Österreichs Banken sichern sich Milliarden an Staatshilfe, wie das jüngste Beispiel der Volksbank AG zeigt, die eine Milliarde Euro PS-Kapital für maximal zehn Jahre beantragt und dafür 9,3 Prozent Zinsen an den Staat abliefern wird.
Wifo rechnet mit steigenden Kreditzinsen
Ungeachtet der Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) und die massive staatlichen Unterstützung für die Kreditinstitute rechnet der Bankenexperte des Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) in Wien, Dr. Franz Hahn, mit steigenden Kreditzinsen.
Denn die für die Banken im Zuge der aktuellen Wirtschaftskrise notwendige Risikoprämie bei der Vergabe von Krediten wird höher werden müssen. Sie werden die sinkenden Kosten für die Refinanzierung der Banken im Gefolge der Senkung der Leitzinsen durch die EZB übersteigen. Denn die Banken werden die unter dem Stichwort Basel II vereinbarten strengeren Vergabevorschriften für Kredite an Privatpersonen und Unternehmen jetzt genauer anwenden als in den vergangenen Jahren.
Hahn sieht bei den Sparzinsen keinen Spielraum nach unten
Bei den Sparzinsen hingegen erwartet Bankexperte Hahn keine stärkeren Veränderungen. „Hier ist nach unten kein Spielraum mehr, denn die Zinsen sind ohnehin schon im Keller“, so Hahn. Er glaubt auch nicht an einen Zinssatz von Null für Sparguthaben. Denn „die Europäische Zentralbank wird beim Leitzinssatz nicht unter ein Prozent gehen“ ist Hahn überzeugt.
Dass eine allfällige Kapitalknappheit als Folge der anhaltenden Wirtschaftskrise den Anlegern in absehbarer Zeit wieder höhere Zinsen für Sparguthaben bescheren könnte, glaubt Hahn vorerst nicht. „Die Sparer zeigen angesichts der Krise eine große Präferenz für hohe Liquidität“. Das heisst, die Verbraucher sparen brav weiter, um im Falle wirtschaftlicher Schwierigkeiten sofort auf ihre finanziellen Reserven zurückgreifen zu können. Das zeige auch der Vergleich mit anderen europäischen Ländern.
Dass es die aktuelle Wirtschaftskrise den Kreditinstituten unmöglich machen wird, die beantragten Staatshilfe wieder rechtzeitig zurückzubezahlen, glaubt Hahn nicht. Damit ist aus seiner Sicht, das Recht des Staates, Forderungen aus den Staatshilfen an die Banken in Eigenkapital umzuwandeln und so die Kreditinstitute quasi zu verstaatlichen, zwar eine vertragliche Möglichkeit. Aber Hahn glaubt nicht, dass es dazu kommen werde.
Staatshilfen
Die größte Bank Österreichs, die Bank Austria, will 2,7 Milliarden Euro Staatshilfe, ebenso die Erste Bank.Die Raiffeisen Zentralbank (RZB), das Spitzeninstitut des genossenschaftlichen Raiffeisensektors in Österreich, will sich 1,8 Milliarden vom Staat sichern, die ebenfalls genossenschaftlich organisierte Österreichische Volksbank AG (ÖVAG) beantragt eine Milliarde Euro, ebenso die zum US-Konzern Cerberus gehörende Bawag. Die Hypo Group Alpe Adria beantragt 0,9 Milliarden Euro.