Eine logische Konsequenz dieser Entwicklung waren in den vergangenen Wochen steigende Preise für die Immobilienfinanzierung. Hypothekendarlehen haben sich leicht verteuert. Zuletzt kostete ein klassischer Kredit mit zehn Jahren fester Zinsbindung 2,56 Prozent, meldet der Biallo-Index Baufinanzierung, der 155 verschiedene Finanzierungsangebote von Banken widerspiegelt.
Einen Grund dafür liefert die amerikanische Notenbank. Im Offenmarktausschuss, dem Gremium, in dem die Fed über ihre Geldpolitik entscheidet, gibt es Knatsch. Einige der Notenbankgouverneure warnen inzwischen vor dem exzessiven Ankauf von amerikanischen Staatsanleihen und Pfandbriefen (Covered Bonds). Die Kritiker fürchten, dass das billige Geld erneut zu einer Spekulationsblase führen könnte.
Mit den Ankäufen und ihrer Null-Zins-Politik will die Fed der nach wie vor zu trägen US-Wirtschaft neue Wachstumsimpulse geben. Notenbank-Chef Ben Bernanke hat angekündigt, so lange Kurs zu halten, bis die Arbeitslosenquote von derzeit 7,9 Prozent auf 6,5 Prozent gefallen ist. Niemand weiß, wann dieses Ziel erreicht wird, in diesem Jahr aber sicherlich nicht. Das Aufbegehren einiger Fed-Notenbanker lässt nun viele Anleger erschaudern: Eine straffere Geldpolitik würde deren Risikobereitschaft sinken lassen und zu Kursverlusten am Aktienmarkt und zur Rückkehr in Anleihen führen.
Nun gilt Fed-Chef Ben Bernake als durchsetzungsstark. Deshalb ist nicht davon auszugehen, dass sich die Kritiker unter den US-Notenbankern durchsetzen werden. Doch Notenbankpolitik lebt nicht nur von der Tat, sondern auch vom Wort. Die Diskussion um das billige Geld ist in der Welt und führt mindestens kurzfristig zur Verunsicherung der Anleger.
Weder Europa und schon gar nicht Deutschland können sich von den Einflüssen aus den USA abkoppeln. Die Entwicklungen des deutschen Rentenmarkts sind eng verknüpft mit dem amerikanischen. Auch deshalb wird in dieser Woche der bange Blick gen Washington gehen, wo sich Republikaner und Demokraten noch immer nicht über die künftige Haushaltpolitik und Schuldenobergrenze einigen konnten. Erneut droht Ende Februar das automatische Inkrafttreten radikaler Ausgabenkürzungen, die nicht ohne Auswirkung auf die globale Wirtschaft bleiben dürften.
Nichts spricht aktuell für einen Zinsanstieg im Euro-Raum
Als ob die Europäer nicht schon genug Probleme im eigenen Haus hätten: schwierige politische Verhältnisse in Italien, die Verschärfung der ökonomischen Lage in den Kernländern Frankreich und Niederlande, Rezession in den Euro-Ländern, Herabstufung der Bonität Großbritanniens durch die Ratingagentur Moody’s von der Bestnote „Aaa“ auf „Aa1“. Die deutsche Wirtschaft stemmt sich mit Bravour dem Abwärtssog zwar entgegen. Doch große Wachstumssprünge sind auch hierzulande nicht zu erwarten.
Auch wenn die Chance für eine Normalisierung der Verhältnisse in Europa im Verlauf des Jahres weiterhin ein realistisches Szenario ist, so bleibt die Gesamtlage doch fragil. Schon deshalb ist nicht damit zu rechnen, dass die Europäische Zentralbank ausschert und aktiv eine Zinswende herbeiführt. Als Retter in letzter Not könnten Europas Währungshüter auch in diesem Jahr häufiger gefragt sein, als es allen lieb ist.