranlagungssituation ab: Laufzeit, Risiko, Liquiditätsbedürfnisse. Für private Anleger empfiehlt sich oft die Veranlagung in einen Investmentfonds, weil hier das Ausfallsrisiko auf sehr viele Emittenten gestreut ist. Für den Privatanleger ist die Unterscheidung zwischen "Investment Grade"-Anleihen (für risikobewusste Kunden) und "High-Yield"-Anleihen (für dynamisch-risikobereite Kunden) natürlich essentiell und sollte unbedingt beachtet werden.
Die in letzter Zeit emittierten Unternehmensanleihen wie zum Beispiel Spar, Borealis, Egger Holz, Novomatik wurden nicht nur von den Institutionellen sondern auch von den Privatkunden sehr gut angenommen.

Biallo.at: Welche Unternehmensanleihen sollten privaten Anlegern derzeit meiden und warum?

Trieblnig: Das volkswirtschaftliche Umfeld ist derzeit extrem unsicher. Viele Indikatoren deuten allerdings darauf hin, dass sich der Aufschwung weiter verfestigt, und die aktuelle Euro-Krise ohne größere realwirtschaftliche Auswirkungen überstanden wird. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Performance von Unternehmensanleihen in den nächsten Jahren attraktiv sein wird. Besonders attraktiv schätzen wir das Segment der High-Yield-Anleihen und Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern ein. Unternehmensanleihen ohne Rating, mit sehr kleinen Emissionsvolumina oder hohen Kupons würden wir untergewichten.

Biallo.at: Wenn Unternehmen für die von ihnen ausgegebenen Unternehmensanleihen nicht mehr zahlen wollen, gehen Anleger leer aus. Das heißt, das ganze Geld der Anleger ist weg. An welche derartigen Beispiele erinnern Sie sich? Und wie können sich Anleger vor solchen Verlusten schützen?

Trieblnig: Wenn ein Unternehmen nicht zahlt, heißt das nicht, dass das ganze Geld weg ist. Entscheidend ist im Konkursfall die "Recovery Rate", d.h. wie viel für die Schuldner nach Abwicklung des Konkursverfahrens übrig bleibt. Diese "Verwertungsrate" schwankt normalerweise zwischen 20 Prozent und 70 Prozent. Prominente Konkurse in den letzten Jahren waren Lehman, GM, Parmalat oder Enron. Einen hundertprozentigen Schutz vor derartigen Verlusten gibt es nicht. Die einzige "Waffe", die dem Veranlager zu Verfügung steht, heißt Diversifikation - die Streuung des Risikos auf viele Schuldner, damit ein Ausfall - wenn er passiert - nicht so weh tut.

Biallo.at: Private, die ihre Schulden nicht bezahlen, kommen auf eine Schwarze Liste – gibt es so etwas auch für Unternehmen? Oder lässt man über eine Zahlungsunfähigkeit einfach Gras wachsen und holt sich nach einigen Jahren wieder frisch und fröhlich Geld von den Anlegern?

Trieblnig: Im Normalfall hört ein Unternehmen auf zu existieren, wenn es in den Konkurs geht – das heißt, es wird auch nicht auf den Markt zurückkehren, um sich neues Geld zu holen. Der Staat und die Allgemeinheit haben dennoch oft ein massives Interesse daran, Unternehmen, die überschuldet oder insolvent aber grundsätzlich lebensfähig sind, auch am Leben zu erhalten. Viele Staaten haben deshalb entsprechende Rechtsinstrumente entwickelt, die Unternehmen kurzfristig vor der Zerschlagung zu schützen. Das heißt, es wird im Rahmen eines Insolvenzverfahrens eine Umschuldung bzw. Restrukturierung der Verbindlichkeiten stattfinden, die es dem Unternehmen gestattet, durch die Krise zu tauchen und dann neu zu beginnen - natürlich auch auf Kosten der Gläubiger. Der Bond-Markt bewertet solche "bösen" Unternehmen zunächst natürlich vorsichtiger als "brave" Emittenten. Am Ende des Tages werden aber die mehr oder weniger rationalen Erwartungen der Marktteilnehmer für die künftige Entwicklung des Schuldners entscheiden, zu welchen Zinssatz sich das Unternehmen finanzieren kann.

Edwin Treiblnig

... ist seit 1997 im Bankgeschäft tätig. Seit 2010 leitet er den Bereich "Produktmanagment Private Banking" in der Erste Bank Österreich. Zuletzt zeichnete er bei der ERSTE-SPARINVEST GmbH für das Produktmanagement und Marketing verantwortlich. Davor arbeitete er u.a. für die Raiffeisen Versicherung AG und die Deutsche Bank. Die Erste Bank und Sparkassen bilden in Österreich den größten Anbieter von Finanzdienstleistungen. Mehr als 16.000 Mitarbeiter betreuen in über 1.000 Filialen mehr als drei Millionen Kunden. Ihr Marktanteil in Österreich beträgt rund 19 Prozent. Die Erste Group ist einer der führenden Finanzdienstleister in Zentral- und Osteuropa. Mehr als 50.000 Mitarbeiter betreuen in 3.200 Filialen 17,5 Millionen Kunden in acht Ländern (Kroatien, Österreich, Serbien, Rumänien, Slowakei, Tschechische Republik, Ukraine, Ungarn). Die Bilanzsumme der Erste Group betrug per 31. März 2010 208,0 Milliarden Euro, der Nettogewinn 255,2 Millionen Euro und die Kostenertragsrelation 49,2 Prozent.

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