Die Inflationsrate in der Eurozone liegt auch im Juni unverändert bei 0,5 Prozent. Das ist meilenweit entfernt von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB).
Zinssenkung bisher ohne Wirkung
Die Währungshüter definieren Preisstabilität bei einem Anstieg um knapp zwei Prozent. Immerhin: Die sogenannte Kerninflationsrate, die die Preisentwicklung bei Energie und Nahrungsmitteln nicht berücksichtigt, legte leicht auf 0,8 Prozent zu.
Die EZB beobachtet den geringen Inflationsdruck im gemeinsamen Währungsraum seit Monaten mit großer Sorge. Auch deshalb hatten die Währungshüter Anfang Juni ein ganzes Bündel geldpolitischer Maßnahmen verkündet. Noch aber zeigen die Zinssenkungen und die Ankündigung, den europäischen Geschäftsbanken zusätzliche Liquidität zur Verfügung zu stellen, keine Wirkung. Obwohl die Lockerungsmaßnahmen vorhersehbar waren, dürften sie erst in den kommenden Monaten ihre Wirkung entfalten – wenn überhaupt!
Niedrigzinsen - kein Wachstum, verunsicherte Sparer
Kritische Stimmen gab es im Vorfeld der Zinsentscheidung zur Genüge. In Österreich, aber vor allem in Deutschland ruft die ultralockere Geldpolitik der EZB scharfe Kritik hervor. Die niedrigen Zinsen lösen kaum noch Wachstumsimpulse aus, urteilt beispielsweise Alexander Erdland, Präsident beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Mit Unverständnis reagierte auch die Finanzbranche: „Statt der erhofften Impulse für die Wirtschaft in den Krisenländern werden durch die erneute Zinssenkung die Sparer in ganz Europa weiter verunsichert und Vermögenswerte zerstört”, wetterte etwa Georg Fahrenschon. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) befürchtet gar, dass die EZB die Finanzmärkte destabilisiere: „Das überreichliche Geld quillt schon jetzt aus allen Ritzen und sucht sich immer riskantere Anlagemöglichkeiten.“
EZB - wird die ultralockere Geldpolitik zünden?
Doch die EZB glaubt an die Macht der Geldpolitik – und hatte deshalb auch kaum eine andere Wahl, wie die jüngsten Daten zur Kreditvergabe im Euroraum bestätigen. Im Mai haben die Institute 2,6 Prozent weniger Geld an die Unternehmen verliehen als noch ein Jahr zuvor. Immerhin: Im Vergleich zum April hat sich der Rückgang etwas verlangsamt.
Man wird sehen, ob die Strategie der ultralockeren Geldpolitik aufgeht – und darf auf Donnerstag gespannt sein. Dann trifft sich der EZB-Rat zu seiner turnusmäßigen Juli-Sitzung. Zu einem Beschluss über einen möglichen Ankauf von Unternehmenskrediten durch die EZB wird es noch nicht kommen. Mit Sicherheit aber wird der Rat erneut über die sogenannte quantitative Lockerung diskutieren. Es scheint dabei nur noch um Details und den passenden Zeitpunkt der Umsetzung zu gehen.