Vertrauenskrise drückt Euro
Finanztransaktionssteuer muss kommen
Wifo-Chef Karl Aiginger
Das sind Europas wahre Probleme
Abbau der Staatsschulden
Wifo gegen Massensteuern
Dabei hat eine FTS gegenüber einer Bankenabgabe drei große Vorteile, so die Wirtschaftsforscher Karl Aiginger und Margit Schratzenstaller-Altzinger, wie verschiedene Untersuchungen des Instituts für Wirtschaftsforschung zeigen:
Eine FTS dagegen nimmt solche Transaktionen zwischen Endnachfragern und professionellen
Akteuren auf den Finanzmärkten von der Besteuerung aus.
Nicht einander ausschließende Alternativen
Unabhängig von der Einschätzung darüber, welche der beiden Abgaben die größeren Vorzüge hat, sollten sie nicht als einander ausschließende Alternativen diskutiert werden, da jede ihre eigene Berechtigung hat, insbesondere hinsichtlich der Verwendung der erzielbaren Einnahmen.
So liegt es nahe, die FTS zumindest auf der EU-Ebene dauerhaft zu etablieren, um mit den Einnahmen einen Teil des EU-Haushalts zu finanzieren (und damit die EU-Mitgliedsländer von Beitragszahlungen zu entlasten) sowie einen Anteil für weltweite Anliegen (Vorgehen gegen den weltweiten Klimawandel, weltweite Armutsbekämpfung) zu reservieren.
Eine - gegebenenfalls temporär erhobene - Bankenabgabe kann dagegen zur Finanzierung der Krisenkosten beitragen. Der Bankensektor, der durch die unmittelbar nach Ausbruch der Finanzmarktkrise implementierten Bankenpakete sowie die jüngsten EU-Notfallpakete gestützt und stabilisiert wurde, würde so einen Beitrag zur Finanzierung dieser öffentlichen Ausgaben leisten.
Alternative Börsenumsatzsteuer
Daneben wird in einigen europäischen Ländern - unter anderem Österreich - eine Börsenumsatzsteuer auf inländische Börsentransaktionen als Alternative zur FTS diskutiert. Zwar ist eine FTS einer solchen Steuer auf spezifische Transaktionen überlegen: Erstens diskriminiert sie nicht bestimmte Markttypen, was auch impliziert, dass nicht auf unbesteuerte Marktsegmente ausgewichen werden kann. Zweitens kann der Steuersatz zur Erbringung eines bestimmten Aufkommens sehr niedrig angesetzt werden, weil sämtliche Transaktionen der Steuer unterliegen. Drittens könnte die FTS - trotz ihres allgemeinen Charakters - in mehreren Etappen eingeführt werden, sodass auf die unterschiedlichen Marktbedingungen bzw. Bereitschaft zur Einführung in den einzelnen Ländern Rücksicht genommen werden könnte.