Biallo.at: Frankreich hat 2012 ein Budgetdefizit von 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und damit mehr als Italien mit 2,9 Prozent. Bei der Gesamtverschuldung liegt Frankreich mit 90 Prozent der Wirtschaftsleistung höher als Spanien mit 86 Prozent. Ist Frankreich wirtschaftlich kränker als Italien oder Spanien?
Stefan Rossmanith: Ziel der französischen Regierung ist eine Neuverschuldung von 3,0 Prozent im Jahr 2013. Zwar erfolgt dieser Konsolidierungsprozess langsam, der Haushaltsentwurf 2013 wurde aber bereits Ende September vom französischen Parlament abgesegnet - mit dem Ziel, 37 Milliarden Euro einzusparen. Im neuen Budgetentwurf sind Ausgabenkürzungen von 10,0 Milliarden Euro vorgesehen, der Rest soll durch Steuererhöhungen eingenommen werden. Für heuer stiegen zwar die Einnahmen seit Jahresbeginn (d.h. die bisherigen Steuererhöhungen - insbesondere die Reichensteuer - scheinen zu wirken), allerdings stiegen auch die Ausgaben im selben Zeitraum.
Biallo.at: Frankreich wird in diesem Jahr auch kein Wachstum der Wirtschaft zustande bringen. Wie sehr gefährdet das das Vertrauen von Anlegern?
Rossmanith: Mit dem im September beschlossenen Konsolidierungspaket sollte die Grundlage für mittelfristiges Wachstum gelegt worden sein. Die EU-Kommission geht in ihrer Herbstprognose von einem Wachstum von 0,4 Prozent für 2013 aus. Für die Eurozone erwartet sie insgesamt nur 0,1 Prozent.
Biallo.at: Die Arbeitskosten in Frankreich steigen ständig. Katapultiert sich Frankreich so in weiterhin steigende Arbeitslosigkeit?
Rossmanith: Frankreichs nominelle Lohnstückkosten haben sich seit 2005 in etwa im gleichen Maß wie in Italien oder auch Österreich entwickelt. Seit Gründung der Europäischen Währungsunion entwickelte sich die französische Arbeitsproduktivität sogar leicht besser als jene in Deutschland. Die Arbeitslosigkeit dürfte konjunkturbedingt im nächsten Jahr noch weiter ansteigen.
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Mag. Stefan Rossmanith
Mag. Stefan Rossmanith ist Chefvolkswirt der BAWAG P.S.K. und im Bereich Strategy & Economics tätig.