Nur drei Prozent der österreichischen Pensionistinnen verfügen über Einkommen aus kapitalgedeckter Pension. Die Geschlechterunterschiede sind mit 40 Prozent relativ hoch.
Anlässlich des diesjährigen Equal Pension Day macht Valida Vorsorge ‐ und Pensionskasse gemeinsam mit dem Institut für Höhere Studien (IHS) auf die geschlechtsspezifische Pensionslücke in Österreich aufmerksam. Das IHS hat dafür im Auftrag von Valida den OECD ‐ Bericht „Pension Markets in Focus 2019“ analysiert und festgestellt, dass die relative Differenz im durchschnittlichen Pensionseinkommen von Frauen und Männern über 64 Jahren in Österreich mit 40 Prozent hinter Japan die zweithöchste in der OECD ist. Der OECD ‐ Schnitt bei Pensionsunterschieden liegt bei 26 Prozent.
„Der Unterschied in den Pensionen zwischen Männern und Frauen ist das Ergebnis unterschiedlicher beruflicher Werdegänge in den letzten Jahrzehnten und der Art und Weise, wie diese im Pensionssystem behandelt werden“, erklärt Martin Kocher, Direktor des IHS.
Vollzeit als wichtiger Faktor
Das Pensionssystem hinkt naturgemäß den Angleichungen im Bereich der Löhne und Gehälter um Jahre bis Jahrzehnte hinterher: „Unter den Vollzeitbeschäftigten verdienten im Jahr 2000 Frauen in der OECD durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Hier lag Österreich im OECD ‐ Schnitt. Ein weiterer Grund für den Unterschied ist Teilzeitarbeit, da diese zu niedrigeren Löhnen und damit zu niedrigeren Pensionsbeiträgen führt“, erläutert Kocher. Österreich weist bei der Teilzeitarbeit von Frauen mit 35 Prozent die siebthöchste Rate unter den OECD ‐ Ländern auf. Der OECD ‐ Durchschnitt lag 2017 bei 22 Prozent.
Frauen verfügen über deutlich weniger Einkommen aus kapitalgedeckten Pensionen
Hinzu kommt, dass lediglich drei Prozent der Pensionistinnen (und knapp zehn Prozent der Pensionisten) in Österreich über ein regelmäßiges Einkommen aus einer betrieblichen oder privaten Pensionsversicherung verfügen. Für Valida CEO Martin Sardelic sind diese Zahlen ein klarer Auftrag, den Ausbau der zweiten und dritten Säule voranzutreiben: „Ein Blick auf die aktuell beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zeigt, dass Frauen seltener durch eine kapitalgedeckte Altersvorsorge abgesichert sind. Laut OECD waren 2014 in Österreich 13 Prozent der Männer im arbeitsfähigen Alter, aber nur acht Prozent der Frauen betrieblich pensionsversichert. Über eine private Altersvorsorge verfügten 15 Prozent der Männer und zehn Prozent der Frauen. Die Ausweitung betrieblicher Pensionskassenbeiträge auf sämtliche Branchen und Sektoren wäre daher ein wichtiger Schritt, um dieses Gefälle auszugleichen“. Immerhin, so Sardelic weiter, würde auch die Möglichkeit bestehen, durch Eigenbeiträge die betriebliche Pensionskassenlösung zu stärken und damit das zusätzliche Einkommen im Alter weiter zu erhöhen.
Frauen häufig in Sektoren mit geringer Abdeckung betrieblicher Altersvorsorge beschäftigt
Trotz der niedrigen Abdeckungsrate in Österreich zählt der absolute Unterschied zwischen Männern und Frauen hierzulande zu den höchsten in der OECD. Ein Hauptgrund dafür ist, laut dem IHS ‐ Direktor, dass Frauen besonders oft in Sektoren angestellt sind, in denen die Abdeckung mit betrieblicher Altersvorsorge gering ist.
„Auch wenn man nur die Österreicherinnen und Österreicher betrachtet, die betrieblich oder privat für ihr Alter vorsorgen, zeigen sich erhebliche geschlechterspezifische Unterschiede. So ist das durchschnittliche freiwillig angesparte Pensionsvermögen von Männern aktuell mehr als doppelt so hoch wie das von Frauen“, resümiert Kocher.
Damit weist Österreich den größten Unterschied zwischen Männern und Frauen unter den betrachteten europäischen Ländern auf. „Die genannten Zahlen deuten darauf hin, dass in Österreich auch in Zukunft auf absehbare Zeit signifikante geschlechterspezifische Pensionsunterschiede zu erwarten sind“, skizziert Sardelic die Aussichten für die kommenden Jahre und ergänzt: „Es sei denn, die Politik entschließt sich, aktiv gegenzusteuern und den Ausbau der zweiten und dritten Säule rasch anzugehen.“