Modern Monetary Theory (MMT) heißt die neue Wunderwaffe vieler Ökonomen. Sie könnte eine der zentralen Themen im US-Wahlkampf 2020 werden.
Unbeschränkt Geld auszugeben hat derzeit für Politiker aus jedem politischen Lager einen besonderen Reiz. Die Kernaussage der Modern Money Theory (MMT) (Anmerkung der Redaktion: Moderne Geldtheorie) besagt, dass ein Staat, der seine eigene Währung hat, soviel Geld drucken kann wie er will, wenn es darum geht, seine Schulden zu bezahlen. Die Zentralbank muss einzig dafür sorgen, dass die Zinsen tiefer bleiben als die Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes (BIP).
Die MMT geht auf den Nobelpreisträger Milton Friedmann zurück. In einem Gedankenexperiment hatte er das sogenannte Helikoptergeld als allerletztes Mittel gesehen, mit dem eine Notenbank die Deflation bekämpfen kann. Spätestens seit der Finanzkrise und der scheinbar nie endenden Nullzinspolitik der EZB taucht es als geldmarktpolitische Option wieder auf.
Die MMT geht auf den Nobelpreisträger Milton Friedmann zurück. In einem Gedankenexperiment hatte er das sogenannte Helikoptergeld als allerletztes Mittel gesehen, mit dem eine Notenbank die Deflation bekämpfen kann. Spätestens seit der Finanzkrise und der scheinbar nie endenden Nullzinspolitik der EZB taucht es als geldmarktpolitische Option wieder auf.
Die derzeit bekannteste Vertreterin der MMT ist die Ökonomie-Professorin Stephanie Kelton. Sie war Beraterin von Bernie Sanders in seinem Wahlkampf 2016. Mittlerweile öffnen sich die Konservativen diesem Ansatz. Bis vor Kurzem waren steigende Staatsschulden für sie gleichbedeutend mit dem Untergang des Abendlandes. Spätestens seit Donald Trump als Präsident die US-Staatsschulden in immer neue Dimensionen treibt, scheinen die Republikaner sich von ihren alten Grundsätzen verabschiedet zu haben. Mittlerweile zahlen die USA 900 Millionen Dollar Zinsen pro Tag. Auch in Deutschland mehren sich Stimmen, die das Ziel eines ausgeglichenen Staatshaushaltes, die oft zitierte schwarze Null, für falsch halten. In Anbetracht der tiefen Zinsen sollte der Staat besser großzügig in Infrastruktur und Bildung investieren.
Die Gefahr einer zu stark steigenden Inflation negieren auch die Vertreter der Modern Monetary Theory nicht. Simbabwe oder die Türkei lassen aktuell grüßen. Um das zu vermeiden, muss die Zentralbank den Zinssatz unterhalb der Wachstumsrate halten. Damit hält Sie die Inflation im Griff. Ansonsten würde durch eine Geldschwemme Inflation erzeugt werden.
Für die Europäische Zentralbank wäre die MMT eine Option. Nach der Finanzkrise hat die EZB die Märkte mit Geld geflutet. Allerdings erreicht das billige Geld die Realwirtschaft nur unzureichend. Die Geldschöpfung durch Kredite der Banken für den privaten Sektor ist nach wie vor viel zu schwach. Das Helikoptergeld der Zentralbank dagegen würde die Bürger direkt erreichen. Die Zentralbank druckt, der Bürger shoppt und die Wirtschaft brummt. So einfach erscheint auf den ersten Blick die Wirkungskette.
Der Druck auf die EZB wird in den nächsten Monaten zunehmen. Denn Europas Konjunktur hat sich etwas eingetrübt. Das klassische geldpolitische Instrumentarium ist ausgereizt. Die Zinsen sind auf einem Rekordtief, der Spielraum nach unten ist begrenzt.
Viele Ökonomen rechnen damit, dass Draghi oder sein Nachfolger im übertragenden Sinn früher oder später die Helikopter starten lässt. Auch für die USA rechnen viele Beobachter damit, dass bei der nächsten Rezession die Helikopter abheben könnten. Die moderne Geldtheorie hat den Weg geebnet.