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Josef Bucher im Interview
 
18.09.2013

Josef Bucher im Interview Gold, Bankenrettung und der Staatshaushalt

Von philoro Edelmetalle, Rudolf Brenner
Als Bezugspunkt für die Wechselkurse hat Gold sich nicht bewährt, sagt der Spitzenkandidat des BZÖ, Josef Bucher. Gleichzeitig warnt er vor gemischten Bankenkonzernen in Europa, die ständig gerettet werden müssen.
Josef Bucher im Interview Gold und Bankenrettung
Josef Bucher, Spitzenkandidat, Klubobmann und Bündnisobmann des Bündnis Zukunft Österreichs
philoro: Die Weltwirtschaftskrise 2008/09 war, das Resultat von Exzessen, im Konsum, im Immobilienbereich, von Fehlinvestitionen und spekulativen Blasen, ausgelöst durch ein Überangebot an billigem Geld über einen langen Zeitraum hinweg. Wurden Ihrer Meinung nach diese Fehlentwicklungen in ausreichendem Maße bereinigt?

Bucher: Nein, bislang wurde es verabsäumt die Finanzmärkte neu zu ordnen. Dazu würde unserer Meinung nach zunächst einmal die Einführung des Trennbankensystems, d. h. die Trennung in Geschäfts- und Investmentbanken notwendig sein. Derzeit existieren in
Europa hauptsächlich gemischte Bankenkonzerne, die ständig gerettet werden müssen, obwohl das für den Investmentbankenbereich nicht notwendig wäre.

„Derzeit existieren in Europa hauptsächlich gemischte Bankenkonzerne, die ständig gerettet werden müssen,...“ Josef Bucher

philoro: Das Ausmaß der Verschuldung in den OECD-Staaten hat ein historisch einzigartiges Ausmaß angenommen und beträgt teilweise ein Vielfaches des jeweiligen BIPs. Der Grund dafür war, dass die Verschuldung von der Privatwirtschaft – vor allem aus der Finanzindustrie - in die öffentlichen Haushalte transferiert wurde. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Bucher: Diese Entwicklung ist fatal, deshalb wäre eine Neuordnung des Finanzsektors in Europa auch so dringend. Nur wenn es gelingt diesen Teufelskreis zu durchbrechen, wird auch wieder die notwendige Stabilität für ein geregeltes Wirtschaftswachstum einkehren.

philoro: Die Währungen der großen Industrienationen – vor allem USD und Euro – haben im letzten Jahrzehnt deutlich gegenüber Sachwerten wie Gold abgewertet. Wie sehen Sie die Zukunft des Euros?

Bucher: Der Euro in seiner heutigen Form hat sich offensichtlich nicht bewährt, da wirtschaftlich schwächere Länder sehr unter der Stärke des Euro leiden. Deshalb wird es mittelfristig zu einer Teilung des Euro kommen und zwar in einen starken Kerneuro und einen schwächeren Euro oder Einzelwährungen für jene Staaten, die wirtschaftlich nicht mit den Ländern der Kernzone mithalten können.

philoro: Was halten Sie von der Annahme zahlreicher Verfechter eines Goldstandards, dass es unter einem mit Gold gedeckten Währungssystem mehr Planungssicherheit (über langfristige Zeiträume hinaus) gäbe und die ungezügelte Geldmengenausweitung nicht mehr möglich wäre?

Bucher: Wenn sich die Golddeckung bewährt hätte, so würde sie auch noch heute bestehen. Es ist aus unserer Sicht gefährlich sich hier einer gewissen Nostalgie hinzugeben. Unabhängig davon, hat sich das jetzige System auch nicht bewährt. Es wird also eine der großen Aufgaben der Politik sein, in den kommenden Jahren ein neues System zu entwickeln, das wiederum eine festen Bezugspunkt ausweist, aber auch flexibel genug ist, um Krisen auszugleichen.

philoro: Die Konvergenzkriterien für die Euromitglieder würden de facto die Rahmenbedingungen eines modernen Goldstandards erfüllen (keine ausufernde Gelmengenausweitung, Verschuldungsgrenzen etc.). Was halten Sie davon, dass die Konvergenzkriterien immer mehr aufgeweicht werden?

Bucher: Diese Entwicklung ist sehr schlecht, da die Aufweichung zu einem erheblichen Vertrauensverlust geführt hat, was sich auch in den zunehmenden Problemen mit den Ratings der großen Ratingagenturen zeigt.

„...,als Bezugspunkt für die Wechselkurse hat Gold sich nicht bewährt,...“ Josef Bucher

philoro: Welche Rolle könnte Ihrer Meinung nach Gold in einer modernen Wirtschafts- und Finanzwelt spielen?

Bucher: Als Bezugsgröße und Fluchtmöglichkeit spielt es auch heute eine große Rolle, als Bezugspunkt für die Wechselkurse hat es sich nicht bewährt, da es in seiner Menge begrenzt ist, so dass notwendige Anpassungen nicht vorgenommen werden können, dazu ist es notwendig die Geldmenge im Bedarfsfall zu erhöhen und der gegenüberstehenden Warenmenge anzupassen.

philoro: Viele Leute haben Angst vor Inflation, flüchten daher in Sachwerte wie Gold, können Sie dieses Verhalten nachvollziehen?

Bucher: Ja, aber eine Gefahr besteht natürlich auch bei der Flucht ins Gold, nämlich dass es zu Überbewertungen mit entsprechend nachfolgendem Preisverfall kommt.

„Die Entwicklung ist schlecht und kann nur durch verstärkte Haushaltsdisziplin der Staaten verbessert werden.“  Josef Bucher

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philoro: In den USA, der Eurozone, Großbritannien und in Japan repräsentieren Zentralbanken 60 Prozent des Kreditvolumens, die öffentlichen Haushalte nehmen 75 % der gesamten Kreditaufnahme in Anspruch. Befinden wir uns auf dem Weg zu einer zentralen Wirtschaftsplanung?

Bucher: Wahrscheinlich weniger zu einer zentralen Wirtschaftsplanung, als zu einer weiteren Kreditverknappung für die Wirtschaft. Diese Entwicklung ist schlecht und kann nur durch verstärkte Haushaltsdisziplin der Staaten verbessert werden.

philoro: Es gibt Wirtschaftstheoretiker die meinen Zentralbanken sollten die gesamte Staatsverschuldung aufkaufen, mit Liquidität die sie selbst schaffen, um dann sämtliche Schulden ab zu schreiben. Wäre das eine Lösung?

Bucher: Wenn man das Vertrauen in die Währungen unbedingt schmälern will, ja. Wenn man wieder eine Wirtschaft auf gesunder Basis und Staaten mit entsprechender Haushaltsdisziplin will, nein.

philoro: In Japan wird ein riesiges Konjunkturprogramm bereits direkt von der Zentralbank finanziert; was halten von einem derartigen Ansatz?

Bucher: Wenig. Vor allem auch deshalb, weil trotz der Ausweitung der Geldmenge Japan mit Deflation kämpft, also offenbar genau das Gegenteil erreicht.

Leserkommentare
22.09.2013 14:28 Uhr - von Aquinatus
Recht steckt im Wort Gerechtigkeit
Es ist mehr als eigentümlich, dass bei dem ganzen Wahlgezeter niemand auf die Idee kommt vier Grundsatzfragen anzuschneiden, die für eine 'gesunde Wirtshaft' von entscheidender Bedeutung sind, wie z.B.: 1.) Was versteht man unter 'Eigentum' und unter welchen Umständen kannb man solches in gerechter Weise erwerben? 2.) Wie garantiert man eine stabilde Währung? 3.) Wie schaut ein feier Wettbewerb aus (geregelter)? Alle anderen etwaigen politischen Fragen spielen eine untergordnete Rolle. MfG Aquinatus
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