Der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit scheint mit dem Quadrat der Entfernung zur Krise wieder deutlich abzunehmen. Für das bisweilen in Österreich noch kleine Segment der nachhaltigen bzw. ethischen Geldanlage ergeben sich aus den Erfahrungen der letzten Jahre trotzdem sehr interessante Schlüsse.
- 1. Investoren, die nachhaltig investieren, bleiben im Schnitt auch in Krisenzeiten deutlich länger in Fonds veranlagt als „konventionelle“ Anleger. Nachhaltige Fonds sind daher auch, was Mittelzuflüsse und Abflüsse betrifft, stabiler – und krisenresistenter.
- Die Stagnation am Investmentfondsmarkt hat auch vor Ethik- und Nachhaltigkeitsfonds nicht halt gemacht. Insgesamt sprechen wir von einer Marktnische, die etwa zwei bis drei Prozent des Gesamtvolumens ausmacht. Allerdings: Die Anzahl jener Anleger, die nachdenkt, was mit ihrem veranlagten Geld geschieht, ist im Steigen begriffen.
- Mehr Nachfrage hängt auch mit mehr Angebot zusammen. Ankündigungen verschiedener in- und ausländischer Anbieter, beispielsweise auch von Großbanken, die bisher diesen Markt kaum bis gar nicht bedient haben, gehen zumindest in diese Richtung. Man wird bald sehen, wie ernst das gemeint war bzw. wieviel Kompetenz tatsächlich vorhanden ist.
- Der Erfolg von ethischen bzw. nachhaltigen Produkten hängt extrem stark mit Glaubwürdigkeit zusammen. Diese müssen sich beispielsweise große Anbieter, die das Segment der Ethikfonds jetzt auch „bespielen“ wollen, erst erarbeiten – im Unterschied zu langjährigen Spezialisten am Markt.
- Die Transparenz muss steigen. Nicht alles was derzeit unter Ethik- oder Nachhaltigkeitsfonds auf den Markt kommt, ist – zumindest im Sinne einer strengen Auslegung – auch dafür geeignet. Vielleicht sollte es dafür ein eigenes Qualitätszeichen geben. Es muss überall dort, wo „Ethik draufsteht, auch Ethik drin“ sein. Beim Marktführer Bankhaus Schelhammer & Schattera KAG etwa erfolgt die Auswahl der Wertpapiere in einem mehrstufigen Verfahren, und die richtige Vorgangsweise wird sogar von einem Wirtschaftsprüfer zusätzlich geprüft.
- Das Argument, das bisher so gern verwendet wurde, dass nachhaltige Investments zwar für’s Gewissen ganz nett, aber für die Brieftasche zuwenig attraktiv wären, also mit der Rendite konventioneller Fonds nicht mithalten könnten, wurde in den letzten Jahren klar widerlegt. Hervorragende Ergebnisse, wie etwa jener der Superior Rentenfonds im Jahr 2009, beweisen das.
Die Kapitalmärkte jedenfalls trauen nachhaltigen Unternehmen offenbar eher zu, Krisen zu meistern. Als die Börsen im Spätsommer 2008 kollabierten, sackten die Kurse der nachhaltigen Unternehmen deutlich weniger ab, hat etwa A.T. Kearney analysiert. Der Unternehmensberater kommt zum Schluss, dass nachhaltige Unternehmen meist eine bessere mittelfristige wirtschaftliche Perspektive und ein geringeres Geschäftsrisiko aufweisen und sich die bessere Position auch in den Aktienkursen niederschlägt.
Auch eine Mercer-Studie bestätigt: Die meisten wissenschaftlichen Forschungen seit 2007 zeigen positive Zusammenhänge zwischen der Beachtung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten und der Finanzperformance von Kapitalanlagen.