„Die Sanierung von Staatshaushalten wird die Kapitalmärkte weiter beschäftigen. Volatilitäten haben aber zuletzt deutlich abgenommen“, stellt Fritz Mostböck, Leiter des Bereichs Research der Erste Group, fest. Er empfiehlt wegen der „sehr verhaltenen bis unsicheren Konjunkturentwicklung“ ein selektives Vorgehen.
Preisanstieg bei Gold bis zu zehn Prozent
Chancen sieht Mostböck im vierten Quartal in Aktienmärkten – diese sind wegen der niedrigen Zinsen ohnehin attraktiv - sowie in High Yield-Unternehmensanleihen und Gold. Denn das Edelmetall profitiert vom negativen Realzinsniveau und den üblicherweise positiven saisonalen Effekten zum Jahresende. Erwartet wird ein Preisanstieg von fünf bis zehn Prozent im letzten Quartal.
Auf dem Aktienparkett empfiehlt das Researchteam der Erste Group vor allem Anteilsscheine im Technologie-, Konsum- und Gesundheitssektor. Nicht zuletzt deswegen, weil hier auch das höchste Potential für Gewinnwachstum besteht. Attraktive Märkte sind aktuell West-Europa, CEE & Russland sowie Brasilien und Indien.
Wirtschaftsaufschwung lässt auf sich warten
Bitte warten heißt es derzeit in Sachen Wirtschaftsaufschwung hingegen in der Eurozone. Hier stehen die Konsolidierungsbemühungen und eine schwache Inlandsnachfrage auf der Bremse – eine Nachfrage von außen scheint fraglich. Und weil sich auch das Wachstum in China verlangsamt, ist Europa wieder einmal auf die Nachfrage aus den USA angewiesen.
„Die Unsicherheit bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung bleibt hoch, die meisten Stimmungs- und Frühindikatoren waren zuletzt enttäuschend, der wirtschaftliche Tiefpunkt ist gegen Jahresende zu erwarten“, stellt Gudrun Egger, Leiterin Major Markets & Credit Research fest. Die Analysten der Erste Group rechnen für die Eurozone mit einem leicht negativen BIP-Wachstum von minus 0,3 Prozent für 2012, im kommenden Jahr wird eine moderate Erholung von 0,5 Prozent prognostiziert.
Ein richtiger Ausbruch nach oben ist derzeit also nicht in Sicht. Zu sehr kämpfen die Staaten mit ihren leeren Kassen, zu sehr dämpfen die Sparkurse das Wachstum. Zwar verfolgt die Europäische Zentralbank einen „starken und stabilen“ Euro, längst nötige Strukturreformen und eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeiten können die Währungshüter damit aber nicht erreichen. Das bleibt den politischen Mühlen vorbehalten, doch diese mahlen bekanntlich nur langsam.