Die Kunden der Hypo Alpe-Adria-Gruppe können aufatmen. Die Bank ist gerettet. Nach dramatischen Verhandlungen mit den Eigentümern der Hypo Alpe-Adria-Gruppe, dem Mehrheitseigentümer Bayerische Landesbank (Bayern LB) mit 67,08 Prozent und den Minderheitseigentümern Kärntner Landesholding mit 12,42 Prozent, der Grazer Wechselseitigen Versicherung (Grawe Group) mit 20,48 Prozent und der Hypo Alpe-Adria Mitarbeiter Privatstiftung mit 0,02 Prozent Sonntag-Nacht konnte Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll Montag Früh nach 18 Stunden Verhandlungen die Rettung der Banken-Gruppe verkünden: „Der Fortbestand der Bank ist gesichert. Eine enorme Bedrohung für den Wirtschafts- und Bankenstandort Österreich konnte abgewendet werden“. Die Verstaatlichung sei auch deshalb notwendig, so Finanz-Staatssekretär Andreas Schieder, weil "die bisherigen Eigentümer teilweise verantwortungslos" mit ihrer Bank umgegangen seien.
Notenbanken erleichert
Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Notenbank, der an den Verhandlungen Sonntag-Nacht teilnahm, ist ebenfalls erleichert:"Die Oesterreichischen Notenbank begrüßt die Einigung zwischen Eigentümernund Republik zur Hypo Group Alpe Adria, damit ist die Gefahr einer Insolvenz, mit allen negativen Konsequenzen für die Kunden der Bank, gebannt". In der Nacht hatte sich auch der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) Jean-Claude Trichet in die Rettungsbemühungen eingeschaltet. Die Hypo sei eine Systembank. Die EZB habe vor einem Dominoeffekt bei der Hypo-Pleite gewarnt, so Pröll, für den die Krise der Hypo Alpe-Adriadie "schwierigste Lage für Banken seit Jahrzehnten" war.
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Der Rettungsplan im Detail
Und so sieht der Rettungsplan aus: Die Republik Österreich wird die Hypo-Alpe-Adria-Gruppe zu 100 Prozent übernehmen. Die bisherigen Eigentümer bringen für die Hypo-Rettung frisches Geld auf: Die Bayerische Landesbank wird sich an der Sanierung ihrer Bank mit 850 Millionen Euro beteiligen, das Land Kärnten wird 200 Millionen einbringen und die Grazer Wechselseitige Versicherung wird 30 Millionen Euro aufbringen. Die Republik Österreich beteiligt sich mit 450 Millionen Euro. Die grössten Banken Österreichs stellen der Hypo Alpe-Adria-Gruppe zudem 500 Millionen Euro an Krediten zur Verfügung. Damit steigt die Eigenkapitalquote der Hypo Alpe-Adria wieder acht Prozent. Zusätzlich bekommt die Bank von den bisherigen Eigentümern 3,4 Milliarden Euro an Liquidität zugesichert.
Auf Verstaatlichung soll bald wieder Privatisierung folgen
Nach der Übernahme der Hypo-Alpe-Adria-Gruppe durch die Republik Österreich wird die Hypo Alpe-Adria--Gruppe nach einer Übergangsphase vom Staat voraussichtlich verkleinert bzw. Teile der Bank werden verkauft werden.
Sonntag-Nacht hatte Finanzminister Josef Pröll auch Vorstände der größten Banken Österreichs zu den Krisenverhandlungen ins Finanzministerium in Wien geholt. Unter anderem wurden ihnen Berechnungen vorgelegt, welche Folgen eine Insolvenz der Hypo Alpe-Adria haben würde. Wären die Verhandlungen Sonntag-Nacht ergebnislos verlaufen, hätte die Finanzmarktaufsicht ab Montag-Früh noch vor Öffnen der Bank einen Regierungskommisär eingesetzt, der unter anderem alle Auszahlungen der Bank kontrollierten sollte, um Geldabflüsse etwa zur Bayerische Landesbank zu verhindern.
Jetzt muss Justiz den Fall Hypo Alpe-Adria klären
Mit der Übernahme der Hypo Alpe Adria seien Arbeitsplätze, Spareinlagen und Gehaltskonten geschützt sowie die Funktionsfähigkeit der Kärntner Wirtschaft erhalten worden, steht auch Bundeskanzler Werner Faymann zum Rettungsplan für die Kärntner Hypo. Eine Insolvenz der
sechstgrößten Bank Österreichs hätte - vor allem aufgrund der vom Land Kärnten eingegangenen Haftungen im Ausmaß von 18 Milliarden Euro - katastrophale Folgen für ganz Österreich sowie angrenzende Regionen gehabt, so Faymann.
Von den Justizbehörden und den unabhängigen Gerichten erwarte die Regierung nun restlose Aufklärung sämtlicher im Raum stehender straf- und zivilrechtlicher Vorwürfe in der Causa Hypo Alpe Adria, so Faymann.