Anleihen wieder günstiger
Prompt kletterten die Kurse an den Aktienmärkten kräftig. In den USA etwa feierte der viel beachtete Leitindex Dow Jones die beste Handelswoche seit Januar dieses Jahres. In Deutschland markierte der Dax ein neues Allzeithoch. Gleichzeitig gerieten die Kurse sicherer Staatsanleihen erneut unter Druck. Amerikanische oder deutsche Schuldscheine, für die der Staat geradesteht, gelten zwar als besonders sicher und werden in Krisenzeiten verstärkt gekauft. Doch der Preis für die Sicherheit ist eine geringe Verzinsung. Deshalb trennen sich Investoren wieder von den Papieren, wenn sich die Lage entspannt.
Anleiheverkäufe führen zu sinkenden Kursen und im Gegenzug automatisch zu steigenden Zinsen. Die stabile Wachstumsdynamik in den USA, der absehbare Kurswechsel der amerikanischen Notenbank und der neue Konjunkturoptimismus in der Eurozone haben in den vergangenen drei Monaten bereits zu einem höheren Zinsniveau für sichere Staatsanleihen geführt. In der vergangenen Woche sprang die Rendite für Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit erstmals wieder über die Marke von zwei Prozent. Zum Vergleich: Noch im Mai rentierten die Papiere, die auch eine wichtige Orientierungsmarke für den Hypothekenmarkt sind, unter 1,2 Prozent.
Der Europäischen Zentralbank (EZB) ist diese Entwicklung ein Dorn im Auge. Die Währungshüter versuchen mit aller Macht, das Zinsniveau in Europa zumindest zu stabilisieren. Wird das Geld für Unternehmen und Privathaushalte teurer, bleiben Investitionen und Konsum aus. Dies würde die Konjunkturerholung in der Euro-Zone ausbremsen und könnte in einer erneuten Rezession münden.
Deshalb hat EZB-Präsident Mario Draghi angekündigt, die lockere Geldpolitik fortzusetzen und den Leitzins auf lange Sicht nicht zu erhöhen. Im Gegenteil: Draghi hält sich die Option einer weiteren Zinssenkung offen, um die Wirtschaft anzukurbeln und insbesondere den südeuropäischen Krisenländern eine möglichst günstige Refinanzierung ihrer Haushaltsdefizite zu ermöglichen.
Bald steigende Zinsen in Österreich?
Dies wird mittelfristig notwendig sein, wenn sich die Wirtschaftsdaten weiter verbessern. Kurzfristig dürften Europas Währungshüter vor allem aber gespannt über den großen Teich blicken. In dieser Woche gibt die US-Notenbank Fed bekannt, ob sie den monatlichen Ankauf von amerikanischen Staats- und Hypothekenanleihen zurückfährt und damit ein wenig auf die geldpolitische Bremse drückt. Der Einstieg in den Ausstieg des „billigen Geldes“ wird zwar erwartet. Doch wenn es soweit ist, dürften die Märkte eine Reaktion zeigen. Ein weiterer Zinsschub ist dann auch in Österreich wahrscheinlich.