Muss Italien wieder höhere Zinsen zahlen?
Überraschend kommt das Fitch-Urteil allerdings nicht. Deshalb darf man auch gespannt sein, ob sich die Investoren an den Kapitalmärkten vom „Downgrading“ beeindrucken lassen. In dieser Woche bietet die Regierung in Rom neue Staatsanleihen, um sich mit frischem Geld am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Möglicherweise verlangen die Anleger von den Krisen-Italienern nun höhere Zinsen, um sich das gestiegene Ausfallrisiko bezahlen zu lassen. Dies könnte zu neuer Unruhe in Italien und anderen europäischen Krisenländern führen
Doch eine Eskalation an den Rentenmärkten ist wenig wahrscheinlich. Selbst direkt nach der Wahl, hatte Italien nur geringfügig höhere Zinsen bezahlen müssen, um frische Anleihen zu verkaufen. Inzwischen ist der Polit-Schock längst verdaut: „Die Märkte sind wieder da, wo sie vor den Wahlen waren“, stellte Mario Draghi im Anschluss an die turnusmäßige Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) vom 7. März fest. Der EZB-Chef wischte alle Bedenken beiseite.
Es ist die klare Positionierung der Notenbanken insbesondere in Europa und den USA, die bei den Anlegern derzeit für unbändigen Optimismus sorgen und Ereignisse wie in Italien zu einem verkraftbaren Betriebsunfall stutzen. Die lockere Geldpolitik der US-Notenbank Fed garantiert womöglich noch auf Jahre eine enorme Liquidität, und die EZB hat mit ihrem uneingeschränkten Bekenntnis zum Euro schon vor Monaten neues Vertrauen geschaffen.
Den Euro retten, koste es, was es wolle, und eine verlässliche Geldpolitik: Die EZB macht derzeit das, was die Märkte sich wünschen. Dazu gehört auch ein „akkommodierender geldpolitischer Kurs“, den EZB-Chef Draghi nun noch einmal bestätigte. Hinter diesem Notenbanker-Sprech verbergen sich alle Maßnahmen, die zum Wachstum der Wirtschaft beitragen. Im Klartext: Die Zinsen im Euroraum werden noch mindestens in diesem Jahr auf ganz niedrigem Niveau bleiben. Wie erwartet hat der EZB-Rat beschlossen, den Leitzins im März unverändert auf seinem Rekordtief von 0,75 Prozent zu belassen.
Die kurzfristigen Zinsen, die von der EZB gut gesteuert werden können, bleiben niedrig. Dennoch: Die Normalisierung in der europäischen Schuldenkrise, bessere Konjunkturaussichten und die höhere Risikobereitschaft der Anleger sind gewichtige Argumente für einen Anstieg der Renditen für Anleihen mit langer Laufzeit. Dieser Trend ist seit Anfang des Jahres bereits zu beobachten und dürfte sich in den kommenden Monaten verstärken – vorausgesetzt, die Lage in Italien eskaliert nicht und führt zu Turbulenzen in anderen Euro-Krisenstaaten.
Die Bundesanleihen sind aber nicht nur der sichere Hafen für Anleger in Krisenzeiten, sondern auch wichtige Orientierungsmarke für die Preise von Immobilienkrediten. Deshalb müssen vor allen Dingen Eigenheimer, die in sechs Monaten oder später Finanzierungsbedarf haben, die Entwicklung der Hypothekenzinsen genau im Auge behalten.