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Inflationsrate
 
10.06.2015

Inflationsrate Effektiv steuern mit Kennzahlen!?

Von Manfred Lappe
Die Welt der Wirtschaft ist komplex! Wie die Zahnräder einer Uhr greifen eine Vielzahl von Faktoren ineinander und beeinflussen sich gegenseitig. An welchem Rad soll man da drehen, um das Gesamtwerk in eine bestimmte Richtung zu bewegen?
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Dipl.-Kfm. Manfred Lappe ist Inhaber von Manfred Lappe Consulting und Autor zahlreicher Fachbücher zum Thema Finanzen
Gut, dass sehr kluge Leute Kennzahlen erfunden haben, welche die Komplexität schnell und für jedermann verständlich auf ein Minimum reduzieren. Wie bei einem Heizungsventil genügt eine einfache Drehung nach links oder rechts und schon pendelt sich die gewünschte Wohlfühl-Temperatur ein.

Die Inflationsrate ist eine solch hervorragende Kennzahl zur Steuerung der Wirtschaft. Gemessen werden die Preisentwicklungen der Einkaufsgüter eines normalen Durchschnittshaushalts. Liegt die Preissteigerung jetzt „nahe bei aber unter zwei Prozent“, so läuft die Wirtschaft gut. Bei höherer Steigerungsrate muss über Zinserhöhungen gedrosselt, bei zu geringer Steigerung mittels Zinssenkung stimuliert werden.

Kennzahlen sind so einfach, da sie zumeist auf dem (oft auch ungewichteten) Durchschnitt aufbauen: die Preissteigerungen (-veränderungen) von zum Beispiel 20 Produkten werden im einfachsten Fall addiert und dann durch 20 geteilt. Diese Art der Kennzahlenberechnung ist damit auch Schülern leicht vermittelbar. Ewige Kritiker als Spielverderber mögen hier einwenden, dass extreme Ausreißer einen hohen Einfluss auf den Durchschnittswert bekommen.

Nehmen wir einmal an, dass Bill Gates ein Jahreseinkommen von 1,0 Milliarden Euro hat und in eine Bim mit 50 Arbeitern mit je einem Jahreseinkommen von 28.000 Euro steigt. Vor dem Zusteigen von Bill Gates betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen in der Bim 28.000 Euro (28.000 Euro * 50 Personen / 50 Personen), danach jedoch 19.635.294,12 Euro ((1* 1.000.000.000 + 50 * 28.000) / 51). Also: im Durchschnitt sind wir reich!

Gefahr der Übersteuerung

Auch bei der Kennzahl „Inflationsrate“ kam es in der Vergangenheit zu einer Übersteuerung: ein stark fallender Ölpreis als eine wesentliche Komponente im Warenkorb der Durchschnittsbildung ließ die Kennzahl bedenklich in Richtung negativem Terrain abgleiten. Noch zusätzlich verstärkt wurde dieser Effekt im Durchschnitt sinkender Preise in Europa durch einzelne europäische Länder, die mittels Preissenkungen wieder wettbewerbsfähiger werden wollten beziehungsweise sollten. Also schnell mit Zinssenkungen und zusätzlicher Liquiditätszufuhr mittels Anleihenkäufen gegengesteuert?! Und damit keines der Länder in Europa benachteiligt wird, erfolgt ein gewichteter Aufkauf der Länder(-Anleihen) gemäß ihrem Anteil an der Europäischen Zentralbank (EZB).

Welch ein Dilemma: die schöne Kennzahl „Inflationsrate“ spiegelt aufgrund der stark unterschiedlichen Preisentwicklung bei den Waren und auch in den betroffenen Ländern nicht mehr sinnvoll einen generellen (!!!) Handlungsbedarf wieder. Aus zum Beispiel +1,6 Prozent Steigerung in Österreich und -0,8 Prozent Rückgang in Griechenland wird ein kleiner Durchschnitt von +0,4 Prozent ((+1,6 + -0,8) / 2) in beiden Ländern. Ein Anheben dieses Durchschnitts von +0,4 Prozent durch einheitliche Maßnahmen auf gewünschte 1,8 Prozent wird dann möglicherweise erreicht durch eine generelle Erhöhung des Preisniveaus um 1,4 Prozent (1,8 Prozent - 0,4 Prozent d.h. bei Österreich von 1,6 Prozent auf 3,0 Prozent und in Griechenland von -0,8 Prozent auf +0,6 Prozent ((0,6 Prozent + 3,0 Prozent )/ 2 = 1,8 Prozent. Super: im Durchschnitt eine Punktlandung auf 1,8 Prozent - in den betroffenen Ländern jedoch eine krasse Unter- beziehungsweise Überschreitung der Zielgröße.

Effektiv steuern mittels Kennzahlen? So einfach ist es eben leider doch nicht, insbesondere wenn die Datenbasis für eine Durchschnittsbildung nicht geeignet ist. Zu unterschiedlich sind die Wirtschaftsdaten zum Beispiel in den europäischen Ländern. Und diese Unterschiede lassen sich leider auch nicht durch Maßnahmen á la Gießkannenprinzip einebnen: ist bei landwirtschaftlicher Anbaufläche ein Geländestück zu trocken, ein anderes bereits etwas zu feucht, der Durchschnitt aber unter dem Zielwert – so führt ein gleichmäßiges Gießen zwar zur Anhebung des Durchschnitts, macht aus dem feuchten Gelände jedoch einen unpassierbaren Sumpf.

 
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