Auch wenn Jens Weidmann der weiteren Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone zugestimmt hat, bleibt der deutsche Bundesbank-Präsident skeptisch.
Die Reihen im Rat der Europäischen Zentralbank, dem auch der oberste deutsche Währungshüter angehört, sind nicht geschlossen. Wie auch – zu unterschiedlich liegen die Interessen: Angesichts einer vor Kraft strotzenden Wirtschaft sind aus deutscher Sicht die Leitzinsen zu niedrig, die angebotenen Liquiditätshilfen für Banken nicht notwendig und ein möglicher Ankauf von Anleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) nicht akzeptabel.
Deutlicher wurde Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret in einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“. Der Plan der EZB, den Banken in Europa Kreditrisiken abzunehmen und forderungsbesicherte Wertpapiere, sogenannte Asset Backed Securities (ABS), abzukaufen, sei der falsche Weg. „Die EZB darf nicht zur Bad Bank des Euro-Raums werden.“ Die Gefahren, die daraus für die gesamte Weltwirtschaft entstehen können, sollten allen noch in mahnender Erinnerung sein: ABS mit Immobilienkrediten waren vor acht Jahren für die US-Hypothekenkrise verantwortlich – Ausgangspunkt der großen Finanzkrise.
EZB-Politik: Schaden oder Nutzen?
Man wird erst in einigen Wochen oder Monaten sehen, ob das jüngste EZB-Maßnahmen-Paket den erhofften Nutzen stiftet und die Kreditvergabe an südeuropäische Unternehmen ankurbelt. Oder ob der Schaden einer ultra-lockeren Geldpolitik größer ist: Immer wieder warnen Ökonomen vor neuen Vermögensblasen am Aktien- oder Immobilienmarkt.
Auch in Deutschland hat der Boom der vergangenen Jahre die Immobilienpreise bereits stark steigen lassen. Historisch günstige Hypothekendarlehen und der Wunsch nach einer wertstabilen Anlage sind Treiber dieser Entwicklung. Hinzu kommt, dass eine seit vielen Jahren verfehlte Wohnungsbaupolitik zu einem Mangel an Wohnraum in Metropolen, Ballungsräumen oder Universitätsstädten geführt hat.
Droht eine Immobilienblase?
Doch im Gegensatz zu Euro-Ländern wie Spanien oder Portugal, wo die Blase bereits platzte, ist die Ausgangslage in Deutschland eine grundsätzlich andere. Insbesondere selbstgenutztes Eigentum wird über höheres Eigenkapital deutlich solider finanziert. Selbst bei einem vorübergehenden Einbruch der Immobilienpreise oder einem deutlichen Anstieg der Zinsen würde es wohl nicht zu Notverkäufen und Zwangsversteigerungen im großen Stil kommen. Ohnehin ist das Verhältnis zwischen verfügbarem Einkommen und Immobilienpreisen in Deutschland grundsätzlich intakt.
Es gibt also keinen Grund, den Sprung in die eigenen vier Wände nicht zu wagen. Die Rahmenbedingungen hierfür sind trotz der gestiegenen Immobilien- und Grundstückspreise hervorragend. Doch Vorsicht: Niemand sollte sich angesichts der historisch niedrigen Kreditkosten dazu verleiten lassen, über seine Verhältnisse zu kaufen oder zu bauen. Die nächste Krise kommt bestimmt – doch wer jetzt Augenmaß beweist, hat seine Schäfchen dann im Trockenen.