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Patient Euro
 
16.11.2010

Patient Euro Irland - droht der Haircut?

Von Erwin J. Frasl
Die Finanzlage Irlands ist dramatisch. Biallo.at sprach mit dem Chefvolkswirt für Österreich der Bank Austria bzw. UniCredit Group Stefan Bruckbauer, ob und wann Irland ein zweiter Fall „Griechenland“ wird.
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Mag. Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, sieht eine der Ursachen der Irlandkrise darin, dass mit Beihilfen aus der EU ein zu generöses Sozialtransfersystem aufgebaut wurde

Biallo.at: Wird Irland doch ein zweites Griechenland und braucht 60 bis 80 Milliarden Euro Milliarden als Hilfe der Euro-Länder?

Stefan Bruckbauer: Irland wird kein zweites Griechenland, da die Probleme in Irland etwas anders gelagert sind. Allerdings könnte das enorme Volumen an Finanzierungsübernahmen für die angeschlagenen Banken dazu führen, dass Irland die Hilfe des EFSF (European Financial Stability Facility) benötigt.

Biallo.at: Wie ist Irland, das von der EU ohnehin großzügig mit Milliarden-Subventionen verwöhnt worden ist, in diese Krise überhaupt hineingeschlittert?

Bruckbauer: Im wesentlichen ist das Problem Irlands ein Mix aus einer klassischen Immobilienblase, angetriebenen durch das enorme Einkommenswachstum der letzten zehn Jahren (immerhin hat sich das Hypothekenkreditvolumen von 2002 bis 2007 verdreifacht) und einem Staat, der aufgrund der starken Einnahmensituation und der Beihilfen aus der EU ein zu generöses Sozialtransfersystem aufbaute.

Biallo.at: Warum drängen gerade die ebenfalls angeschlagenen Euro-Länder Spanien und Portugal so sehr auf eine Rettungsaktion für Irland?

Bruckbauer: Je mehr die Kreditwürdigkeit eines Eurolandes in Frage gestellt ist, umso mehr wird auch über die anderen Länder diskutiert. Besonders kritisch ist die Diskussion darüber, ob Irland eine Umschuldung machen könnte. Dies wäre dann fatal für die anderen Länder, über deren Finanzen diskutiert wird.

Biallo.at: Das Budgetdefizit liegt in Irland heuer bei 32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Gesamtverschuldung beträgt mit 160 Milliarden Euro rund 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Was muss die Regierung hier an Sanierungsmaßnahmen durchsetzen, um einen Staatsbankrott zu verhindern?

Bruckbauer: Das enorme Defizit 2010 ist die Folge der Übernahme der Banken, wird daher 2011 so nicht mehr kommen. Nur die Schuldenlast ist damit sehr hoch. Irland muss sein strukturelles Defizit (also das durchschnittlich jährliche Defizit) reduzieren und hoffen, dass die Banken, dies übernehmen musste, nicht weitere Verluste machen und am Ende mit Gewinn wieder privatisiert werden können.

Biallo.at: Falls die EU hilft – werden dann auch die Gläubiger des Landes auf einen Teil ihrer Ansprüche gegenüber Irland und den Banken in Irland verzichten müssen, wie das in jüngster Zeit immer wieder diskutiert wird, oder geht es auch ohne „Haircut“?

Bruckbauer: Ein Haircut wäre vorläufig kein Thema, denn dazu müsste Irland "Konkurs anmelden". Mittelfristig rechnet der Markt derzeit mit einem Haircut von zumindest 30 Prozent, wenn man die derzeitigen Anleihenkurse berücksichtigt.

Biallo.at: Wenn Irland Milliardenhilfe der Euro-Staaten benötigt, sind dann Portugal oder Spanien die nächsten Dominosteine, die fallen?

Bruckbauer: Spanien sicherlich nicht, Portugal bleibt unsicher.

Biallo.at: Sollten Irland, Portugal und Spanien, die Währungsunion verlassen und wieder zu ihren nationalen Währungen zurückkehren?

Bruckbauer: Für alle drei Länder würde eine eigene Währung die Probleme wohl kaum lösen, sondern eher verschärfen.

Mag. Stefan Bruckbauer

... studierte Ökonomie an der J.K. Universität Linz. Er war Mitarbeiter am Forschungs-schwerpunkt „Arbeitsmarkt” an der J. K. Universität Linz und Assistent am Institut für Volkswirtschaftstheorie in Linz bevor er in die Abteilung Volkswirtschaft der Zentralsparkasse Wien wechselte. Ab 2001 war er Stellvertretender Leiter der Konzernvolkswirtschaft der Bank Austria, verantwortlich für Makro- und Bankenmarktresearch Österreich. Seit 2009 ist Stefan Bruckbauer Leiter der Abteilung Economics & Market Analysis Austria und Chefvolkswirt für Österreich der Bank Austria bzw. UniCredit Group.  Sein Arbeitsschwerpunkt sind die Wirtschaft Österreichs, der Finanzmarkt, CEE und die EU, der Euro und der Bankenmarkt in Österreich und der EU. Stefan Bruckbauer war daneben lange Jahre Lektor für Volkswirtschaftstheorie an der Universität Linz und an der „Fachhochschule für Bank und Finanzwirtschaft” in Wien.  Daneben ist er auch Vortragender beim Fonds- und Portefeuillemanagementlehrgang der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften, der Bankakademie und anderer Institutionen und hält Vorträge zu verschiedenen Themenbereichen. Stefan Bruckbauer hat eine Vielzahl von Artikeln speziell zur österreichischen  Wirtschaft, zu CEE, zum Finanzmarkt, zu Banken und zum Euro veröffentlicht.

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