Auf das Krisenjahr 2008 folgte 2009 eine sensationelle Erholung an den Aktienmärkten. Das Urteil über 2010 fällt schon differenzierter aus. Die Krise der europäischen Peripheriestaaten und erste Zinsschritte in Asien sorgten für einige Verunsicherung und ließen heuer kein generell freundliches Börsenjahr mehr zu, so Monika Rosen, Chefanalystin im UniCredit Private Banking.
Dennoch bleiben die Voraussetzungen für risikoreiche Anlageklassen grundsätzlich günstig: Die Zinsen sind tief und sollten das auch noch weit in das kommende Jahr hinein bleiben. Inflation ist derzeit kein Thema, und wir erwarten auch kein neuerliches Abgleiten in eine Rezession, sehr wohl aber eine gewisse konjunkturelle Abkühlung. Damit ist Rosen risikoreichen Anlageformen gegenüber durchaus positiv gestimmt. Aktien sieht sie derzeit neutral, Unternehmensanleihen hat die UniCredit auf "übergewichten" gesetzt.
Hier die konkreten Einschätzungen
Aktien: Neutral! Da die Bewertungen an den entwickelten Märkten nicht überzogen sind, hält die UniCredit selbst bei verhaltenen Wachstumsaussichten eine neutrale Gewichtung von Aktien für gerechtfertigt. Die UniCredit ist in den USA übergewichtet, da der Markt breit diversifiziert und defensiv ist. Außerdem weist der S&P 500 stärkere Wachstumsraten als die US-Wirtschaft insgesamt auf, da im S&P die Verflechtung mit dem Ausland eine stärkere Rolle spielt. Außerdem ist die UniCredit in den Emerging Markets übergewichtet, wo sie ein langfristiges Engagement für sinnvoll hält.
In Europa ist die UniCredit neutral gewichtet; dort herrschen derzeit zwar die attraktivsten Bewertungen, dennoch könnten europäische Aktien durch die Budgetkrise unter Druck kommen. Japan hält die UniCredit vom Risiko/Ertrags-Verhältnis für am wenigsten attraktiv. Die Binnennachfrage ist weiterhin schwach, während der aufwertende Yen die Exportindustrie belastet.
Anleihen: Rosen erwartet, dass die Renditen auf Staatsanleihen langsam zu steigen beginnen. Die quantitativen Lockerungsmaßnahmen der Notenbanken wurden von den US-Treasuries und den deutschen Bundesanleihen weitgehend vorweggenommen, in beiden Fällen ist nur mehr begrenzte Kursphantasie nach oben vorhanden. Die positive Sicht der Emerging Markets Anleihen ist struktureller Natur.
Solange in der entwickelten Welt die Zinsen tief sind, und quantitative Lockerungsmaßnahmen gesetzt werden, wird weiter Geld in diese Anlageklasse fließen. Unternehmensanleihen profitieren nach Meinung der UniCredit auch von der Tatsache, dass sich die Qualität der Schuldner langsam verbessert. Daher wurden Unternehmensanleihen auf "übergewichten" gesetzt.