Es ist darüber hinaus zu beachten, dass im angesprochenen Staatsanleihenmarkt Investments in Euro-Staatsanleihen keinesfalls als durchwegs risikolos einzustufen sind.
Legt der Investor bei Euro-Staatsanleihen eine übliche, volumengewichtete Grundausrichtung des Investments zugrunde, ist es wert festzuhalten, dass über ein Drittel des Investments in irische, portugiesische, italienische und spanische Staatsanleihen fließen - wobei die letzten beiden Nationen den Großteil des Exposures ausmachen.
Einzel-Länderrisiko nicht vernachlässigbar
Die EU unternimmt zwar höchste Anstrengungen, um entsprechende Sicherheit dieser Investments sicher zu stellen, das Einzel-Länderrisiko ist dennoch nicht vernachlässigbar. Der Unternehmens-Anleihenmarkt setzt sich aus hunderten Titeln zusammen, bei gebotener Streuung im Investment sollte das Einzeltitel-Risiko tendenziell geringer sein. Jedenfalls ist das aktuell immer noch niedrige Zinsniveau bei Investmententscheidungen zu berücksichtigen.
Absolute Ertragszahlen wie in den letzten Jahrzehnten werden in den kommenden Jahren weder mit Staats- noch mit Unternehmensanleihen zu erwirtschaften sein. Längere Renditen befinden sich seit einigen Monaten aufgrund positiver Wirtschaftswachstums-Erwartungen der Euro-Kernzone und damit einhergehender Inflationserwartungen in einer Phase des Anstieges; kurze Renditen lassen basierend auf in die Zukunft gerichtete Derivatemärkte und jüngsten Aussagen von EZB-Chef Trichet ebenso eine Erhöhung erwarten. Aktive Steuerung des Anleihen-immanenten Zinsänderungsrisikos, das gezielte Mischen von marktabhängigen und marktunabhängigen Erträgen oder Veranlagung in geldmarktorientierte Investments werden wieder an Bedeutung gewinnen.
Welche der beiden Assetklassen war in der Vergangenheit langfristig erfolgreicher?
Der US-Anleihenmarkt liefert die längste Historie, um adäquate Vergleiche zur Performance von Staatsanleihen bester Bonität und dem Unternehmensanleihenmarkt anstellen zu können. Seit 1978 ließ sich mit Investments in den breiten US-Unternehmensanleihenmarkt sehr guter bis guter Bonitäten etwa ein halbes Prozent p.a. mehr Ertrag als mit laufzeitähnlichen Staatsanleihen erwirtschaften.
Die Wertschwankungen betreffend liegen beide Alternativen sowohl in der Betrachtung über den gesamten Zeitraum als auch bei Analyse einjähriger Maximalgewinne und –verluste sehr nahe beieinander.
In den letzten Jahrzehnten verdienten Anleiheinvestoren am massiv fallenden Zinsniveau sehr gut, also aktienähnlich. Legt man Aktieninvestments 7,0 bis 10,0 Prozent kommende Ertragserwartung zugrunde, wird dies außer mit durchaus auch spekulativen Anleiheinvestments (High Yield Corporate oder Emerging Market Bonds) nicht zu erzielen sein. Dies ist ein Paradigmen-Wechsel, der in den Köpfen vieler Investoren noch vollzogen werden muss.
Maurice Jiszda ist Leiter des Geschäftsfeldes Renten & Alpha Management bei Volksbank Investments. Nach dem Studium Finanz-/Rechnungs- und Steuerwesen (2001) und absolviertem CEFA-Programm (Certified European Financial Analyst, 2002) begann die Laufbahn im Fondsmanagement der Volksbank Invest KAG. Nach einigen Jahren als Fondsmanager wurde er 2008 Leiter des Teams Global Fixed Income, 2010 Leiter von Alpha Capital Management. Anfang 2011 wurde das Management von Renten & Alpha Produkten zusammen geführt.