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Stagnation oder notwendiger Beschluss?
 
27.01.2020

Stagnation oder notwendiger Beschluss? Bargeld als Bürgerrecht in der Verfassung

Von Maxim Bederov
Die Österreicher lieben ihr Bargeld. Finanzexperte Maxim Bederov über Bargeld als Bürgerrecht in der Verfassung.
Stagnation oder notwendiger Beschluss? Bargeld als Bürgerrecht in der Verfassung
Finanzexperte Maxim Bederov.
Bereits seit 2016 ist das Thema der verfassungsrechtlichen Festhaltung des Bürgerrechtes auf Bargeld Thema in Österreich. Damals beschloss die EU, den 500 Euro Schein nicht mehr zu produzieren und in Umlauf zu bringen. Die Angst vor einem gläsernen Menschen, dessen Zahlungsströme vollends nachvollziehbar sind und keinerlei Privatheit mehr möglich scheint, ging durch die verschiedensten Parteien.

2019 ist dies noch immer ein sehr brisantes Thema, da Umfragen darauf hindeuten, dass nur jeder zehnte Österreicher auf Bargeld verzichten würde. Solche Zustimmungswerte machen verschiedene Parteien natürlich hellhörig. Unternehmer und Finanzexperte Maxim Bederov zeigt in diesem Artikel, welches die Vor- und Nachteile eines solchen verfassungsrechtlichen Beschlusses sind.

Status-Quo

Die verfassungsrechtliche Verankerung von Bargeld wird getrieben von der Angst, dass die
Staatskontrolle zunimmt und die Freiheit, im schlimmsten Falle, massiv eingeschränkt
werden kann. Wir müssen jedoch auch der Tatsache ins Auge sehen, dass das Bargeld in
unserer heutigen, immer weiter digitalisierten Welt, sowieso nur mehr eine untergeordnete
Rolle spielt, egal, was verschiedene Umfragen sagen.

Die Technik hat es uns immer leichter gemacht, mit der Bankomatkarte Kleinstbeträge zu
bezahlen an der Kassa, ohne überhaupt einen Pin einzugeben. Die Masse macht davon
natürlich Gebrauch und würde gar nicht auf die Idee kommen, dafür Bargeld zu bevorraten.
Denn diese Bevorratung ist natürlich mit Aufwand verbunden: Man muss in eine Bank oder
zu einem Geldautomaten, das Geld abheben, bei größeren Summen natürlich auch
dementsprechend sicher verwahren und auch vor dem Diebstahl des Bargeldes ist man
nicht gefeit.

Privatsphäre schlechtes Argument

Die Nachvollziehbarkeit durch die zunehmende Digitalisierung unserer Bezahlprozesse ist
nicht von der Hand zu weisen. Auf den ersten Blick scheint das Argument der Privatsphäre
ein Gutes zu sein. Doch bei genauerem Hinsehen darf man schon die Frage stellen,
weshalb man diese Privatsphäre überhaupt haben will? Hat man etwas zu verheimlichen?
Wenn ja, was denn eigentlich?

Die Diskussion kommt außerdem viel zu spät. Schließlich sind wir bereits gläsern. Unser
Leben ist durchzogen von digitalen Geschäften, die uns gläsern machen. Wenn uns dies bis
dato noch nichts ausgemacht hat, weshalb dann plötzlich doch? Der Grund, weshalb unsere
Geldströme transparent sind, ist außerdem ein Guter. Wir müssen schließlich Steuern
bezahlen. Mit Schwarzzahlungen, die mit Hilfe von Bargeld geleistet werden, können wir
diese Einnahmen verschleiern. Aus fiskalischer Sicht ist dies natürlich mehr als suboptimal.

Digitale Bezahlung: Gegenwart und Zukunft

Die Möglichkeiten, digital zu bezahlen, nehmen von Tag zu Tag zu. Man braucht sich nur die
Entwicklung der Kryptowährungen anzusehen, die sehr bald den Massenmarkt erschließen
werden. Je mehr Menschen eine Technik nutzen, desto billiger wird diese Nutzung auch. Die
Transaktionskosten jeglicher digitaler Bezahlform wird auch in Zukunft weiter sinken. Es ist
einfach wesentlich bequemer, die eigene Bankomatkarte auf das entsprechende Terminal zu
legen, als die eigene Geldtasche aus der Hose zu holen und das Geld mühsam zusammen zu suchen. Bequemlichkeit setzt sich durch, immer! So sind wir Menschen gestrickt: Je
unbequemer etwas ist, desto weniger und seltener wird es auch umgesetzt.

Es ändert sich nichts

In Wahrheit würde sich auch kaum etwas ändern, wenn es kein Bargeld mehr gäbe. Es
ändert sich kein einziges Gesetz durch die Abwesenheit von Bargeld. Im Gegenteil:
Bestehende Gesetze könnten dadurch sogar leichter exekutiert werden, Stichwort:
Falschgeld, Schwarzgeld, etc.

Alles in Allem wird mit diesem Thema einfach eine politische Debatte angezettelt, welche für
die gelebte Realität keine Bedeutung hat. Bargeld spielt schon lange keine Rolle mehr und
wird dies in Zukunft, aus genannten Gründen, auch nicht mehr tun.

Der Autor

Maxim Bederov ist Vater, Unternehmer, Finanz-Experte, Bergsteiger und Kampfsportler. Er
hat durch seine Beharrlichkeit und Willensstärke  stets nach dem Besten gestrebt.

Mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Finanzdienstleistung, Digitalisierung und IT gründete er im Jahr 2018 einen der ersten Publikumsfonds mit digitalen Assets. Er setzt sich aktiv für die finanzielle Legalisierung und Regulierung von Kryptowährungen ein.
 
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