In den letzten elf Jahren war Gold eines der besten Investments überhaupt – außer der Apple-Aktie vielleicht. Das weckt den Wunsch nach mehr. Hinzu kommt, dass die Zinsen sehr niedrig sind. Mit Festgeld gibt es praktisch nichts zu verdienen, ebenso mit Staatsanleihen. Außerdem kaufen Anleger Gold als Inflationsschutz und als letzte Sicherheit, wenn auch deutsche Bundesanleihen nicht mehr sicher sind. Dass die Notenbanken die Märkte mit Geld fluten, verstärkt das Kurspotential. Wenn dann außerdem die Nachfrage so hoch ist, dass die Jahresproduktion sie nicht decken kann, dann müssen die Preise ja weiter steigen. Sieht also so aus, als besitzt Gold weiterhin eine rosige Zukunft.
biallo.at: Zu schön, um wahr zu sein. Doch nichts auf der Welt kann ewig steigen! Was spricht gegen weitere Kursgewinne?
Wenn alle einen Markt ganz großartig finden, dann stürzt er in der Regel kurz darauf ab. Die ehemalige Hausfrauenhausse vom „Neuen Markt“ ist noch ein Begriff – oder? Vielleicht sollte man stutzig werden, wenn Wertgegenstände in Automaten angeboten werden, wie es jetzt mit Goldmünzen -barren passiert. Wenn sich sehr viele sehr sicher sind, dass es mit Gold nur weiter aufwärtsgehen kann, dann ist der Höhepunkt erreicht. Alle Faktoren werden positiv interpretiert, die Stimmung ist bestens – aber das wird bald enden.
Ich erwarte keine weiteren positiven Nachrichten. Woher sollen die auch kommen? Denken Sie an die Entwicklung des Rohölpreises vor vier Jahren. Bis 2008 schrieben alle, dass der Ölpreis immer weiter steigen werde. Die Produktion könne mit der Nachfrage nicht Schritt halten, neue Vorkommen seien nur schwer zu erschließen – so lautete das allgemeine Credo. Und was war? Es zeigte sich, dass letztlich nur einige große Spieler den Markt nach oben getrieben hatten. Als sie ausstiegen, ging es steil wieder bergab. Das ist die Blaupause für den Goldpreis! Denn eines ist klar: Gold wird gefördert, aber nicht verbraucht. Wenn große Marktteilnehmer wie Fondsgesellschaften oder Notenbanken anfangen ihr Gold zu verkaufen, bricht der Preis ein – genau wie beim Öl.
biallo.at: Gibt es bereits erste Anzeichen für Stagnation oder ein Absacken des Goldkurses?
Ja, es hat bereits begonnen – allen Durchhalteparolen zum Trotz. Seit einem Jahr konnte Gold unterm Strich nicht mehr zulegen. Vielleicht zuckt der Preis noch mal auf, dann aber wird es abwärts gehen. Anleger sollten ihre Gold-Positionen jetzt besser absichern! Das Kursziel läuft in 100er-Schritten nach unten, zunächst bis auf 1.500 Dollar, dann Richtung 1.000 Dollar. Das wird sich über das gesamte Jahr 2013 hinziehen.
biallo.at: Welche Alternativen zu Gold empfehlen Sie ihren Kunden?
Die berühmte 100.000 Euro-Frage! Die Welt ist voller Fragezeichen. Die Märkte werden mit billigem Geld geflutet, deshalb gehen die Börsen nach oben. Das ist ein sehr ungesunder Zustand. Manchmal muss man in der Lage sein, sich eine Zeit lang neben das Spielfeld zu stellen. Es gibt sicher einige interessante Unternehmensanleihen, von Staatsanleihen würde ich heute mangels Ertrag die Finger lassen. Als Aktie finde ich Nokia sehr spannend, allerdings muss man hier größere Kursschwankungen aushalten können. Die Commerzbank-Aktie würde ich bei 1,20 Euro kaufen.