Laut Bawag-Studie sollen im Jahr 2030 mehr als 660.000 alleinlebende Frauen über 50 Jahre in Österreich leben. Gerade diese Gruppe sollte sich um ihre Finanzen kümmern.
Allein Daheim wegen Corona – viele Singles drückten Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregeln in den letzten Monaten auf das Gemüt. Auch beim Thema Finanzen haben sie es nicht immer einfach, denn Menschen in Partnerschaften fühlen sich finanziell sorgenfreier als Alleinlebende, wie eine BAWAG P.S.K.-Umfrage belegt: 43% der Singles verwiesen auf eine angespannte oder schwierige finanzielle Situation, bei Paaren mit Kindern unter 6 Jahren gaben das im Vergleich „nur“ 29% der Befragten an, 26% bei jenen mit Kindern ab 6 Jahren.
Immer mehr ältere Frauen leben allein
In Österreich wären davon mehr Frauen als Männer betroffen, denn von ihnen leben mehr allein: Laut Zahlen der Statistik Austria leben Frauen häufiger ohne Partner – im Vorjahr waren es 800.000 Österreicherinnen, im Gegensatz zu rund 674.000 alleinlebenden Männern – und das vor allem im Alter: Denn 7 von 10 alleinlebenden Frauen sind über 50 Jahre alt, der Großteil davon (rund 381.000) über 65. Blickt man ins Jahr 2030 könnten es bei einer leichten Verstärkung des Trends 100.000 mehr „Singlefrauen 50plus“ als heute geben.
„Frauen leben insbesondere ab 50 häufiger allein und sind damit auch tendenziell öfter finanziell auf sich selbst gestellt. Hinzu kommt, dass viele während ihrer Erwerbsjahre im Schnitt weniger für das Alter ansparen können als Männer. Denn obwohl Frauen immer stärker bei der Ausbildung aufholen und bei Hochschulabschlüssen die Nase vorne haben, verdienen sie im Schnitt nach wie vor weniger als Männer und arbeiten öfter in Teilzeit. Auch andere Faktoren, wie Kinderbetreuungszeiten, sprechen dafür, dass besonders Frauen von einer frühen, regelmäßigen, finanziellen Zukunftsplanung profitieren“, erklärt Werner Rodax, Managing Director Retail Market Austria bei der BAWAG P.S.K.
Öfter alleinlebend und weniger Durchschnittspension: Finanzielle Unabhängigkeit bei Frauen wichtiger denn je
Ein genauerer Blick auf die Zahlen verrät: 2019 lebten in Österreich fast 1,5 Mio. Menschen allein, was circa 17% der Gesamtbevölkerung entsprach. Damit ist mehr als jeder sechste Österreicher „solo“. Doch auch hier gibt es, wie so oft, Geschlechterunterschiede. Denn der Anteil der Frauen ist höher: So waren im Vorjahr rund 18% der österreichischen Frauen alleinlebend, bei Männern waren es rund 16%. Interessant ist, dass Männer im Schnitt eher in jüngeren Jahren alleinleben: Die größte Gruppe der Single-Männer sind 30-39 Jahre alt (21%). Frauen sind hingegen eher in späteren Lebensjahren „solo“, die größte Gruppe sind die 70- bis 79-Jährigen mit ebenfalls 21%.
Noch deutlicher wird dieser Unterschied, wenn man sich die Zahlen der alleinlebenden über 50-Jährigen ansieht: Im Vorjahr lebten fast 576.000 Über-50-Jährige Frauen in Österreich ohne Partner, jede Zweite davon war über 70 Jahre alt. Im Vergleich dazu waren rund 330.000 Männer ab 50 Jahren alleinlebend, „nur“ jeder Dritte davon über 70 Jahre. Vergleicht man die Anzahl der alleinlebenden Frauen ab 50 Jahren mit dem Jahr 2008, zeigt sich, dass diese um rund 16% gestiegen ist, und zwar von rund 494.000 auf 576.000. Geht man von einer ähnlichen Fortsetzung der Entwicklung in den kommenden Jahren aus, dann würde das bedeuten, dass es 2030 hierzulande bereits über 660.000 Frauen über 50-Jahre gibt, die ohne Partner leben und finanziell auf sich selbst gestellt sind.
Hinzu kommt auch das Thema „Gender Pension Gap“, denn laut Statistik Austria belief sich die Median-Alterspension in Österreich für Frauen im Jahr 2018 auf 982 Euro brutto (14x pro Jahr) – das ist in etwa die Hälfte jener der Männer (1.953 Euro). Das ist nicht zuletzt eines der wichtigsten Argumente dafür, so früh wie möglich die eigene finanzielle Zukunft in die (weibliche) Hand zu nehmen. „Ein finanzieller Polster für das Alter gibt ein Gefühl von Sicherheit. Wer früh vorzusorgen beginnt, kann heute schon etwas gelassener in die Zukunft blicken – das möchten wir vor allem auch Frauen mitgeben und sie zu mehr finanzieller Eigenverantwortung bewegen“, so Rodax abschließend.