Als besonderes Asset hat sich erwiesen, dass die dezentralen Entscheidungsstrukturen zu raschen und flexiblen Entscheidungen führen, die ein schnelles Reagieren auf Bedrohungsszenarien, aber auch auf Marktchancen zulassen. Es besteht daher eine wesentlich größere und schnellere Manövrierfähigkeit als in internationalen Großkonzernen.
„Know your customer“ wird tatsächlich gelebt
Im Kreditrisikobereich ist vor allem auf die systemimmanente größere Streuung in kleineren Einheiten zu verweisen. Auch besteht darüber hinaus laufend ein Informationsvorsprung im regionalen Kundenbereich bzw. im Umfeld, was rasches Handeln ermöglicht. „Know your customer“ wird tatsächlich täglich gelebt. Nachteile, die sich andererseits in kleineren Strukturen ergeben, sind vor allem im Sachkostenbereich festzustellen.
Weitestgehend ausgeglichen – so hat sich wiederholt gezeigt - wird dieser Umstand jedoch durch die Übersichtlichkeit der Einheiten, die zur Vermeidung von Doppelgleisigkeiten und „blinder Flecken“ führt, welche bei Großbanken von besonders negativer Auswirkung sind. Weitere Kostennachteile im Zusammenhang mit der Refinanzierung können vor allem durch vorhandene Verbundstrukturen, aufgrund derer ein Spitzeninstitut den Liquiditätsausgleich zwischen den selbständigen Einheiten durchführt, vermieden bzw. vermindert werden.
Die Unternehmensstrategie ist langfristig ausgerichtet und vom Grundgedanken geprägt, dass die Gelder, die in der Region herein-genommen werden, auch wieder in der Region investiert werden. Im Kundenbereich wird von den Regionalbanken die langfristige Kundenbindung durch umfassende Beratung und nicht nur die kurzfristige Gewinnmaximierung durch „pushing“ im Produktverkauf in den Vordergrund gestellt. Ziel ist es, mit dem Kunden weitestgehend eine win-win-Situation zu erzielen. Vor allem die genossenschaftliche Geschäftsidee mit dem Fördergedanken der Mitglieder im Zentrum führt zu einer Nachhaltigkeit im Gewinnstreben.
Von den MitarbeiterInnen, aber auch den Kunden, wird geschätzt, dass die regionalen Kleinbanken Arbeitsplätze in der Region langfristig sichern. Dies wird von den Kunden durch Kundentreue und von den MitarbeiterInnen durch äußerst geringe Fluktuationsraten, welche andererseits wieder zu Kostenreduktionen führen, gedankt. Aufgrund dieser Vorteile im Geschäftsmodell werden Regionalbanken auch in Zukunft im Rahmen einer globalisierten Wirtschaftsordnung ihren unverzichtbaren Stellenwert haben.
Dr. Gerhard Reiner
geboren 17.3.1956, Studium der Rechtswissenschaften in Graz, vier Jahre im höheren Finanzdienst in Klagenfurt und Wien. Ab 1983 im Bankbereich tätig. Ab 1985 Mitglied der Geschäftsleitung, ab 1987 Mitglied des Vorstandes der Volksbank Graz-Bruck und seit 2000 Vorsitzender des Vorstandes.