Neue Finanzmarktprodukte machen es erstmals auch Privatanlegern möglich, sich ohne spezielle Fachkenntnisse ein optimales Finanzmarkt-Portfolio selbst zusammenzustellen.
Laut einer aktuellen GFK-Umfrage halten kaum zehn Prozent der Österreicher Aktien, Anleihen oder Fonds für eine interessante Anlageform. Angesichts oft hoher Spesen und schwerer Börsen-Krisen ist das zwar kein Wunder, klar ist aber auch, dass der langfristige Vermögensaufbau ohne Finanzmarktinstrumente nicht wirklich zufriedenstellend verlaufen wird.
So lagen seit den 1980er Jahren (bei gleichmäßiger Einzahlung über 25 Jahre) die langfristige Jahreserträge bei herkömmlichen Sparformen im Schnitt zwischen zwei und drei Prozent, während ein ausgewogenes Finanzmarktportfolio rund fünf Prozent erwirtschaftet hätte. Nach 25 Jahren würde das ein rund doppelt so hohes Vermögen bedeuten, vorausgesetzt, die Erträge kommen tatsächlich bei den Anlegern an. Allerdings kassieren die professionellen Geldmanager im Schnitt rund zwei Prozent des veranlagten Vermögens jährlich für ihre Dienste, so dass oft am Ende auch nicht mehr herauskommt, als mit einem gewöhnlichen Sparbuch.
Nur ein Drittel der Fondsmanager erreicht die „Bench-Mark“
Nur waren Privatanleger bis vor kurzem auf kostspielige Geldmanager angewiesen, weil sie das wichtigste Grundprinzip der „Portfoliotheorie“, eine breite Streuung der Finanzanlagen, mit ihren Anlagevolumina kaum erreichen konnte. Nur ein Drittel der Fondsmanager erreicht zudem die eigene „Bench-Mark“ (ein Börsenindex, der das Segment abdeckt, in das der Manager investiert), was sie aber nicht daran hindert, die üblichen Spesen zu verlangen.
Mit ETFs billig in „Benchmarks“ investieren
In den letzten Jahren sind mit den„Exchange Traded Funds“ (ETFs) jedoch Finanzmarktinstrumente aufgetaucht, die es auch Privatinvestoren erlauben, preisgünstig in genau diese Benchmarks zu investieren. ETFs, die grundsätzlich an einer Börse gehandelt werden, bilden dabei einfach einen bestimmten Index nach, wofür sie in der Regel jährlich nicht mehr als 0,1 Prozent an Spesen verrechnen. Schon ab den drei bis fünftausend Euro, wie sie von Discountbrokern in der Regel als Mindestveranlagungssumme verlangt werden, wird dadurch der Aufbau eines ausgewogenen Finanzportfolios möglich, das noch dazu sicherstellt, niemals weniger als den Marktdurchschnitt an Rendite zu erzielen.
Kein spezielles Finanz-Know-how erforderlich
Dazu reicht die Befolgung weniger einfacher Regeln, wobei der Anleger letztlich nur zwei Entscheidungen zu treffen hat. So muss einerseits geklärt werden, mit welchen „Benchmarks“ die beiden klassischen Anlagekategorien Aktien und Anleihen jeweils abgebildet werden sollen. Anderseits ist zu entscheiden, wie diese beiden Kategorien jeweils gewichtet werden sollen, wobei freilich zu beachten sein wird, mit dem Ende der Ansparphase zunehmend auf die sichere Seite zu wechseln.
Ein Welt-Portfolio mit nur zwei Instrumenten
Weiters wäre noch festzulegen, ob auch Investitionen außerhalb des eigenen Währungsraums erlaubt sein sollen, was Chancen wie Risken ansteigen ließe. Würde nun für eine „internationale“ Herangehensweise entschieden, dann könnte der globale Aktienmarkt beispielsweise vollständig mit ETFs auf einen Welt-Index wie dem „MSCI Global“ abgebildet werden und der Anleihemarkt mit dem „JP Morgan Government Bond Index“. Ebenso ließe sich mit nur zwei ETFs aber auch ein rein „europäisches“ oder auch ein „US-amerikanisches“ Portfolio nachbilden, wobei dem Investor mittlerweile kaum noch Grenzen gesetzt sind, seine Investitionen nach Lust und Laune ethischen Kriterien zu unterwerfen oder in bestimmte Regionen oder Wirtschaftszweige zu investieren.
„Automatisch“ kontrollierte Aktien-Risiken
Je spezifischer jedoch die Auswahl, umso höher auch das Verlustrisiko, und natürlich sind ETFs keinesfalls vor Verlusten gefeit. So hatte schon der legendäre Ökonom J.M. Keynes festgestellt, das richtiges „Markt-timing“ auf Dauer so gut wie unmöglich wäre. Nur sei dies bei einem langfristigen Anlagehorizont auch nicht erforderlich, weil bei einer langen Ansparphase mit gleichmäßigen Einzahlungen das Prinzip des „Cost-averaging“ den starken Schwankungen der Aktienmärkte entgegen wirke. Denn wer regelmäßig einen festgelegten Betrag investiert – also z.B. jedes Vierteljahr 500 Euro in den WTI Global-ETF investiert – erhält weniger Stück, wenn die Preise gerade hoch sind, und umso mehr, je niedriger die Börsenkurse abfallen, wodurch der durchschnittlicher Einstandspreis „automatisch“ heruntergemischt wird.