Die Absolventen der heimischen Universitäten streben offenbar nach Sicherheit im Job und einem ausgleichenden Leben neben dem Beruf. Rund ein Drittel der 1.500 Befragten gab als Wunscharbeitgeber den öffentlichen Dienst an – sicher ist sicher, meinen fast 37 Prozent. Es folgen mit jeweils über 26 Prozent die Bereiche Management, Wirtschaftsprüfung und Buchhaltung sowie Forschung und Lehre. Am wenigsten gefragt ist demnach die Baubranche, nicht viel besser geht es verschiedenen Bereichen der Industrie.
Wichtigstes Ziel : “Work-Life-Balance“
Aber nicht nur das Beamtentum hat es den (werdenden) Akademikern angetan, auch eine ausgewogene „Work-Life-Balance“ ist ihnen wichtig. Zwei Drittel der Befragten wollen also auch ein erfülltes Leben neben dem Job haben.
Dass es also auch im 21. Jahrhundert nicht immer nur um Ruhm und Geld geht, wäre ja per se nicht abzulehnen. Doch nicht einmal die Hälfte – 48 Prozent – will hinter dem Schreibtisch „intellektuell herausgefordert“ werden. Eine leitende Position und Führungsverantwortung peilen sogar weniger als 25 Prozent an.
Auch Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Unternehmertum oder Kreativität spielen in den Vorstellungen der jungen Leute kaum eine Rolle. Gar nur 17 Prozent von ihnen streben eine internationale Laufbahn an. Und wenn schon, dann möglichst in einem Unternehmen, das nicht mehr als 500 Beschäftigte hat.
Kepler-Uni von Ergebnissen geschockt
Für den Präsidenten der Kepler Society (Vereinigung der Absolventen), den Linzer Unternehmensberater Gerhard Stürmer, ihren Geschäftsführer Florian Hippesroither und den JKU-Vizerektor für Außenbeziehungen, Friedrich Roithmayr sind die Ergebnisse der Umfrage nicht überraschend, aber dennoch erschreckend. Sie sehen ein „massives gesellschaftliches Problem" und ein „neues Biedermeier“.
Work-Life-Balance sei schon wichtig, aber auf Dauer sei der Wohlstand nur mit Leistung aufrechtzuerhalten, betonten die drei Uni-Vertreter bei der Präsentation der Umfrage. Denn während in Europa lediglich die Vergangenheit verwaltet werde, wachse in anderen Teilen der Welt eine karrierehungrige und mittlerweile bestens ausgebildete Jugend heran. Seitens der Kepler Uni will man nun in der Politik und bei Interessensvertretern das Bewusstsein wecken, dass Handlungsbedarf besteht. Vor allem die Industrie müsse sich als attraktiver Arbeitgeber darstellen.