Wer regelmäßig einen gleich hohen Betrag in Aktien investiert, kann seinen Einstandspreis systematisch heruntermischen und auf Dauer nur gewinnen.
Die Statistiken lassen keinen Zweifel: Wer einen langfristigen Vermögensaufbau ausschließlich mit verzinsten Anlageformen versucht und auf Aktien verzichtet, der verliert im Schnitt rund zwei Prozent an langfristiger Jahresrendite. Bei einer dreißigjährigen Ansparphase bedeutet das am Ende aber ein um die Hälfte niedrigeres Gesamtvermögen, was letztlich darüber entscheiden könnte, ob Sie in der Pension im Golf-Cabrio herumdüsen, oder sich gerade noch einen Polo leisten können.
Dumm nur, dass in Österreich so gut wie keine Aktienkultur existiert. So sind Kleinanleger bislang vor allem dann in den Aktienmarkt eingestiegen sind, als starke Aktienbooms gerade in noch stärkere Einbrüche übergegangen sind. Folglich hatten sie vor allem die Verluste zu tragen, was dazu geführt hat, dass die Österreicher aktuell die niedrigsten Aktienquoten aller OECD-Staaten halten und nur fünf Prozent der Umsätze an der Wiener Aktienbörse auf österreichische Privatanleger entfallen.
Kein Zinseszins-Effekt bei Null-Zinsen
Bei dem aktuellen Zinsniveau können Investoren in Zins-Papiere allerdings fast schon froh sein, ihr eingezahltes Kapital nominell vollständig zurückzubekommen, während kaum Chancen bestehen, die Inflationsraten zu verdienen. Hingegen sollten bei einer substantiellen Beimischung von Aktien erhebliche Zinseszinseffekte erzielt werden können, wobei freilich eine durchdachte Vorgehensweise erforderlich sein wird. Allerdings gibt es durchaus Möglichkeiten, mit bewährten Strategien auch als Nicht-Fachmann die bei Aktien stets gegebenen Risiken zu minimieren, ohne auf teure Experten zurückgreifen zu müssen.
Wie funktioniert das „Cost-Averaging“?
Der einfachste Weg zu diesem Ziel ist das sogenannte „Cost-Averaging“. Dieser Strategie basiert auf dem simplen Prinzip, regelmäßig – also etwa jeden Monat oder jedes Quartal – einen stets gleich hohen Betrag in den Aktienmarkt zu investieren. Wenn die Kurse hoch sind werden folglich weniger Aktien gekauft, als wenn die Kurse niedrig sind, wodurch der durchschnittliche Einstandspreis systematisch heruntergemischt wird. Das erfordert zwar einen Veranlagungshorizont von mehreren Jahrzehnten, dafür wird jedenfalls der typische Fehler der Kleinanleger vermieden, am Höhepunkt eines Booms einzusteigen und nach dem Crash zu Tiefstpreisen zu verkaufen.
Psychologisch ergibt sich zudem der angenehme Nebeneffekt, dass bei fallenden Kursen nicht der Ärger über die Verluste im Vordergrund stehen muss, sondern deutlich zu sehen ist, dass um dasselbe Geld einfach mehr Aktien ins Portfolio kommen – was natürlich nur bei einer langfristigen Betrachtung einen sinnvollen Gedankengang darstellt.
Investitionen in den passenden Index
Als Investitionsziel bieten sich hier Zertifikate an, die mittlerweile auf alle relevanten Aktienindizes begeben werden. Bevorzugt werden sollten hier möglichst weit gestreute und marktbreite Indizes, etwa den Eurostoxx 600, oder der Weltindex MSCI World, die die 600 größten Unternehmen Europas bzw. 1.612 Aktien aus 23 Ländern abbilden.
Um die Käufe entsprechend variieren zu können sollte das Zertifikat, das letztendlich ausgewählt wird, jedoch maximal ein Zehntel des monatlichen Investitionsbetrages kosten, bei einer monatlichen Investition von 100 Euro also maximal zehn Euro. Jeden Monat werden dann einfach so viele Anteile gekauft, wie für die 100 Euro zu bekommen sind, wobei der Rest auf den nächsten Monat vorgetragen wird, was Online kaum fünf Minuten an Zeit erfordern sollte und bei geschickter Auswahl des Brokers und des Anlageziels nur minimale Spesen kosten sollte.
Wer sich nun stur an diese Regel hält, der sollte bei einem über 30 Jahre nominell eingezahlten Kapital von 36.000 Euro selbst bei einem ungünstigen Auszahlungszeitraum mindestens das Doppelte herausbekommen. Wobei gegen Ende der Laufzeit jedoch darauf geachtet werden sollte, die Strategie an die konkreten Lebensumstände anzupassen, also etwa in Dividendenpapiere umzuschichten um nach Pensionsantritt regelmäßige Auszahlungen zu erhalten oder in Anleihen umzuschichten um das Aktienrisiko herauszunehmen.