Biallo.at: Anleger, die sich mit Sachwerten vor Inflation schützen wollen, überlegen natürlich auch einen Teil ihrer Ersparnisse in Aktien anzulegen. Worauf müssen Anleger dabei achten, damit sie wirklich in solide Werte investieren?
Alexander Adrian: Um solide Aktien zu identifizieren hat die Schoellerbank ein eigenes Aktien-Rating ins Leben gerufen. Hierbei muss ein Unternehmen etliche Kriterien erfüllen, damit der Titel in der Vermögensverwaltung ebenso wie in den Fondslösungen berücksichtigt wird. Zu den Kriterien des Schoellerbank Aktien-Rating zählen:
Darüber hinaus kann es momentan auch sinnvoll sein, die verbliebenen Werte auf die Dividendenrendite zu untersuchen. Denn eine hohe Ausschüttung dient sowohl als Risikopuffer bzw. ermöglicht dem Anleger auch bei seitwärts verlaufenden Märkten eine Rendite zu erzielen.
Biallo.at: Wenn man sich die vergangenen Jahrzehnte ansieht - wie haben sich Aktien langfristig betrachtet im Vergleich zu Anleihen, Gold oder der Verzinsung von Sparbüchern entwickelt?
Adrian: Im Moment sind alle Augen auf den Goldpreis gerichtet. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sich das gelblich schimmernde Edelmetall in den letzten zehn Jahren vervielfacht hat. Ein Blick auf den Chart erinnert an Zeiten des „Neuen Marktes“, ehe sich der große Kater breit machte. Im Gegensatz zu den einstigen Luftnummern der New Economy wird Gold allerdings immer werthaltig sein. Ob sich das Edelmetall jedoch in ähnlicher Geschwindigkeit weiterentwickeln wird, ist nur schwerlich abzuschätzen, da hierfür etliche Variablen einzukalkulieren sind. Eine Verlangsamung bzw. Konsolidierung würde uns nicht überraschen. Langfristig gesehen, ist eine physisches Investment in Gold jedoch immer eine Anlage wert.
Dagegen müssen viele Anleger, die während des Aktienbooms zur Jahrtausendwende ein Investment eingegangen sind, ihre Kursverluste immer noch aussitzen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sich in der letzten Dekade eine Krise an die nächste reihte. Angefangen vom Platzen der New Economy-Blase über die Anschläge auf das World Trade Center bis hin zur momentanen Eurokrise. Aktuell notieren viele Aktienindizes deutlich unter ihren Höchstständen im Jahr 2000 und auch die Bewertungen sind deutlich niedriger als zum Millenniumswechsel, was uns für den Aktienmarkt langfristig positiv stimmt. Um dennoch nicht alles auf eine Karte zu setzen, kann der vorsichtige Anleger mittels Fondssparplan am Aktienmarkt Fuß fassen. Das Sparbuch erscheint uns im momentanen Niedrigzinsumfeld kein geeignetes Instrument zum Vermögensaufbau zu sein. Ganz im Gegenteil kann es bei der sichersten Varianten sogar zu einem realen Wertverlust kommen, sollten sich die Inflationsängste bewahrheiten.
Biallo.at: Kann man Anteile an Fonds noch dem Bereich Sachwerte zuordnen oder sind das reine Geldwerte, bei denen die Anteilszeichner keinen Anspruch auf reale Werte haben?
Adrian: Fonds sind in unseren Augen eine gute Sache, um schon mit geringen Mitteln breit zu diversifizieren und sich somit einen kleinen Anteil an Sachwerten zu sichern. Darüber hinaus handelt es sich bei österreichischen Fonds um geschütztes Sondervermögen. Die Papiere im Fonds werden nicht angetastet, weder wenn eine Fondsgesellschaft pleitegeht noch bei einem Staatsbankrott. Doch nicht jeder Fonds ist zur Sachwertanlage geeignet. Extrem dynamische Fonds, die vor allem auf zyklische Unternehmen setzen, erfüllen den Zweck der Sachwertanlage in unseren Augen nicht, da deren Anteile in der Regel kräftig einknicken, wenn dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen. Interessant sind also Fonds, die auf Branchen setzen, welche sich vom allgemeinen Wirtschaftstrend abkoppeln können und somit mehr oder weniger im Stande sind, ein Eigenleben zu führen.
Ganz vorne ist hierbei die Gesundheitsbranche zu nennen, die vom demographischen Wandel profitiert und keinen saisonalen Schwankungen unterlegen ist. Nicht weniger interessant, sind auch Basiskonsumgüter die im täglichen Gebrauch unverzichtbar sind – wie etwa Nahrungsmittel, da ein knurrender Magen selbst in Krisenzeiten zum Schweigen gebracht werden muss. Darüber hinaus hat die Schoellerbank den Rohstofffonds Global Resources kreiert, um einen Fuß in der Tür zu haben, sollte sich die Flucht in Sachwerte fortsetzen. In Zeiten wie diesen kann auch eine weitere Diversifizierung des Portfolios mittels Staatsanleihen der Eurokernzone sinnvoll sein. Hierfür hat die Schoellerbank schon vor Jahren den Mischfonds Ethik Vorsorge ins Leben gerufen, der sowohl Aktien als auch Anleihen enthält.
Biallo.at: Kunst zählt ja ebenfalls zu den realen Werten. Ist das eine Anlagemöglichkeit, die nur für die ganz Reichen geeignet ist, oder lohnt das auch für normale Anleger?
Adrian: An Kunst sollte man sich erfreuen, doch für die Kapitalvermehrung gibt es sinnvollere Geldanlagen. Unser Motto lautet „Investieren statt spekulieren“ und hierfür ist der Kunstmarkt in unseren Augen nicht geeignet.
Biallo.at: Sind Immobilienaktien in Zeiten, in denen sich Anleger vor Inflation schützen wollen, sicherer als sonstige Aktien?
Adrian: Österreichische Immobilienaktien hatten nach einigen Negativbeispielen in der Vergangenheit einen schweren Stand, von dem sie sich nur langsam erholten. Abgesehen davon, zeigten diese Vorfälle auch, dass es unter Umständen recht schwierig sein kann, Immobilien lukrativ an den Mann zu bringen und dabei zugleich noch einen Mehrwert für den Aktionär zu schaffen. Daher sind Immobilienaktien in unseren Augen keineswegs sicherer als Qualitätsaktien aus anderen Bereichen.
Wir favorisieren im Moment eher die Telekommunikationsbranche aufgrund der relativ gut vorhersehbaren Ergebnisse und aus antizyklischen Gesichtspunkten das Thema Energie. Letztere Branche leidet aufgrund der Ölpest derzeit an einem massiven Imageproblem. Der ganze Sektor wird für die Fehler von BP zu Unrecht in Sippenhaft genommen, was jedoch aus unserer Sicht eine langfristig aussichtsreiche Kaufgelegenheit darstellt, da es trotz enormer Zuwachsraten von alternativen Energiequellen noch keinen ernstzunehmenden Gegner für das schwarze Gold gibt – zumindest auf Sicht der nächsten zehn bis 20 Jahre. Darüber hinaus glänzt sowohl die Telekommunikations- als auch die Energiebranche in der Regel mit einer stetig hohen Dividendenrendite.