Alarm bei der Europäische Zentralbank: Sie plant mit unkonventionellen Maßnahmen der Geldpolitik in die Märkte einzugreifen. Funktioniert das?
Der Ankauf von Staatsanleihen hat in Großbritannien oder in den USA gut funktioniert, doch gegen diese quantitative Lockerung der Geldpolitik gibt es hierzulande einige gewichtige Bedenken. Nicht nur ordnungspolitisch wird der Ankauf kritisch gesehen – hat die EZB überhaupt das notwendige Mandat dafür? Auch ökonomisch gibt es Gegenwind.
Österreich und Deutschland profitieren vom Staatsanleihenkauf
So müssten die Staatspapiere wohl gemäß den Kapitalanteilen der Euro-Mitgliedsstaaten an der EZB am Markt erworben werden. Das aber würde bedeuten, dass ausgerechnet bereits boomende Volkswirtschaften wie Deutschland besonders stark von der quantitativen Lockerung profitieren würden. Die Ungleichgewichte im Außenhandel, die Deutschland immer wieder vorgeworfen werden, würden sich möglicherweise noch vergrößern.
Außerdem ist in Europa die Ausgangslage eine andere als etwa in den USA. Unternehmen in der Eurozone finanzieren sich traditionell viel stärker über Bankkredite als direkt am Kapitalmarkt. Die stimulierende Wirkung eines Ankaufprogramms europäischer Staatsanleihen auf die Privatwirtschaft wäre begrenzt.
Kapitalmarkt refinanzieren - mit Krediten?
Deshalb denken die Notenbanker derzeit offenbar verstärkt über das Segment der verbrieften Kredite nach. Banken schnüren Kreditpakte, die sie am Kapitalmarkt refinanzieren. Diese sogenannten Asset Back Securities (ABS) sind allerdings mächtig in Verruf geraten. Sie haben die amerikanischen Hypothekenkrise, die letztlich 2008 die Große Finanzkrise ausgelöst hat, mit verursacht und sind reihenweise ausgefallen.
Der Ankauf von ABS-Papieren hätte den Charme, dass die EZB die Bankbilanzen von Risiken befreit – und so den Weg freiräumt für eine verstärkte Kreditvergabe an die Privatwirtschaft. Allerdings können Banken die ABS schon heute bei der EZB einreichen, um im Gegenzug Zentralbankgeld zu erhalten.
Die Deutsche Bundesbank sieht das durchaus kritisch. Im aktuellen Monatsbericht mahnt sie eine Normalisierung der Geldpolitik an. Nach Ansicht der Bundesbank dürfe das Eurosystem nicht dauerhaft Marktkonditionen unterlaufen und so den Wettbewerb zwischen den Banken verzerren. ABS dienten derzeit nur noch zur Finanzierung der Institute. Die Bundesbank bezweifelt, dass private Investoren diese Anleihen überhaupt noch kaufen würden.
Niedrige Zinsen bleiben
Dennoch wird die EZB – wenn es denn tatsächlich in den kommenden Monaten zu einer quantitativen Lockerung der Geldpolitik kommt – wohl die mögliche Wettbewerbsverzerrung in Kauf nehmen und verbriefte Kredite in großem Stil kaufen. Für Kreditnehmer im Allgemeinen und Eigenheimer im Besonderen bedeutet das: Das Zinsniveau am Kapitalmarkt verharrt auch in den kommenden Monaten auf seinem aktuell besonders niedrigem Niveau.