Biallo.at: Gibt es aktuell genügend Angebote an Grundstücken, Wohnungen und Häusern für Kaufwillige oder versuchen Eigentümer wegen drohender Inflation ihre Liegenschaften zu halten?
Johannes Kral: Bei Wohnimmobilien im städtischen Bereich – zum Beispiel innerhalb des Wiener Gürtels in den Bezirken zwei bis neun – und bei einer Wohnungsgröße zwischen 50 und 70 Quadratmeter, die als gut vermietbare Rendite-Objekte gelten, ist das Angebot derzeit gering. Hier ging die Angebots/Nachfrage-Schere in der Zeit nach der Krise sogar noch weiter auseinander. Denn die Attraktivität von Immobilien als Anlageform und Investment ist seither massiv gewachsen.
Biallo.at: Wie stellt sich die Preissituation für Immobilienverkäufer bzw. Immobilienkäufer aktuell in den einzelnen Bundesländern in Österreich dar?
Kral: Insgesamt sind die Preise bei Renditeobjekten stabil geblieben, im klassischen Renditebereich, also bei den oben beschriebenen ausgewählten Stadtlagen, haben wir das Phänomen, dass die Preise sogar teilweise deutlich gestiegen sind.
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Kral: Nehmen wir aber Erfahrungswerte aus der Branche, so lässt sich feststellen, dass Österreicher seit jeher sehr selektiv in Auslandsimmobilien investiert sind. Ob hier allfällige Preisbewegungen in diesen Märkten ein Umdenken bei österreichischen Investoren bewirken, lässt sich aus heutiger Sicht noch nicht prognostizieren.
Biallo.at: Welche Immobilien-Käufe würden Sie Anlegern aktuell empfehlen, die inflationsgefährdete Bankguthaben in Realbesitz umwandeln wollen?
Kral: Wie erwähnt empfehlen wir hier auf Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen im städtischen Bereich zu setzen, bei denen auf Grund der Lage und des Zustands der Immobilie eine einfache Nachvermietung garantiert ist.
Biallo.at: Verkäufer von Immobilien wollen in der Regel Bargeld, Käufer in der Regel eine Kreditfinanzierung, oder?
Kral: Dort, wo Käufer Immobilien für die private Wohnraumnutzung erwerben, sind Kredite nach wie vor die bevorzugte Finanzierungsform. Im Fall von Renditeimmobilien sind Teilkreditfinanzierungen - insbesondere im Lichte des aktuellen Zinstiefs - auch oft wegen des Hebeleffekts erwünscht. Und: Ja, Immobilienverkäufer bevorzugen Bargeld.
Biallo.at: Gibt es aktuell Finanzierungsengpässe bei Immobilien-Transaktionen?
Kral: Nein, wir erkennen derzeit keinen Finanzierungsengpass im klassischen Sinn. Richtig ist aber sicherlich, dass heute Risikobeurteilungen strenger erfolgen und Eigenmittelanteile wesentlich genauer unter die Lupe genommen werden.
Biallo.at: Welche Rendite-Chancen können private Anleger mit Immobilien kurz- bzw. mittelfristig erwarten?
Kral: 4,0 bis 4,5 Prozent halte ich persönlich für weiterhin realistisch. Hohe Mieten, außerstädtische Lagen bzw. Häuser, Wohnungen oder Grundstücke abseits des klassischen Renditebereichs sind aber aktuell sicherlich mit mehr Risken behaftet als noch vor wenigen Jahren.
Bereits direkt nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien spezialisierte sich Johannes Kral auf die Immobilienbranche und war im Bereich Immobilienfinanzierungen/Spezialprodukt Immobilien-Leasing tätig.
1996 erfolgte der Wechsel zur Immobilienvermittlung bei Raiffeisen Immobilien. In den Jahren 2000 bis 2002 war Kral maßgeblich für den Aufbau der BAWAG/PSK-Immobilientochter Immobilien.gelb verantwortlich. Seit nunmehr neun Jahren ist Kral Geschäftsführer des "Bank Austria ImmobilienService".