Wer einmal eine PayPal-Zahlung schuldig bleibt, könnte von Unternehmen weltweit als Kunde abgelehnt werden.
Rund eine Million Österreicher nutzen laut Firmenangaben PayPal für Zahlungen im Internet. Es ist auch wirklich praktisch: Nachdem die Bankverbindung für den Lastschrifteinzug oder die Kreditkartennummer für die Kreditkartenabbuchung im PayPal-Konto hinterlegt wurde, genügen zum Bezahlen die E-Mail-Adresse und ein Passwort. Dann kann der Bezahlvorgang mit nur zwei Klicks abgeschlossen werden. Seit Anfang August muss sich der Anwender nur einmal einloggen und kann über „One Touch“ eine Checkbox aktivieren, um dauerhaft angemeldet zu bleiben und damit für weitere Zahlungen den Log-in-Prozess zu überspringen.
Zahlungsempfänger kann nur die E-Mail-Adresse sehen
Der Empfänger der Zahlung kann in jedem Fall nur die E-Mail-Adresse sehen, die Bankdaten bleiben ihm verborgen. Während der Zahlungsempfänger also kaum Informationen über den Zahler bezieht, ist das bei PayPal selber jedoch nicht der Fall. So sammelt der Zahlungsdienstleister jede Menge Daten über seine Kunden und versucht offenbar auch, diese in vielfältiger Weise zu kommerzialisieren. Dies umso mehr, seit sich PayPal von der früheren Konzernmutter E-Bay abgespalten hat und am 20. Juli gesondert an die Börse gegangen ist. Dadurch wird PayPal von Quartal zu Quartal steigende Gewinne ausweisen wollen und sich daher besonders anstrengen müssen, neue Profitquellen zu erschließen. So trat am 1. Juli eine Neufassung der Nutzungsbedingungen und Datenschutzgrundsätze in Kraft, ohne dass die Nutzer dieser in irgendeiner Weise hätten zustimmen oder widersprechen können. Die einzige Reaktionsmöglichkeit wäre eine Kündigung samt Schließung des PayPal-Kontos, die laut Unternehmensangaben bislang aber kaum jemand wahrgenommen hat. Indes wird wohl kaum ein Kunde die über 100 Seiten langen allgemeinen Geschäftsbedingungen von PayPal eingehend studiert haben. Und auch wer die 17 Druckseiten umfassenden Änderungen verstehen will, die den Kunden samt einem Link auf ein weiteres, hunderte Seiten starkes Konvolut im Mai zugemailt wurden, braucht viel Muße und einigen juristischen Sachverstand.
Schweigen bedeutet Zustimmung
Dabei stellte PayPal gleich eingangs fest, dass Kunden sich automatisch mit den neuen Bestimmungen einverstanden erklären, sofern sie keinen Einspruch erheben. Dann räumt sich PayPal das Recht ein, verschiedene Kontoinformationen an eine 50 Seiten lange Liste von Unternehmen im In- und Ausland weiterzugeben. Darunter fallen in vielen Fällen Name, Adressen und Telefonnummern, aber auch die IP-Adresse, Standortdaten, Details der Zahlungsvorgänge und die Kundenkorrespondenz. Genannt werden hier
399 Unternehmen oder Vereine, darunter auch etliche internationale Kreditauskunfteien. Wer also einmal eine PayPal-Zahlung schuldig bleibt, könnte von Unternehmen weltweit als Kunde abgelehnt werden. In der Aufzählung finden sich zudem eine Menge Marketing- und Werbeunternehmen, an Facebook und Twitter etwa werden Daten zur Anzeige von Werbung in den Netzwerken weitergegeben.
Bleiben Sie keine PayPal-Verpflichtung schuldig, Sie könnten Ihre internationale Kreditwürdigkeit verlieren.
Big-Data-Business
Nicht zuletzt werden auch an den Datengiganten Acxiom Daten geliefert. Diese Datensammelfirma aus den USA hortet Informationen über 700 Millionen Menschen weltweit und ist einer der wichtigsten Player überhaupt im Big-Data-Business. Sie hat rund 7.000 Unternehmen als Kunden, fügt Datenspuren zusammen, die der Bürger online und auch offline hinterlässt, analysiert und kategorisiert sie. Jeder, der einmal von Acxiom erfasst wurde, erhält laut dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) eine 13-stellige Nummer, der sämtliche Informationen zugeordnet werden, darunter Geschlecht, Alter, Wohnsitz, Familienstand, Ausbildung, Vorlieben, politische Einstellung, das Kaufverhalten, Urlaubsträume, Tiere, aber auch die finanzielle und gesundheitliche Situation.
In den USA wirbt das Unternehmen damit, über 1.500 Daten von jeder erfassten Person zu verfügen. Von PayPal heißt es zwar, dass man in Deutschland und Österreich nicht mit Acxiom zusammenarbeite, was vom VKI jedoch bezweifelt wird. Klar ist jedenfalls, dass wer auf Datenschutz Wert legt und seine Zahlungsdaten nicht international Verfügbar zu machen will, von PayPal eher Abstand halten sollte. Als sichere Alternative bietet sich an, Internet-Zahlungen über ein Online-Konto abzuwickeln, wie es etwa die Hellobank, bankdirekt.at oder die Easybank zu günstigen Konditionen anbieten.