Kaum hat die Europäische Zentralbank in Frankfurt ihren Leitzins weiter herabgesetzt, schon werden die nächsten Schritte diskutiert.
Legen Europas Währungshüter die dritte Runde Bankkredite mit besonders langer Laufzeit auf? Bereits zweimal hat die EZB den Euroland-Geldhäusern über die sogenannte Long Term Refinancing Operation (LTRO) insgesamt mehr als eine Billion Euro Liquidität zur Verfügung gestellt. Oder ziehen Notenbank-Chef Mario Draghi und seine Ratsmitglieder die Option eines Strafzinses für Geld, das die Banken über Nacht bei der EZB parken? Ziel ist es, die Kreditvergabe an Unternehmen und Verbraucher in der Eurozone zu stimulieren, um Investitionen und Konsum anzukurbeln. Nach wie vor kommt zu wenig billiges Notenbankgeld in der Realwirtschaft an.
Gebremst wird in Deutschland – und das ist auch richtig so. Das künstlich niedrig gehaltene Zinsniveau am Finanzmarkt birgt eine Reihe von Risiken. Inflationsdruck gibt es derzeit zwar keinen – im Gegenteil: Der Preisanstieg hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten fast schon gefährlich verlangsamt. Das Gespenst der Deflation mit sinkenden Preisen und ausbleibenden Investitionen macht die Runde.
Sachwerte ziehen an
Doch die Jagd nach Rendite treibt die Anleger trotz historischer Höchststände in die Aktienmärkte. Alternativ investieren sie in vermeintlich krisensichere Immobilien. Eine Vermögensblase bleibt eine realistische Gefahr. In Ballungszentren und insbesondere in Toplagen einiger Großstädte könnten nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank Immobilien um bis zu 20 Prozent überbewertet sein. Der Konjunktiv deutet auf die Unsicherheit der Analyse hin. Zu viele ökonomische Parameter könnten falschen Annahmen unterliegen.
Andere Untersuchungen konstatieren lediglich einen moderaten Aufschwung am deutschen Immobilienmarkt – sowohl im internationalen als auch im historischen Vergleich. Der durchschnittliche jährliche Preisanstieg liegt noch immer unter dem früherer Zyklen. Das Bekenntnis der EZB zur lockeren Geldpolitik auf längere Sicht (also mindestens bis Ende 2014) setzt den Rahmen für weiter steigende Immobilienpreise. Vorsicht ist also geboten.