Die neue Präsidentin der Fed, Janet Yellen, hat vergangene Woche im Anschluss der März-Tagung neben der Verringerung von Anleihekäufen auch durchblicken lassen, vorzeitig die Leitzinsen anzuheben. Fast beiläufig: Eine Zinswende könnte bereits im Sommer 2015 kommen.
Voraussetzung hierfür ist eine weiterhin stabile Konjunkturentwicklung weltweit, insbesondere aber in den USA. Davon gehen die Notenbanker aber offenbar aus – obwohl derzeit eine Reihe von Wirtschaftsdaten bedingt durch den harten Winter stark verzerrt sind. Tatsächlich hat der jüngste Arbeitsmarktbericht in den USA überzeugt, und auch die Einkaufsmanager im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich sind optimistisch. Die entsprechenden Indizes signalisieren eine Expansion der Wirtschaft.
Fortsetzung des Aufschwungs erwartet
Die Chancen auf eine Fortsetzung des Aufschwungs werden höher eingeschätzt als die Risiken, die sich aus einer geringeren Wachstumsdynamik in China und dem möglichen Sanktionswettlauf zwischen Russland auf der einen und dem Westen auf der anderen Seite ergeben. Das spiegelt sich auch in einer leicht geringeren Nachfrage nach sicheren Staatsanleihen aus den USA wider. Sinken deren Kurse, steigen automatisch die Renditen. Papiere mit zehn Jahren Laufzeit rentieren inzwischen bei knapp 2,8 Prozent.
Diese Entwicklung sollte sich im Verlauf des Jahres noch beschleunigen. Am Rentenmarkt ist die mögliche vorzeitige Zinswende der Fed noch nicht vollständig eingepreist. Analysten erwarten einen weiteren Renditeanstieg um rund 0,5 Prozentpunkte bis zum Jahresende.
EZB strafft Geldpolitik
Eine ähnliche Entwicklung dürften auch Bundesanleihen nehmen. Die Konjunkturerholung in Deutschland und Europa sollte sich ebenfalls fortsetzen. Die Europäische Zentralbank (EZB) macht derzeit keine Anstalten, ihre Geldpolitik zu straffen. Außerdem kann sich der europäische Rentenmarkt nur begrenzt den Vorgaben aus den USA entziehen. Zwischen 10-jährigen „Bunds“ und US-Treasuries wird zum Jahresende eine „Renditelücke“ von einem Prozentpunkt erwartet. Das würde für die Bundesanleihen eine Rendite von 2,25 Prozent bedeuten – ein Anstieg um rund 0,6 Prozentpunkte.
Vorerst allerdings wird der Renditeanstieg durch die unsichere Gemengelange im Zusammenhang mit dem Beitritt der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim zur Russischen Föderation begrenzt.