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Gregor Hochreiter im Interview
 
24.08.2013

Gregor Hochreiter im Interview Gold ist der Geldstoff

Von philoro Edelmetalle, biallo.at
Gregor Hochreiter, Vorstand und Gründer von Oekonomika sowie erfolgreicher Buchautor zur Wirtschafts- & Finanzkrise, einer drohenden Rezession und der Rolle von Gold und Silber im Währungssystem.
Gregor Hochreiter im Interview mit philoro Edelmetalle „Gold kann zweifelsohne der Geldstoff sein“ Finanzportal Biallo.at
Gold als Anker in der Krise
philoro: In den Köpfen vieler Menschen scheint die letzte Wirtschafts- & Finanzkrise überwunden, wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?

Hochreiter: Die diversen Rettungs- und Wirtschaftsankurbelungsmaßnahmen, die seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers von den Zentralbanken umgesetzt worden sind, haben bloß Zeit gekauft. Dies allen voran zum Vorteil der Großbanken, der Großinvestoren und der zentralstaatlichen Institutionen und zu Lasten der breiten Bevölkerung. Innerhalb der Eurozone kommen zusätzlich zu den allgemeinen Problemen des gegenwärtigen Geldsystems noch zusätzliche Verwerfungen hinzu. Die EU-Eliten verhehlen ja mittlerweile gar nicht mehr, daß der Euro die EU-ropäische Einigung erzwingen soll. Aktuell durchleben wir vermutlich wieder die ruhige Phase vor dem Hereinbrechen der nächsten Sturmfront.

„Der durch die fortwährende Inflationierung gewünschte und bewirkte Lebensstil ist dauerhaft nicht aufrecht zu erhalten.“ Gregor Hochreiter
 

philoro: Sie haben in Ihrem Buch „Krankes Geld – kranke Welt“ das Handeln der Zentralbanken analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass diese Maßnahmen nur aufschiebend wirken, gehen Sie weiterhin von einer Rezession aus die der Weltwirtschaft bevorsteht?

Hochreiter: Selbstverständlich. Der durch die fortwährende Inflationierung gewünschte und bewirkte Lebensstil ist dauerhaft nicht aufrecht zu erhalten. Die Rezession ist jedoch nichts Negatives sondern wäre die im Idealfall aktive zu gestaltende Rückkehr zur Normalität. Die Ideologie vom ewigen Wachstum als Selbstzweck müßte hiezu jedoch von einer Rückkehr zu einer realistischen, d.h. der objektiven Tatsachlichkeit verpflichtenden Philosophie abgelöst werden. Der Mensch muß akzeptieren, daß er nicht die Wirklichkeit hervorbringt oder beliebig konstruiert sondern in dieser Hinsicht Empfangender ist. Roland Baaders scharfe Kritik am Gottspielertum der Zentralbanken läßt sich mittlerweile problem-los auf alle Lebensbereiche ausweiten (Gender Main-streaming, Rechtspositivismus, genmanipulierte Lebensmittel, Eugenik, Euthanasie,…)

philoro: In Ihrem Buch bezeichnen Sie die ungezügelte Ausweitung der ungedeckten Geldmenge als ein Grundproblem unserer heutigen Zeit. Wäre ein Goldstandard – in welcher Form auch immer – eine Lösung?

Hochreiter: In historischer Be-trachtung eher Nein. Mit Prof.Hülsmann stimme ich überein, daß die historische Goldwährung zur Zentralisie-rung der Geldproduktion beigetragen hat. Dies ist etwa im Unterschied zur Silberwährung fast notwendiger Weise der Fall, weil die Kaufkraft des Goldes für Alltagseinkäufe viel zu hoch ist und diese Einkäufe nur mit Papiergold zu tätigen sind. Die historische Goldwährung war entgegen häufig zu ver-nehmender Wortmeldungen immer nur teilgedeckt und als teilgedeckte Währung konzipiert.

philoro: Was halten Sie von der Annahme zahlreicher Verfechter eines Goldstandards, dass es unter einem mit Gold gedeckten Währungssystem mehr Planungssicherheit über langfristige Zeiträume hinaus gäbe?

Hochreiter: Historisch betrach-tet war dies im 19.Jahrhundert nicht der Fall, wie die zahlreichen Börsenkrachs gerade in den Goldwährungsländer belegen. Dies hat vor allem damit zu tun, daß die Goldwährung des 19.Jahrhunderts helfen sollte, den Traum vom ewigen Wachstum zu verwirklichen. Die für die Industrialisierung nötigen finanziellen Ressourcen lieferte das doppelte Teil-reservebankensystem. Die nahezu unumgängliche zentrale Lagerung des Goldes erleichterte die doppelte Hebelung des vorhandenen Geldstockes durch die Zentral- und die Geschäftsbanken.
Zudem wollten die fortschrittlichen Kräfte mit der Goldwäh-rung gerade auch die mit der Silberwährung assoziierte alte Ordnung endgültig überwin-den. Es wird selbst unter den Vertretern der Österreichi-schen Schule der Nationalöko-nomie übersehen, daß Murray N. Rothbard von einem „coup d’etat“ des Westens gegen das Silber schreibt, während sein Lehrer Ludwig von Mises anmerkt, daß die Ersetzung des Silbers durch Gold als alleiniges Währungsmetall auf einen staatlichen Eingriff zurückzuführen ist.

„Gold kann zweifelsohne der Geldstoff sein.“ Greogor Hochreiter

philoro: Ist Gold ihrer Meinung nach Geld?

Hochreiter: Gold kann zweifelsohne der Geldstoff sein. Als Zirkulationswährung aufgrund der hohen Kaufkraft jedoch immer nur innerhalb relativ eng begrenzter Bevölkerungsgruppen (politische, geistige, kulturelle und religiöse Elite; internationaler Handel,…) und für hochwertige Güter. Grundsätzlich fand Gold in unserem Kulturbereich vor allem Verwendung in Sakralbauten und in Repräsentationsbauten der Herrschenden – das Wertvollste wurde dem Höchsten zugestanden.

„Gold – und mit Abstrichen Silber – eignen sich weiterhin als Währungs-reserve eines Landes.“
Gregor Hochreiter

philoro: Welche Rolle könnte Gold in einer modernen Wirtschafts- und Finanzwelt spielen?

Hochreiter: Ich würde die mo-derne Wirtschafts- und Finanzwelt dahingehend charak-terisieren, daß sie versucht, das Eigenkapital möglichst effizient zu hebeln. Insofern ist das (physische) Gold der Todfeind der modernen Wirtschafts- und Finanzwelt, weil es ungehebelt die Transaktions- und Spekulationsmöglichkeiten stark be-schränkt. Daher ist es eigentlich wenig verwunderlich, daß die Goldwährung letztlich Opfer jener Gesinnung wurde, deren Durchbruch die Gold-währung ursprünglich versinn-bildlicht hat.
Gold – und mit Abstrichen Silber – eignen sich weiterhin als Währungsreserve eines Landes. M.E. sollte ein Defizit in der Leistungsbilanz zwingend mit diesen physischen Reserven beglichen werden. Damit könnten Ge-wöhnungseffekte und der Aufbau von unrückzahlbaren Verbindlichkeiten vermieden werden.

philoro: Gold und Silber sind zudem sehr gut geeignet, um sich gegen die kommenden wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen zu rüsten.
Die Verschuldung der OECD- Staaten ist die größte die es jemals in der Historie gegeben hat. Industrienationen wie Japan weisen bereits einen Verschuldungsgrad der ein Mehrfaches des BIPs beträgt auf. Ist eine Rückkehr zur Normalität noch denkbar?

Hochreiter: Daß einzelne Fami-lien oder auch Gesellschaften vom Pfad der Tugend abkom-men, wird es immer geben. Entscheidend ist, wie damit umgegangen wird. Ein gesamt-gesellschaftlicher Kraftakt könnte zumindest sicherstel-len, daß ein bestmöglicher Weg aus der Krise beschritten wird. Dies setzt jedoch voraus, daß jeder nach seinen Möglichkeiten zum ge-meinsamen Ganzen beiträgt und nicht versucht, das Bestmögliche nur für sich sel-ber herauszuschlagen.

philoro: Was halten Sie von der Theorie, dass die Zentralbanken die gesamte Staatsverschuldung übernehmen sollten, um sie irgendwann ab zu schreiben und somit den Staat zu ent-schulden?

Hochreiter: Die Grundproble-matik unseres gegenwärtigen Geldsystems ist, daß die zusätzliche Geldmenge als zinsenbelastender Kredit in Umlauf gelangt. Solange diese beiden Grundfehler – Geld als Schuld, Zinsenbelastung – nicht behoben werden, ermöglicht jede Reformmaßnahme bloß die Verlängerung dieses ungerechten Geldsystems. Deswegen müssen wir uns nicht nur überlegen, wie der Staat zu entschulden ist sondern auch die Unternehmen und die Privathaushalte ohne zu vergessen, daß bei einer Entschuldung die Gläubiger um ihre Forderungen umfallen.
Im Kontext der EU wäre eine Übernahme der Staatsschulden durch die EZB ein weiterer fataler Schritt in dem Transformationsprozeß weg von einem Staatenbund hin zu einem Bundesstaat.

philoro: In Japan werden bereits Konjunkturprogramme direkt von der Zentralbank finanziert; ist das der Weg hin zur totalen Staatsgewalt?

Hochreiter: Meines Erachtens hängt die Totalisierung der Staatsgewalt maßgeblich mit der Zerstörung der alten, subsidiären Ordnung zusammen. Mit der vorsätzlichen Entmachtung der Familie, der Gemeinden und der Bundesländer verbleibt als einziges Gegenüber des Individuums ein mächtiger und allen voran un-persönlicher Zentralstaat. Nur die hierarchische Ordnung des Subsidiaritätsprinzips schützt vor zentralstaatlicher Allmacht.
Zugleich muß man aber auch sehen, daß gerade auch die liberalen Strömungen die in-termediären politischen Einheiten in ihren Kompetenzen beschneiden möchten und dies häufig als Akt der Befreiung vom Pro-vinzialismus und von der Gebundenheit an familiäre und lokale Bindungen feiern. So verträgt sich m.E. der Gedanke des Binnenmarktes mit seinen vier Grundfreiheiten nicht mit dem Subsidiaritätsprinzip. Die Nationalstaaten oder die ihnen untergeordneten Gebietskörperschaften würden etwa die Niederlassungsfreiheit für alle EU-Bürger niemals aufrecht erhalten, wenn sie darüber wieder entscheiden könnten.
Lenin meinte einst, dass man eine Gesellschaft am wirksamsten dadurch zerstört, in dem man seine Währung schwächt.

philoro:
Die Währungen der großen Industrienationen sind im Vergleich zu Realwerten im ständigen Sinkflug. Was bedeutet das für die Zukunft?

 

„Für die Gesundung des Geldes wäre es am besten, wenn wir uns weniger über Geld und mehr über Sinn und Ziel der menschlichen Existenz unterhielten.“ Greogor Hochreiter

Hochreiter: Mit Sicherheit ist zu sagen, daß der Fortbestand dieses Geldsystems die bereits klar ersichtliche Herausformung einer oligarchischen Plutokratie weiter vorantreibt. Daher sind alle Gedanken an kosmetische Korrekturen reine Zeitverschwendung.
Allgemein gesprochen: Für die Zukunft bedeutet dies, daß, wenn es unserer Gesellschaft nicht gelingt vom Materialismus Abschied zu nehmen und wir die Kardinaltugenden, mehr noch das christliche Fundament unserer Gesellschaften nicht wiederentdecken, unsere Gesellschaften diesem Zerstörungsprozeß nichts Wirksames werden entgegensetzen können. Dagegen zu sein, ist heute, wo nicht einmal mehr das Geschlecht vor dem Zugriff der Ideologen sicher ist, zu wenig.
Für die Gesundung des Geldes wäre es am besten, wenn wir uns weniger über Geld und mehr über Sinn und Ziel der menschlichen Existenz unter-hielten. Dadurch wird das Geld befreit, Sinnersatz zu sein. Mit dieser Aufgabe ist das Geld, das ja nur Mittel ist, jedenfalls überfordert.

Gregor Hochreiter

Vorstand und Gründer von „Oekonomika – Institut für angewandte Ökonomie und christlich-abendländische Philosophie“. Autor u.a. von „Krankes Geld, kranke Welt“ (Resch-Verlag 2010) und von Publikationen zum Thema „Banken“, „Die abendländische Lehre vom Zinsenverbot“ und zur „Historischen Goldwährung“

 

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