Nach der ersten Sommerhitze geht es nun auch an den Weltbörsen wieder heiß zu: Kurse fallen an manchen Handelstagen weltweit so stark wie früher im ganzen Jahr nicht; dazu kommt die Unsicherheit über die Entwicklung der Märkte im Euroraum. Wie soll der Geldanleger seine Investitionen am Aktienmarkt unter diesen Voraussetzungen optimieren? Und welche Leitlinie gilt für das umsichtige Handeln? Wer das wissen möchte, der sollte darauf achten, was die Verwalter der großen Fonds in der Krise tun.
Solche Profis folgen oft einem Leitgedanken: Verluste minimieren, Gewinne laufen lassen. So vermeiden professionelle Anleger den Sturz ins Bodenlose. Viele Privatinvestoren behalten dagegen ihre Handvoll Aktien auch dann, wenn der Kurs sinkt und sinkt, weil sie denken: Jetzt ist es ohnehin zu spät. Steigt der Kurs dagegen etwas, stoßen sie die Papiere ab, um sich den kleinen Gewinn zu sichern.
Wer so handelt, schmelzt sein Vermögen selbst ab. Doch es geht auch anders - wenn Anleger nicht in die Panik einstimmen, die an den Börsen an allzu vielen Tagen den Ton bestimmt. Damit Sie kühlen Kopf behalten, gibt biallo.de Antworten auf Anleger-Fragen zum aktuellen Börseneinbruch:
Geht der Kurssturz jetzt bodenlos weiter?
Nein. Den Sturz ins Bodenlose ohne Gesundung der Kurse gibt es an der Börse nicht - und nach dieser Gewissheit sollte der Anleger auch handeln. Selbst nach großen Crashs wie Ende der Zwanziger Jahre, in den Neunzigern oder vor drei Jahren haben sich die Märkte erstaunlich schnell wieder erholt – und oft sogar neue Rekordhöhen erreicht.
Bodenlose Verluste sind aber möglich. Die machen vor allem jene, die nun in Panik zu Tiefstkursen aussteigen – und aus der gleichen Panik heraus bei Tiefstkursen keine neuen Fonds oder Aktien erwerben. Lassen Sie sich deshalb auch nicht durch angeblich „magische“ Kursstände beirren, von denen in manchen Medien die Rede ist. Ob der ATX nun gerade sinkt, hat höchstens auf einige Gelegenheitsanleger psychologische Wirkung. Doch die Kurse werden im Wesentlichen von hochprofessionellen Strategen bewegt, die zum Beispiel die Milliarden von Pensionsfonds langfristig ertragreich investieren müssen. Sie lassen sich bei ihrer Anlage nicht von kurzfristigen Schwankungen über bestimmte Kurshöhen bewegen.
Dazu kommt die Überlegung: Brauchen Sie das Geld jetzt gerade überhaupt? Oder können Sie eine Schwächephase an den Börsen auch durchstehen? Auch hier kann der Blick auf die Langfristentwicklung Ihres Papieres (zum Beispiel die Rendite pro Jahr in der Zehnjahresbetrachtung) Ihnen ein gutes Gefühl für die Langfrist-Performance geben. Und damit auch eine Antwort auf die Frage, ob ein Ende mit Schrecken durch einen schnellen Verkauf eine sinnvolle Reaktion auf den Einbruch der Kurse ist.
Fallende Kurse - wie kann ich mich absichern?
Ihre Fonds müssen nicht fallen und fallen – Sie können sich absichern: Das geht sowohl mit einzelnen Fonds, die solche Sicherungsmechanismen eingebaut haben, dafür aber bei einem Boom nicht den ganzen Kursaufschwung mitnehmen. Ein solches Hedging ist aber auch mit Optionsscheinen möglich. Dazu sollten Sie sich aber schon sehr gut an der Börse auskennen – und auch genau Ihre Anlageziele und –zeitpunkte definieren können. Normalanlegern ist eine solche Strategie daher eher nicht zu empfehlen.
Was indes viele Anleger längst zur Absicherung tun - ohne das zu registrieren: Absicherung gegen das zwischenzeitliche Ab an den Börsen findet für den Normalkunden schon allein dadurch statt, dass er in der Regel den Großteil seiner Geldanlagen anderswo investiert hat: in Kapital-Lebensversicherungen etwa, in eine Immobilie, in Tages- oder Festgelder und auch durch die Zahlung in die Rentenkasse. Die Wertentwicklung dieser großen Geldanlagen des Normalverdieners ist vom Börsengeschehen weitgehend unberührt. Bei Immobilien kann sie sogar davon profitieren, wenn die Anlage an der Börse durch Kursverfall weniger lukrativ ist. Dann steigt die Nachfrage nach „Betongold“ – und damit der Wert von Eigentum.
Werden nach dem Börsen-Kursverfall auch Immobilien und festverzinsliche Anlagen leiden?
Wer die vorige Antwort gelesen hat, der könnte einfach nein sagen. Aber ganz so einfach ist die Lage nicht. Denn zum einen könnte ein länger anhaltender Einbruch an den Aktienmärkten auch Fonds unter Druck bringen, die in Immobilien anlegen. Die Insolvenz der offenen Immofonds wie SEB Immoinvest oder CS Euroreal hat das erschreckend belegt. Zum anderen kann das allgemeine Zinsniveau sinken, wenn die Realwirtschaft wie schon in den vergangenen Monaten wegen der Marktkrisen auf billiges Geld von den Zentralbanken angewiesen ist. Welche Strategien es gegen solchen Zinsverfall gibt, das lesen Sie hier.
Soll ich jetzt das ganze Ersparte in Gold oder Immobilien investieren?
Ein schlechter Rat: Nie nur auf ein Pferd setzen – das gilt auch in Zeiten der Börsenschwankungen. So wie der Normalanleger sein Geld anlegt, ohne dass ihm das oft ganz bewusst ist, so ist das auch ziemlich richtig: Ein Teil in festverzinsliche Papiere mit verschiedenen Laufzeiten, Kapital-Lebensversicherungen, dem selbstgenutzten Heim, aber auch an den Kapitalmärkten – das ist eine gute Strategie für Anleger mit langem Horizont.
Der Goldpreis ist bereits im Vergleich zu früheren Jahren sehr hoch. So gesehen ist auch die Investition in Gold bestenfalls als Beimischung zur Gesamtanlage mit einstelligem Prozentsatz möglich. Aber auch Gold ist ein spekulativer Wert. Und zumindest beim gegenwärtigen Preisniveau kein sicherer Hafen.
Wie mache ich mein Depot wetterfest gegen Einbrüche an den Börsen?
Disziplinierte Anleger, die etwa in normale Fonds und nicht in hochspekulative Produkte investieren, können sich mit einer Methode dagegen wappnen, große Verluste zu erleiden – und zugleich große Gewinne möglich machen. Der Autor nennt es die Zehn-Prozent-Regel. Sie funktioniert einfach so:
Diese Methode kennen Börsianer auch als die Regel: Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen. Das funktioniert – sofern Sie sich nicht selbst betrügen und diszipliniert bleiben. Was dabei helfen kann: Schon beim Kauf eines Papieres können Sie die entsprechenden Stopp-Kurse eingeben – und bei guten Depotbanken sogar automatisch zu einem gewählten Kurs verkaufen.
Geldhäuser wackeln - ist jetzt auch Tages- oder Festgeld unsicher?
Nicht verrückt machen lassen: Tages- und Festgeld in den üblichen Höhen von weniger als 100.000 Euro pro Privatanleger ist extrem sicher angelegt. Die europäische oder österreichische Einlagensicherung sorgt dafür, dass hier selbst bei einer unwahrscheinlichen Pleite des Bankhauses der Anleger keinen Verlust erleidet. Und über die deutsche oder österreichische Bankensicherung hinaus bieten viele Geldhäuser auch noch Sicherungsverbünde, durch die Geldanlagen des einzelnen Kunden in zweistelliger Millionenhöhe abgesichert werden.