Biallo.at: Gerade Jugendliche rutschen schnell in eine Schuldenfalle, da sie über geringe oder gar keine Ersparnisse verfügen und noch wenig verdienen. Was können hier Schule und Interessensvertretungen wie Arbeiterkammer oder Gewerkschaft helfen?
Tumpel: Die Arbeiterkammern haben sich in verschiedenen Studien und Erhebungen mit dieser Problematik auseinandergesetzt. In einem Unterrichtsfach Verbraucherbildung könnten die Jugendlichen auf die genannten Gefahren aufmerksam gemacht werden. Notwendig sind aber auch gesetzliche Maßnahmen, die beispielsweise im Bereich der Telekommunikation – unlautere Werbung wirksam bekämpfen und mehr Transparenz bei der Tarifgestaltung vorschreiben.
Interview mit AK- Präsident Herbert Tumpel - Teil 2
Mangelnde Transparenz bei Finanzprodukten
Fallstricke bei Geldanlagen und Krediten
Arbeiterkammer fordert bessere Gesetze
Konsumentenschutz
Wichtige Regeln der Geldanlage beachten
Konsumentenschutz
Informationsoffensive von Minister Hundstorfer
Biallo.at: Die österreichischen Banken bekommen Milliardenbeträge an staatlicher Hilfe, wie das jüngste Beispiel der Volksbank AG zeigt, die eine Milliarde Euro Kapital vom Staat möchte. Der Staat bekommt dafür wenigstens 9,3 Prozent an Zinsen. Sparer, die den Banken ihre Spareinlagen zur Verfügung stellen, erhalten derzeit zumeist weniger als zwei Prozent. Kann die Arbeiterkammer die Sparer vor dieser Subventionierung der Banken durch die Sparer schützen?
Tumpel: Die Hilfestellungen an die Banken waren notwendig. Aber die Vergabe von Steuergeldern muss an klare Auflagen gebunden sein. Eine weitere Forderung der AK nach Sicherung der Spareinlagen wurde mit diesem Gesetz realisiert. Wir stellen auf unserer Website den Bankenrechner zur Verfügung, der einen Überblick über die Zinsangebote verschiedener Banken für Spareinlagen gibt und damit die Suche nach der für die Sparer günstigen Angebote erleichtert.
Biallo.at: Die Arbeiterkammer kritisiert die schlechten Veranlagungsergebnisse der Pensionskassen, die rund 500 000 Arbeitnehmer in Österreich betreffen. Welche Verbesserungen schlagen Sie für das System der Pensionskassen konkret vor?
Tumpel: Wir treten für die Wiedereinführung der Mindestertragsgarantie ein. Dadurch erhalten die Pensionskassen wieder eine wirtschaftliche Verantwortung für negative Ergebnisse, und dadurch werden sie gezwungen, vorsichtigere Veranlagungsstrategien einzuschlagen. Außerdem kann man dann nach den EU-rechtlichen Vorschriften wieder quantitative Vorgaben für die Veranlagung machen, was zur Stabilisierung der Ertragsentwicklung notwendig ist.
Biallo.at: Wäre es sinnvoll, die freiwillige Höherversicherung in der gesetzliche Pensionsversicherung per Gesetz attraktiver zu machen, um so eine Alternative zu den Pensionskassen zu schaffen?
Tumpel: Ja es ist sinnvoll ein weiteres, besonders sicheres und kostengünstiges Instrument anzubieten.
Geboren 1948 in Wien, ist seit 1997 Präsident der Arbeiterkammer Wien und der Bundesarbeitskammer. Von 1958 bis 1962 besuchte Tumpel die AHS, von 1962 bis 1967 erhielt er eine Berufsausbildung als Textilingenieur an der HTL für Textilindustrie in Wien. Von 1968 an studierte er Nationalökonomie an der Universität Wien, das Studium schloß er 1973 ab.
1973 begann Herbert Tumpel als Mitarbeiter des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. 1987 wurde er Leitender Sekretär im ÖGB, zuständig für Grundsatzpolitik und Finanzen. Seit 1979 ist Tumpel als Kammerrat der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien gewählt.