Im Dezember 2012, als Fed-Chef Bernanke monatliche Anleihekäufe in Höhe von 85 Milliarden US-Dollar ankündigte, machte der Begriff „QEternity“ die Runde. QE ist die englischsprachige Abkürzung für Quantitative Easing – und beschreibt die expansive Geldpolitik der Fed mit ihren Anleihekäufen zusätzlich zum Nullzins-Niveau. „Eternity“ bedeutet Ewigkeit – und genau an diesem Punkt wurden die Anleger nun aus ihren Träumen herausgerissen: Denn nichts ist für die Ewigkeit, auch nicht die Liquiditätsorgien der amerikanischen Geldpolitik. Wenn die US-Wirtschaft weiter so performt wie in den vergangenen Monaten, dann ist Mitte 2014 Schluss mit dem Geldsegen der Notenbank.
Bernanke bleibt unpräzise – Anleihen dennoch teurer
Nun verschreckt ein neues Angstwort die Akteure an den globalen Kapitalmärkten: „Tapering“ – der Rückzug der Fed. Im Sport wird so die Phase kurz vor einem Wettkampf bezeichnet, in der Trainingsumfang und Intensität zurückgeschraubt werden. Ob die US-Wirtschaft auf eigenen Beinen stehen kann und ohne die Liquiditätsspritzen der Notenbank auskommt, wird sich weisen. Die Ankündigung der Fed hat jedenfalls zunächst an den Renten- und Währungsmärkten für Turbulenzen gesorgt und anschließend die Aktienmärkte in die Knie gezwungen.
Mit der Erholung der Weltwirtschaft werden die Kapitalmarktrenditen ohnehin weiter steigen. Gefährlich sind abrupte, unkontrollierte Bewegungen. Solange nicht wirklich klar ist, wann genau und wie stark die Fed am Geldhahn dreht, bleibt die Unsicherheit groß. In den kommenden Monaten muss deshalb mit kräftigen Zinsschwankungen gerechnet werden – grundsätzlich aber dürfte der Trend aufwärtsgerichtet bleiben.
Einen Vorgeschmack auf künftige Marktbewegungen haben die Handelstage nach Bernankes Auftritt am 19. Juni gegeben: Amerikanische Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit wurden kräftig verkauft, im Gegenzug kletterte die Rendite auf knapp 2,5 Prozent – rund 0,9 Prozentpunkte mehr als noch Ende April.