Markus Gremmel, Bereichsleiter Marketing und Produktmanagement bei der Bawag P.S.K. erklärt gegenüber biallo.at, wie die Bezahlvorlieben der Österreicher sind.
Neue Zahlmethoden, wie das bezahlen via Smartphone sind auf dem Vormarsch. Doch auch Bargeld hat seine Vorteile. Wie haben bei Markus Gremmel, Bereichsleiter Marketing und Produktmanagement bei der Bawag P.S.K. nachgefragt, wie die Österreicher diesbezüglich ticken und wie wir in Zukunft bezahlen werden.
Herr Gremmel, nach Ihren Zahlen setzen die Österreicher mehr und mehr auf bargeldloses Zahlen. Löst sich Österreich damit vom Status als Bargeld-Nation?
Markus Gremmel: Bargeld ist Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel zugleich, das weiterhin am häufigsten akzeptierte Zahlungsmittel und bietet im Inland wie im Ausland die Möglichkeit schnell, flexibel und anonym zu bezahlen. Trotz steigender Beliebtheit von bargeldlosen Zahlungsmitteln sind diese und andere Merkmale für viele Kunden nach wie vor ein starkes Argument, um mit Bargeld zu bezahlen. Auch die Zahl der Geldausgabegeräte in Österreich ist höher als noch vor zehn Jahren: Seit 2008 ist die Anzahl an Geldausgabegeräten in Österreich um fast ein Viertel gestiegen (Quelle: OeNB; 2008: 7.052; 2018: 8.773). Diese Infrastruktur nützen die Österreicher auch gerne, wie eine Bawag P.S.K.-Kundenanalyse aus diesem Jahr zeigt. Herr und Frau Österreicher beheben durchschnittlich 33 Mal im Jahr Geld beim Geldausgabegerät, wobei Männer mit 35 Mal öfter zum Geldausgabegerät als Frauen (30 Mal) gehen. Gerne genutzt wird von den Österreichern auch die Möglichkeit des Bargeldbezuges direkt beim Einkauf bzw. Bezahlvorgang an POS-Kassen im Handel.
Welche Bevölkerungsgruppen sind dem bargeldlosen Bezahlen besonders zugetan?
Markus Gremmel: Wie eingangs erwähnt, nimmt der Trend zu bargeldlosem Bezahlen generell zu. Im Detail zeigt die Bawag P.S.K.-Analyse zum POS-Zahlungsverhalten aber geschlechter- und altersspezifische Unterschiede: Österreicher im Alter von 20 bis 40 Jahren sind mit 140 Transaktionen jährlich die aktivsten Kartenzahler sind. Bankkunden im Alter von 60 bis 70 Jahren hingegen greifen im Vergleich am wenigsten oft zur Kontokarte (67 Mal jährlich). Frauen (114 Transaktionen) greifen im Durchschnitt öfter als Männer zur Kontokarte (101 Transkationen). Demgegenüber begleichen Männer kleinere Beträge bargeldlos: 33 Prozent der elektronischen Zahlungen liegen bei Männern unter zehn Euro, bei Frauen sind es 25 Prozent.
Konsumenten können auf unterschiedliche Weise ohne Bargeld bezahlen. Welche Arten sind hier heute besonders beliebt?
Markus Gremmel: Wir sehen ganz allgemein, dass sich der Trend zum bargeldlosen Zahlen in Österreich immer stärker durchsetzt: Die Österreicher bezahlen in den heimischen Supermärkten, Geschäften oder Gastronomiebetrieben jährlich um 60 Prozent öfter als noch vor zwei Jahren mit Kontokarte (siehe Auswertung unten). Auch die NFC-Funktion findet in Österreich immer mehr Anklang: Österreichweit wurden laut PSA (Payment Service Austria) 2018 mehr als 350 Millionen am Point of Sale via NFC abgewickelt. Zum ersten Mal seit NFC-Einführung wurde in einem Monat (Dezember 2018) eine Milliarde Euro Umsatz überschritten. Auch das Thema Mobile Banking nimmt immer mehr an Fahrt auf. Mit unserer im Mai 2019 gestarteten Digital Banking-App „BAWAG P.S.K. klar“ wird bereits alle zehn Sekunden eine Überweisung durchgeführt. Zudem waren 2018 die Logins über das Smartphone in das Bawag P.S.K.-Digital Banking mehr als doppelt so hoch wie über den Desktop.
Und was sind die Zahlmethoden der Zukunft?
Markus Gremmel: Als Bawag P.S.K. sehen wir, dass unsere Kunden verstärkt zur Abwicklung ihrer Bankgeschäfte auf elektronische Zahlungsmittel zurückgreifen. Bargeldloses Zahlen und mobile Banking nehmen für die Erledigung der täglichen Bankgeschäfte zu. Unsere Digital Banking App-Nutzer loggen sich alle 1,5 Sekunden in die „BAWAG P.S.K. klar“-App ein (Stand: Oktober 2019). Deshalb werden wir auch weiter in die Verbesserung des digitalen Kundenerlebnisses investieren.
Gleichzeitig besteht bei großen finanziellen Entscheidung, wie etwa der Erfüllung eines Wohntraumes oder bei Fragen zu Vorsorge und Veranlagung, weiterhin der Wunsch nach einem persönlichen Berater in der Bank. Dem wollen wir mit unserem modernisierten Filialnetzwerk mit ungefähr 90 Filialen in ganz Österreich gerecht werden. In den Filialen können die Kunden die Vorteile des neuen Filialkonzepts zu erleben, das digital integrierte Prozesse mit maßgeschneiderter Kundenbetreuung verbindet.