Große Unterschiede bei Mittelschicht
Laut Deutscher Bundesbank beträgt das durchschnittliche Vermögen eines spanischen Haushaltes 286.000 Euro. In einem österreichischen Haushalt beläuft es sich noch immer auf 265.000 Euro, während es für die deutschen Bundesbürger dabei vergleichsweise triste aussieht: 195.000 Euro Vermögen haben die Deutschen im Schnitt. Erfasst wurden Immobilieneigentum, Sparbücher, private Lebensversicherungen, Aktien und Betriebsvermögen abzüglich aller Schulden.
Noch krasser werden die Unterschiede, betrachtet man nicht den einfachen Durchschnitt, sondern den Median. Dabei werden alle Haushalte der Größe nach sortiert und dann jener Haushalt betrachtet, der sich genau in der Mitte befindet. Er gibt damit an, wie groß die finanzielle Reserve der Mittelschicht tatsächlich ist. Dabei beläuft sich das Vermögen der Spanier auf 178.000 Euro, jenes der Italiener auf 164.000. Euro. Der Median-Österreicher kommt gerade auf 76.000 Euro, der entsprechende Deutsche überhaupt nur mehr auf 51.000 Euro.
Immobilienbesitz ausschlaggebend
„Die Situation der spanischen und italienischen Privaten, also in den Krisenländern, ist nicht so schlimm wie man glaubt,“ kommentiert Helmut Nuspl, stellvertretender Leiter des Private Banking der Linzer Oberbank diese Zahlen. Thomas Leonie, Wissenschaftler am Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO, analysiert derzeit vor allem die EZB-Studie, die in den Jahren 2008 bis 2010 durchgeführt wurde: „Es handelt sich erstmals um eine sehr innovative und umfassende Studie.“ Aus seiner Sicht, die sich mit der Auffassung anderer Experten deckt, ist vor allem das Immobilienvermögen entscheidend für die Aufsehen erregenden Ergebnisse. „In südlichen Ländern besitzen die Menschen vergleichsweise häufiger Eigentums-Häuser oder -Wohnungen, während in Österreich und Deutschland lieber auf Miete gewohnt wird.“ Dies sei, so Leoni, vor allem in kulturellen Unterschieden zu sehen: „Im Süden misstraut man der Obrigkeit und vertraut auf die Familie, während die Bevölkerung in nördlicheren Ländern offenbar mehr Vertrauen in den Staat hat. Dort mietet man eine Wohnung und hat dafür mehr finanzielle Mittel für den Konsum übrig, was aber für die Volkswirtschaft kein Nachteil ist.“