Die aktuelle Schuldenkrise in der Euro-Zone wird nach Ansicht der Allianz Invest einen politischen Prozess in Richtung einer engeren fiskalischen und politischen Union auslösen. „Es gibt bereits Anzeichen für eine verstärkte Integration“, erklärt Martin Bruckner, Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank und Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich.
Das derzeitige volkswirtschaftliche Umfeld ist alles andere als rosig. Die Schuldenkrise in der Euro-Zone und der „Fiscal Cliff“ in den USA - drohende Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen, die Anfang 2013 wirksam werden könnten – stellen weiter das größte Risiko für die weltweite Wirtschaftsentwicklung dar. „Wir glauben, dass das derzeitige ‚Sticking together‘ mittelfristig in eine partielle Fiskalunion übergeht“, sagt Martin Maier, Geschäftsführer der Allianz Invest KAG.
Zu den Eckpunkten einer solchen würden weichere Defizitziele ebenso zählen wie Banken-Rekapitulierungsmaßnahmen durch den Euro-Rettungsfonds ESM. Die Ausarbeitung eines glaubwürdigen Zeitplans könnte die Märkte stützen, die vollständige Umsetzung dürfte hingegen noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Das „RORO“ („risk-on/risk-off“)-Umfeld bleibt somit bestehen. „Wenn sich dagegen das politische Risiko eines Auseinanderbrechens erhöht oder wenn die Wirtschaftsdaten enttäuschen, werden riskante Vermögenswerte sehr wahrscheinlich weiter in Mitleidenschaft gezogen werden“, so Maier: „In genau so einem Marktumfeld bewegen wir uns nach wie vor. Es bleibt ein Händlermarkt.“
Schuldenkrise - Chancen für Anleger
Makrofaktoren und politische Events versprechen weiterhin hohe Volatilität und erfordern eine kurzfristig flexible Veranlagungsstrategie. „Im derzeitigen Umfeld raten wir den Anlegern, Anleihen und Aktien neutral zu halten, wobei das Risiko durch Investitionen in Unternehmens- und High-Yield-Anleihen sowie in europäische Aktien erhöht werden kann“, erklärt Bruckner die Anlegestrategie der Allianz für das vierte Quartal. Auf der Aktienseite sollte Europa über- und die USA untergewichtet werden.
Schuldenkrise fordert EZB
Der massive Eingriff der Europäischen Zentralbank und die damit verbundene höhere Risikobereitschaft der Investoren stellen laut Allianz ein gutes Fundament für europäische Aktien dar. „Eine Stabilisierung der Schuldenkrise durch die Politik kann dazu führen, dass die Investoren wieder an die europäischen Aktienmärkte zurückkehren“, so Bruckner. Bei Anleihen empfiehlt die Allianz, Emerging-Markets-Anleihen und Unternehmensanleihen überzugewichten.